Heute vor genau 23 Jahren, am 13. April 1992, erschütterte ein Erdbeben Deutschland, Niederlande und Belgien, wie es seit Jahrhunderten nicht mehr beobachtet wurde. Mit Magnitude 5.9 das stärkste seiner Art seit (mindestens) 236 Jahren in Westdeutschland und angrenzenden Regionen. Schwere Schäden im Raum Aachen-Heinsberg, aber auch in Köln waren die Folge. Viele Menschen wurden verletzt, eine Person starb. Es hätte noch viel schlimmer kommen können. Wäre das Erdbeben am Tag passiert, wären mehr Menschen auf den Straßen gewesen und somit von herabfallenden Trümmern getroffen und verletzt worden. Zudem kommt eine vergleichsweise groß Tiefe. Ein flacheres Erdbeben wäre deutlich schlimmer gewesen.

Fazit: Deutschland, die Niederlande und Belgien hatten Glück im Unglück.

Es war nicht das erste und nicht das letzte große Erdbeben in Deutschland. Nicht nur der Westen, auch andere Bundesländer sind stark erdbebengefährdet. Zum Beispiel die Region Albstadt, mit drei Starkbeben (Magnitude 6.1 1911, Magnitude 5.6 1943, Magnitude 5.7 1978) im letzten Jahrhundert. Aber auch alle Regionen entlang des Rheins, sowie Teile von Ostdeutschland, sind gefährdet. Kleinere Ereignisse, wie die Erdbebenserie südlich von Darmstadt, die Erdbeben in Düsseldorf und das Erdbeben bei Karlsruhe geben uns immer wieder ein Zeichen, dass Deutschland und seine großen Städte in naher Zukunft wieder von einem großen Erdbeben getroffen werden könnten, wie so oft in den vergangenen 1000 Jahren. Wo es einmal ein Erdbeben gab, wird es wieder Erdbeben geben. Dazu gehören auch Orte abseits der großen Deutschen Erdbebenregionen. Stellvertretend können hier Cottbus (Brandenburg), Bielefeld (NRW) und Rostock (Mecklemburg-Vorpommern) genannt werden.

Leider werden diese Zeichen immer wieder ignoriert. Deutschland ist ein Erdbebenland. Eines der wenigen weltweit, das unvorbereitet ist. Woanders finden in Schulen und Behörden regelmäßig Erdbebenübungen statt. Darunter unsere Nachbarn, Österreich und die Schweiz, aber auch weniger gefährdete Länder wie Südkorea. In Deutschland ist es anders. Hier wird die Gefahr größtenteils ignoriert. Zwar gibt es Übungen für Feuerwehr und andere Rettungsdienste, die Bevölkerung selbst bekommt aber nur wenig davon mit. Stattdessen wird in der Schule gelehrt, um aus eigener Erfahrung zu sprechen, dass es in Deutschland keine Erdbeben gibt, oder wenn, dann nur ganz kleine. Wenn denn das Thema überhaupt angesprochen wird.
Bei der Bauweise gibt es Richtlinien, die für „durchschnittliche“ Erdbeben ausgelegt sind.

Es liegt an jedem Einzelnen, ob er sich auf die Bedrohung einstellt oder nicht.
Zugegeben, starke Erdbeben in Deutschland sind selten. Aber selten genug um sie komplett zu ignorieren? Nein.

Daher möchten wir den Jahrestag nutzen, um auf das Risiko aufmerksam zu machen. Menschen, die in den Gefahrenzonen von Deutschland und anderen Nationen leben, sollten wissen, was zu tun ist, um bei einem Erdbeben die größte Chance haben, unverletzt zu bleiben. Das nächste Beben kommt bestimmt. Bestimmt ohne Vorwarnung!

Die folgende Infografik darf gerne weiter verwendet werden.

Roermond anniversary

Wichtig: Rennen Sie nicht panisch aus dem Haus! Die meisten Verletzungen kommen dadurch zustande, dass Menschen draußen von herabstürzenden Schornsteinen, Gesimse, oder Glasscherben getroffen werden.
Ausführliche Tipps und Empfehlungen sind hier aufgelistet: http://juskis-erdbebennews.de/verhalten-bei-schweren-erdbeben/

Jeder kann individuell Vorbereitungen treffen, oder mit seinem Betrieb eine Erdbebenübung durchführen. Hinweise, wie dies durchzuführen haben, finden Sie auf www.shakeout.org . Dort haben Sie auch die Möglichkeit, sich für die offizielle weltweite Erdbebenübung am 15. Oktober 2015 zu registrieren.

Was Westdeutschland angeht, war Roermond das bisher letzte einer Reihe von großen Erdbeben. 1640, 1673, 1692, 1756, 1828, 1841, 1878, 1951 um nur ein paar der jüngsten Beispiele zu nennen. Und all das ist nur „moderat“, im Vergleich zu dem, was es viel früher, zu Neanderthalers Zeiten, eventuell gegeben hat. Forscher haben Hinweise auf solche starken Beben (Magnitude 6.5 bis 7.0) gefunden, welche durchschnittlich alle paar Zehntausend Jahre eintreten. Besonders für Köln sind diese Entdeckungen interessant, da das Stadtzentrum nur 15 Kilometer von der aktivsten Verwerfung des Niederrheins, dem Erft-Sprung, entfernt liegt.

Entsprechend der Gefahr wurden die Bauvorschriften für neue Häuser dahingehend verbessert, dass diese starke Erdbeben, wie im Jahr 2002, unbeschadet überstehen müssen. Aber jedes Bauwerk hat seine Grenzen. Irgendwann werden diese Grenzen überschreitet. Spätestens dann, wenn Menschen zu schaden kommen, wird wieder jedem die Gefahr bewusst sein. Aber wird dies dauerhaft so sein?

Haben Sie das Roermond Erdbeben 1992 am eigenen Leib erlebt? Dann schreiben Sie einen Kommentar und erzählen Sie uns ihre Roermond-Geschichte! Danke!

 

Bericht ursprünglich von 13. April 2014