Island – Während sich die Fußballer (und Fans) bei der EM in Frankreich von ihrer besten Seite präsentieren, gibt sich die heimische Tektonik einen Einblick in das, was den Inselstaat ausmacht.

Seit mehreren Tagen ist die Erdbebenaktivität in Teilen des Landes recht hoch. Bereits in der vergangenen Woche hat es einen kleinen Bebenschwarm südlich von Reykjavik gegeben. Ein Gebiet, das allgemein als eines der aktivsten des Landes gilt. In dieser Woche setzte zudem leichte Erdbebenaktivität am Gletschervulkan Katla ein. Bei beiden Ereignissen waren die Magnituden sehr gering, überwiegend unter M2.0. Am Vulkan Katla war zu beobachten, dass die Erdbebenherde in 10 bis 15 Kilometern Tiefe lagen. Hinweise auf ansteigende vulkanische Aktivität gibt es nicht.

Nördlich der Katla befindet sich das Vulkansystem des Torfajökull. An diesem verzeichnete die Isländische Meteorologiebehörde (IMO) am Donnerstag (24.) ein recht „kräftiges“ Erdbeben mit Magnitude 3.1. Dieses wurde an einem nahe gelegenen Campingplatz verspürt, richtete aber keine Schäden an. Es war ein tektonisches Erdbeben am Rand der Caldera, dem mehrere kleine Nachbeben folgten.

Am heutigen Samstag (26.) zeigte ein anderer Vulkan hohe Erdbebenaktivität: Bardarbunga. Das System im Norden des Gletschers Vatnajökull machte in den vergangenen beiden Jahren (2014 und 2015) durch eine spektakuläre Eruption mit hoher Erdbebentätigkeit auf sich aufmerksam, die aber keine schweren Verluste verursachte. Seit einigen Stunden wird rund um die subglaziale Caldera, die sich während der Eruption absenkte, erneut Erdbebenaktivität verzeichnet. Drei große Erdbeben, Magnitude 4.0, 3.2 und 3.9, registrierte die IMO am Nachmittag. Am Morgen ereignete sich bereits ein Beben der Stärke 3.5. Bereits am Donnerstag hat es mit einem M3.2 ein größeres Erdbeben gegeben.
Auch diese Erdbebenaktivität scheint im Moment nicht mit vulkanischer Aktivität zusammenzuhängen. Bereits im Mai und Anfang Juni wurde am Vulkansystem Bardarbunga erhöhre Erdbebenaktivität registriert. Die Ereignisse waren dabei aber von geringerer Magnitude.

Ebenfalls erwähnenswert: Ein Erdbebenschwarm am bekannten Tafelvulkan Herdurbreid im Zentrum von Island, der zum Vulkansystem Askja gehört. 20 Mikrobeben in 48 Stunden wurden registriert, davon der Großteil am Samstag.

Die hohe Erdbebenaktivität in weiten Teilen der Insel kommt in etwa zeitgleich mit neuen Forschungsergebnissen zur Hekla, dem wohl bekanntesten (und am einfachsten auszusprechenden) Vulkan des Landes. Geophysiker der Universität Reykjavik haben herausgefunden, dass die Magmakammer des Vulkans, der zuletzt 2000 ausbrach, zur Zeit unter enormen Druck steht, der sich jederzeit in einer Eruption abbauen könnte. Hekla ist dafür bekannt, praktisch ohne Vorwarnung auszubrechen. Entsprechend warnten die Forscher davor, den Vulkan zu betreten. Eine offizielle Warnung oder eine Anhebung der Warnstufe von Seiten der IMO gibt es nicht.

Somit gibt es zur Zeit keine akuten Hinweise auf bevorstehende Vulkanausbrüche auf Island. Gefährdet sind aktuell nur die Engländer, die gestern bereits ein Brexit-Beben erlebt haben. 😉

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