Neues aus dem Ruhrgebiet: Insgesamt 28 Erdbeben wurden in Haltern am See (Kreis Recklinghausen) in den letzten 13 Tagen verzeichnet. Die meisten knapp unter Magnitude 2.0 und somit im Bereich des Spürbaren. Von Zeugen wissen wir, dass einige Beben deutlich spürbar waren. Besonders die stärksten, die von Erdbebendiensten (Bensberg, BGR) mit M 2.0 bis 2.3 angegeben werden, ließen Bewohner aufschrecken. Ein Beben trat im benachbarten Marl (Ortsteil Sickingmühle) auf. Alle Erdbeben sind hier aufgelistet.
Auswertungen der Daten von der Ruhruniversität, welche die bergbauinduzierten Beben im Ruhrgebiet erfasst, wurden für die letzten Tage noch nicht veröffentlicht. Entsprechend könnte die Zahl der Beben höher liegen, als bisher bekannt.
Eine so hohe Anzahl an Beben innerhalb kurzer Zeit ist selbst im Umfeld der Zeche Auguste Victoria, die Ende des Jahres ihren Betrieb einstellen wird, ungewöhnlich. Ähnliche Aktivitäten wurden zuletzt Mitte November, im Vorfeld des „großen“ Erdbebens (M3.5) beobachtet. Aber selbst dort blieben die meisten Beben unter Magnitude 1.5.
Anwohner der nächstgelegenen Stadtteile Lippramsdorf, Freiheit, Eppendorf und Bergbossendorf sollten bedenken, dass es bis zur Einstellung der Steinkohleförderung (und in den Jahren danach) weiterhin Erdbeben geben wird. Auch so starke, wie vor zwei Monaten, wo es Schäden an einigen Gebäuden gab, sind weiterhin möglich. Entsprechende Vorkehrungen (z.B. um Verletzungen durch herabstürzende Gegenstände zu vermeiden) sollten getroffen werden.

Die meisten Erdbeben in Haltern traten in den frühen Morgenstunden oder am späten Abend auf. Zeiten, wo in der Regel die meisten Personen Erschütterungen wahrnehmen.

Wer ein Erdbeben spürt, auch welche, die noch nicht von Erdbebendiensten gelistet werden, kann diese an uns oder an die Erdbebendienste melden.

Zur allgemeinen Erklärung: Bergbauinduzierte Erdbeben unterscheiden sich in einigen Punkten von normalen Beben.

1. Intensität: Induzierte Beben treten in flachen Tiefen von meist unter zwei Kilometern auf. Dies führt dazu, dass die Intensitäten (oder auch Schwinggeschwindigkeiten), maßgebend für das „Zerstörungspotential“, um ein bis zwei Stufen höher sind. Somit kann zum Beispiel ein induziertes Erdbeben mit Magnitude 4 am Epizentrum Schäden verursachen (Intensität VI, Schwinggeschwindigkeit 10-15 cm/s), die sonst nur von Beben um Magnitude 5 zu erwarten wären.
2. Schüttergebiet: Induzierte Erdbeben sind meist nur direkt am Epizentrum und in wenigen Kilometern Entfernung spürbar. Beim Beben am 15. November 2014 umfasste das Schüttergebiet nur Teile von Haltern, Marl und Dorsten. (Radius ~ 5 km) Tektonische Beben vergleichbarer Stärke (Beispiel: Albstadt M3.1 am 29. Oktober 2014) sind noch 15, teils 20 km vom Epizentrum deutlich spürbar. (Auf Haltern übertragen wären davon Städte wie Gelsenkirchen, Recklinghausen, Dülmen oder Borken betroffen)
3. Nachbeben: Induzierte Erdbeben haben in der Regel keine Nachbeben, wie die meisten tektonischen Erdbeben. Die können alleine auftreten, oder als Schwarm. Dem Beben am 15. November ging eine Art Schwarm von „Vorbeben“ voraus. Die Aktivitätsphase endete abrupt mit dem „Hauptbeben“. Dies kann von Fall zu Fall unterschiedlich sein.