Hessen Darmstadt und Mühltal im zweiten Jahr

Ober-Ramstadt, 15.03.2015
In O.R. war das nächtliche Beben (4;08 Uhr) als kurzer aber starker lauter explosionsartiger Knall zu spüren. Unser Haus hat kurz gewackelt. Als leicht würde ich diesen Erdstoß nicht bezeichnen. Das Nachbeben habe ich nicht mehr wahrgenommen, obwohl ich mich zu diesem Zeitpunkt noch vom ersten Schreck erholen musste, bevor ich wieder einschlafen konnte.

Die im vergangenen Jahr begonnene Erdbebenserie im Landkreis Darmstadt-Dieburg hat sich auch ins Jahr 2015 fortgesetzt – ohne ein Ende zu finden. Über das ganze Jahr verteilt wurden uns immer wieder aus Mühltal, Ober-Ramstadt, Groß-Bieberau und Reinheim leichte Erdbeben gemeldet – teils ohne, dass Erdbebendienste Daten dazu hatten. Ursache einiger dieser Erschütterungen sind wahrscheinlich Sprengungen im Steinbruch. Ein Zeichen, wie die inzwischen erdbebenerprobten Hessen auf Erschütterungen reagieren. Auch ein heftiges Gewitter im Sommer wurde von vielen zunächst als Erdbeben aufgefasst.
Ähnliche Situation in Neukirchen im Schwalm-Eder-Kreis, wo die Sprengungen im Frühjahr dreimal die Wände der Anwohner erzittern lassen hat.
Die stärksten echten Beben bei Darmstadt traten im Frühjahr auf und überschritten Magnitude 2. Am 15. März kam es infolge eines Erdbebens (M2.8) in Darmstadt zu einem Wasserrohrbruch. Anwohner aus Mühltal berichteten von neuen Rissen in ihren Häusern.Im Laufe des Jahres war die Aktivität rückläufig. Ein Ende des Schwarmes ist somit absehbar.

Übrige Erdbeben in Hessen blieben unter der Spürbarkeitsgrenze. Hessen kommt auf insgesamt 25 Erdbeben.

Die wichtigsten Erdbeben in Hessen

[table id=12 /]

In Bayern hat „der Teufel den Watzmann gepackt“

Berchtesgaden, 29.12.2015
22.00 Uhr 29.12.15. das Haus hat kurz vibriert. Auf dem Sofa hat man es eindeutig gespürt! Ca 3 sek lang. Nachbarn sind auf die Balkone gekommen, da sie es auch wahrgenommen haben. Keine sichtbaren Schäden

Während ein international bekannter Fußballverein aus der Region in der Regel möglichst schnell alles klar macht, brauchen die Erdbeben ein Jahr Anlauf, um den Gipfel zu erreichen. Die ersten kleinen nicht spürbaren Erdbeben rund um Ramsau im Berchtesgadener Land hat es bereits kurz vor Weihnachten gegeben. Am Abend des 29. Dezembers traf dann, nach einem weiteren kleinen Vorbeben am Morgen, das „große“ Hauptbeben ein. Mit Magnitude 3.0 war es das drittstärkste in Deutschland in diesem Jahr und das stärkste in Bayern seit 2012. Bis nach Bad Reichenhall reichte das Schüttergebiet, auch angrenzende Regionen im Salzburger Land und in Tirol (Österreich) spürten die Auswirkungen. Für Anwohner erschreckend verglichen einige das Ereignis mit der satanistischen Entführung des Bad Reichenhaller Hausberges. Schäden wurden jedoch bisher nicht festgestellt.
Die Aktivität in Bayern beschränkte sich auch sonst überwiegend auf den Alpenraum. Sieben der 14 Erdbeben traten im Berchtesgadener Land auf, eines in Kempten und eines in Garmisch-Patenkirchen. Kein weiteres Erdbeben in Bayern war spürbar, nur ein Erdbeben im Vogtland (siehe Abschnitt zu Sachsen) wurde auch in Bayern wahrgenommen.

Die wichtigsten Erdbeben in Bayern

[table id=15 /]

Überflieger Leipzig-Halle

Leipzig, 16.04.2015
Ca. 8.45 Uhr habe ich zwei unmittelbar aufeinanderfolgende Erschütterungen gespürt, wobei diese noch einige Sekunden nachgewirkt haben. Insgesamt würde ich sagen, dass das Ganze etwa 20 bis 30 Sekunden zu spüren war. Da ich in einem älteren Gebäude in der zweiten Etage sitze, waren diese Erschütterungen so stark zu spüren, dass ich es etwas beunruhigt war. Ich dachte zuerst an eine Explosion oder Unfall auf der Baustelle nebenan. Noch nie habe ich bisher ein Beben in irgend einer Weise wahrgenommen. Die Hunde im Park ließen sich davon allerdings nicht beirren.

Es kommt selten vor, dass das stärkste Erdbeben eines Jahres in den östlichen Bundesländern verzeichnet wird. Wenn, dann meist im Vogtland. Dieses Mal traf es Sachsen-Anhalt. Direkt an der Grenze zu Sachsen nahe des Flughafens Leipzig-Halle kam es am 16. April zum Beben der Stärke 3.5. Eine beachtliche Größe für diese Region. Mit 26 Kilometern Herdtiefe war es zudem eines der tiefsten in Deutschland. Die Folge: Abgeschwächte Intensität (nur wenige Gebäude mit leichten Schäden), aber ein großes Schüttergebiet. Der gesamte Süden von Sachsen-Anhalt und der gesamte Nordwesten von Sachsen, einschließlich Leipzig, Halle, Grimma und Naumburg erlebte das Beben am frühen Morgen. Selbst in Gera (Thüringen) wurde es vereinzelt wahrgenommen. Ein Nachbeben der Stärke 2.1 blieb unbemerkt. Weitere Erdbeben über M1 in Sachsen-Anhalt wurden nicht registriert.
Sachsen kam auf insgesamt acht Beben, davon ein bergbauinduziertes (M2.2) bei Marienberg im Erzgebirge am 5. September. Fünf Erdbeben traten im Vogtland (auf deutscher Seite) auf, eines am 16. August mit Stärke 2.1 war in Bad Brambach, sowie im bayrischen Selb spürbar. Von der erdbebenaktivität des Vorjahres war das Vogtland weit entfernt.

Die wichtigsten Erdbeben in Sachsen (SN) und Sachsen-Anhalt (ST)

[table id=14 /]

Rheinland-Pfalz: Mainz und die Kraftwerke

Insheim, 07.10.2015
Das heutige Beben (1.8) war sowohl spürbar als auch akustisch wie ein dumpfer Knall wahrnehmbar. Selbst die Mikrobeben ~ 1.0 sind teilweise als ein leichtes Zittern zu spüren, aber so gut wie immer „hörbar“ (Wohnort ca. 2 km von Geothermiekraftwerk entfernt).

Rheinland-Pfalz verzeichnete im zweiten Jahr in Folge eine geringe Erdbebenaktivität. Zwar erfasste der Erdbebendienst Südwest 53 Erdbeben über Magnitude 1, doch sind 17 von ihnen die Folge der Geothermiekraftwerke in Insheim und Landau. Die dortigen Erdbeben waren mit maximal Stärke 1.8 (am 7. Oktober) zwar nicht sehr stark, aber in vielen Fällen rund ums Epizentrum spürbar. Vor allem nach der Wiederinbetriebnahme in Insheim im Sommer war die Erdbebenaktivität hoch. Zum Jahresende hin beruhigte sich die Situation.
Die tektonischen Erdbeben traten überwiegend im Landkreis Mayen-Koblenz auf, welches üblicherweise die aktivste Erdbebenregion des Landes darstellt. 21 wurden dort verzeichnet. Das stärkste am 27. Februar bei Ochtendung erreichte Magnitude 1.9 und war als einziges spürbar. (Eine Sprengung in Nickenich wenige Wochen zuvor wurde von Erdbebendienst mit Magnitude 1.7 angegeben und wurde auch von Anwohnern als solches wahrgenommen.)
Im Ranking der Erdbebenanzahl liegt Mayen-Koblenz damit auf dem zweiten Platz.
Ebenfalls spürbar: Das stärkste Erdbeben in diesem Jahr in Rheinland-Pfalz. Wie es der Zufall so will lag das Epizentrum in der größten Stadt des Landes. Magnitude 2.2 am 1. September in Mainz ließ die meisten Bewohner unbeeindruckt. Es war das einzige Erdbeben in der Landeshauptstadt.

Die wichtigsten Erdbeben in Rheinland-Pfalz
[table id=17 /]

Thüringen und der (Alt-)Bergbau

27.10.2015, Sondershausen
Wie angegeben, Punkt 16.11 Uhr wie eine Art „Doppelwelle“ mit Schwankungen im Gebäude (4. Etage), keine Schäden erkennbar…

Von den sechs Erdbeben in Thüringen sind vier direkt auf den Bergbau zurückzuführen. Eines ist besonders hervorzuheben. Am 27. Oktober bebte es in weiten Teilen von Sondershausen, teils mit kräftigen Erschütterungen. Stärke 2.1 wurde registriert, Schäden blieben aus. Schon in der Vergangenheit führte der Bergbau dort zu solchen Ereignissen.
Das stärkste Erdbeben des Jahres trat am 29. August nördlich von Gera auf und wurde (aufgrund der Tiefe von 12 Kilometern nur vereinzelt) bis nach Sachsen-Anhalt verspürt.
Insgesamt wurden in Thüringen, einschließlich Mikrobeben, über 700 Ereignisse registriert.

Die wichtigsten Erdbeben in Thüringen
[table id=16 /]

Schleswig-Holstein erlebte möglicherweise ein ungewöhnliches Erdbeben, wobei nicht exakt geklärt ist, ob es sich um ein tektonisches Ereignis handelte: Am 11. November soll ein Erdbeben der Stärke 2.5 bei Rendsburg aufgetreten sein. Ob es spürbar war ist nicht bekannt, entsprechend gibt es auch keine Belege für die Echtheit. Die Daten stammen von Geofon.
Noch stärker: Zwei angebliche Erdbeben vor der (Ostsee-)Küste des Landkreises Schleswig-Flensburg, Magnitude 2.8, registriert von Geofon am 28. April. Auch hier fehlen Bestätigungen von Zeugen.
Da alle drei Erdbeben zur Mittagszeit stattfanden, könnten Sprengungen die Ursache sein.

An den Erdgasfeldern in Niedersachsen wurden sechs Erdbeben um Magnitude 2 registriert. Zwei in Langwedel am 6. Dezember (M1.9) und in Sulingen am 29. Dezember (M1.9) waren nachweislich spürbar. Von den Erdbeben in Bathel (14. August, M1.8), Staffhorst (13. Juli, M2.1 und 2. Mai, M1.9) und Großenkneten (5. Juni, M1.9) erhielten wir keine Meldungen.

Im Saarland wurde nur ein Erdbeben (M1.7) am 4. August in Losheim am See verzeichnet. Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg, Bremen, Berlin und Brandenburg bliebe erdbebenfrei.

Landkreise mit den meisten tektonischen Erdbeben ab Magnitude 1.0
Zollernalbkreis (BW) 24 Erdbeben
Mayen-Koblenz (RLP) 21 Erdbeben
Breisgau-Hochschwarzwald (BW) 21 Erdbeben
Darmstadt-Dieburg (HE) 13 Erdbeben
Düren (NRW) 11 Erdbeben
Lörrach (BW) 11 Erdbeben

Österreich verzeichnete, wie Deutschland, einen Rückgang der Aktivität im Vergleich zum Vorjahr. Insgesamt 39 Erdbeben waren dort, nach Angaben der ZAMG, spürbar. Sieben dieser Erdbeben hatten ihren Ursprung in Nachbarländern. Das stärkste Erdbeben in Österreich am 22. Februar erreichte Magnitude 3.0. Kein österreichisches Erdbeben war bis Deutschland spürbar.
Ausführliche Informationen auf der Homepage der ZAMG.
In der Schweiz wurden insgesamt 42 Erdbeben mit Magnitude 2 oder mehr verzeichnet. Die meisten von ihnen waren spürbar. Drei von ihnen erreichten Magnitude 3.1, ein weiteres Magnitude 3.0.
Weitere Informationen auf der Homepage des SED.
Das stärkste Erdbeben in Frankreich trat am 6. November nahe des Alpenortes Barcelonnette auf und verursachte leichte Schäden, es erreichte Magnitude 4.4. An gleicher Stelle wurde im Frühjahr 2014 ein Beben der Stärke 5 verzeichnet, das schwere Schäden verursachte. Im Grenzbereich zu Deutschland wurden keine signifikante Erdbebenaktivität aufgezeichnet. Eine Reihe von Beben über Stärke 3 trat im Nordwesten des Landes (Bretagne, Loire) auf.
Der belgische Erdbebendienst registrierte insgesamt 15 tektonische und 63 induzierte Beben. Von den tektonische Beben war nur eines am 13. Mai stärker als M2: Es erreichte Magnitude 2.9 und war im Osten des Landes und angrenzenden Gebieten Deutschlands vereinzelt spürbar (23 km Tiefe).
In den Niederlanden dominierten erneut die Erdbeben in den Erdgasfeldern in Groningen. Hinzu kommt eine leichte Aktivität in der Region Drenthe, wo ebenfalls Erdgas gefördert wird. In Groningen wurden sechs Erdbeben aufgezeichnet, die so stark waren, dass sie Gebäude beschädigten. Das stärkste am 30. September erreichte M3.1. Am gleichen Tag: Das stärkste Erdbeben in Drenthe mit Magnitude 2.3. Insgesamt gingen infolge dieser Erdbeben über 1600 Schadensmeldungen bei den Betreibern der Anlagen ein. Ebenfalls Magnitude 2.3 erreichte das stärkste tektonische Erdbeben am 30. November nahe des Ortes Weert in Limburg.
Dänemark verzeichnete keine spürbaren Erdbeben. Jedoch wurden zum Ende des Jahres vor der Nordseeküste des Landes einige Beben registriert, das stärkste laut britischer Geologiebehörde mit Magnitude 4.0. Im nahe gelegenen schwedischen Göteborg wurde am 29. Juli ein deutlich spürbares Erdbeben der Stärke 2.9 registriert. Dieses verursachte einzelne leichte Schäden.
Außer den bergbauinduzierten Erdbeben im Süden des Landes, blieb Polen größtenteils erdbebenfrei. In Schlesien folgte am 17. April auf ein Beben der Stärke 4.2 ein Grubenunglück, bei dem 2 Menschen ums Leben kamen. Kleinpolen, trotz Bergbau in der Regel eher ruhig, erlebte im Herbst drei Erdbeben bis Magnitude 3.7 in deren Folge hunderte Häuser teils schwer beschädigt wurden.
In Tschechien wurde bei einem induzierten Erdbeben (M3.1) in der Mährisch-Schlesischen Region am 27. Mai ein Gebäude beschädigt.

Das Jahr war in allen Regionen Mitteleuropas ein ruhiges ohne große Erdbeben. In anderen Teilen der Welt war das Glück jedoch nicht auf der Seite der Bewohner. Vor allem in den zentralasiatischen Staaten traten das ganze Jahr über starke bis schwere Erdbeben auf, die teils tausende Häuser zerstörten. Mehr dazu am 31. Dezember in einem ausführlichen Rückblick auf die großen Erdbeben des Jahres.