Nach einem vergleichsweise seismisch ziemlich ruhigen Juni, erschütterte gestern Abend (23. Juni) eine Reihe von schweren Erdbeben innerhalb weniger Stunden den Planeten. Begonnen hat diese mit einem Schwerbeben (M 6.9) bei den Kermadec-Inseln (Neuseeland) um 21.19 Uhr MESZ. Innerhalb einer Stunde folgten an gleicher Stelle drei weitere starke Erdbeben. Nach Korrekturen werden diese mit M 6.3, 6.2 und 5.9 angegeben. Bei andauernden kleineren Nachbeben setzte wenige Minuten später auf der anderen Seite des Pazifiks Aktivität ein. Aktivität in Form des zweitstärksten Beben des Jahres 2014 bisher: Magnitude 7.9 bei den Rat-Islands (Alaska) um 22.53 Uhr. Innerhalb weniger Stunden folgten vier Nachbeben um M 6.0, am morgen um 5.15 Uhr MESZ ein weiteres Schwerbeben mit M 6.6 westlich vom Hauptbeben.
Insgesamt gehen 6 der 8 schwersten Erdbeben im Monat Juni auf diese wenigen aktiven Stunden zurück.

Auch wenn diese markante Erdbebenserie ohne größere Konsequenzen blieb – der in Alaska ausgelöste Tsunami war klein und harmlos – war sie doch sehr auffällig. Erste Forscher des USGS äußerten bereits die Vermutung, dass das Alaska-Beben vom Kermadec-Beben verursacht worden sein könnte. Eine These, wie auf dem ersten Blick unwahrscheinlich scheint, liegen beide Orte doch fast 10000 Kilometer auseinander.

Doch es ist nicht das erste Mal, dass so etwas passiert. Die Theorie, dass ein schweres Erdbeben auf einer Seite einer Erdplatte zu einem anderen – noch stärkeren – Beben auf der anderen Seite der Erdplatte führt, existiert schon länger. In der Geschichte gibt es dutzende Beispiele für solche Ereignisse. Das wohl bekannteste ist das Große Andamanen Erdbeben an Weihnachten 2004 (M 9.3), welches den tödlichen Tsunami im Indischen Ozean verursachte. Diesem ging drei Tage vorher ein schweres Erdbeben (M 8.1) im Ozean am Südrand der Indoaustralischen Platte voraus.

Ein noch deutlicheres Beispiel von zwei Erdbeben innerhalb extrem kurzer Zeit, in dem Fall nur 30 Minuten, stammt aus dem Jahr 1906, wo am Morgen des 17. August (MESZ) Erdbeben der Stärke 7.8 und 8.2 zuerst Alaska und dann Chile trafen.

Auch im vergangenen Jahr wurde ein solches Doppelbeben registriert. Zuerst traf es am Abend des 23. Mai die Region Tonga-Kermadec (M 7.4) und am nächsten Morgen den fernen Osten Russlands (M 8.3).

Alles Zufall, oder besteht doch ein Zusammenhang?

Klar ist: Ein Zusammenhang wird in vielen Fällen von einigen Forschern vermutet, manche bestreiten einen Zusammenhang. Nachweisen lässt es sich nicht. Das Problem ist auch: Nicht jedem 7er Erdbeben im Westpazifik folgt ein 8er im Ostpazifik. Und nicht jedem 8er im Ostpazifik, geht ein 7er im Westpazifik voraus. Beispiele dafür sind die Megabeben in Japan 2011 und Chile 1960. Dies macht auch eine Nutzung dieses Schemas zur Erdbebenvorhersage oder zumindest als Vorwarnung unmöglich. Was bleibt ist das Wissen, dass Erdbeben weiterhin viele Geheimnisse bergen, und dass es in der noch jungen Erdbebenforschung in Zukunft viel zu entdecken gibt.

Schwere Erdbeben im Nord- und Südpazifik - Auch am Tag danach werden an beiden Orten noch starke Nachbeben registriert
Schwere Erdbeben im Nord- und Südpazifik – Auch am Tag danach werden an beiden Orten noch starke Nachbeben registriert