November: Todesbeben im Iran mit Langzeitwirkung
Es war der Monat mit den meisten Erdbeben und auch der Monat mit den meisten Erdbebenschäden. 15 Erdbeben über Magnitude 6 haben sich in den 30 Tagen des Novembers ereignet. Grund für die hohe Zahl an Erdbeben ist vor allem ein großer Schwarm vor der Küste von Neukaledonien mit fünf Beben über M6, davon eins mit M7.0. Alle Erdbeben blieben folgenlos.
Das stärkste Beben des Monats mit Magnitude 7.3 traf aber am 12. November nicht eine unbesiedelte Meeresregion, sondern eine der gefährdetsten Regionen der Welt: Die Grenzregion von Iran und Irak.
Mit Epizentrum in der Iranischen Region Kermanschah umfasste die Bruchfläche auch Gebiete des Nachbarlandes. Da es sich um eine Überschiebung mit geringem Eintauchwinkel handelte, war die Bruchfläche, auf die Horizontale projiziert, relativ groß und entsprechend auch das betroffene Gebiet. Um Umkreis von über 100 Kilometern sind Gebäude zerstört und Menschen getötet worden. Neben den größeren Städten der Region waren es besonders die kleineren Dörfer, die unter der Katastrophe gelitten haben. Mit einer Opferzahl von 629, so die aktuellen Behördenangaben, war es weltweit das tödlichste Erdbeben der letzten Jahre. Hinzu kommen über 15.000 Verletzte und 840.000 Obdachlose in beiden Ländern. Der Impakt-Wert (3,90) übertrifft hier den der Mexiko-Sequenz, obwohl die genaue Zahl der beschädigten und zerstörten Gebäude nicht bekannt geworden und wahrscheinlich unterschätzt ist.
Noch verheerender als das Erdbeben selbst sind die Wochen danach gewesen. Einiger Dörfer mussten viele Tage auf Hilfskräfte warten, ohne Nahrung, Strom und Trinkwasser. Noch immer ist die Versorgung der hunderttausenden Obdachlosen ein kritisches Thema. Es mangelt an allem, auch da viele internationale Hilfsangebote abgewiesen worden sind. Iranische Medien berichteten nach Weihnachten zunehmend von ansteigenden Suizid-Raten im Erdbebengebiet. Zudem sollen zahlreiche Menschen erfroren sein, da nicht genügend Notunterkünfte zur Verfügung stehen.
Die humanitäre Krise trägt in Kermanschah auch zu den Protesten gegen die bestehende politische Situation bei.
Möglicherweise hatte das schwere Erdbeben aus weitreichende tektonische Konsequenzen. Jedenfalls ist nach dem Ereignis im gesamten Land die Erdbebenaktivität stark angestiegen. In fast allen Regionen des Iran hat es im November und Dezember moderate Erdbeben gegeben, die auch die Bevölkerung stark beunruhigen.
So gab es unter anderem am 23. November ein Erdbeben der Stärke 4.3 in Lorestan, bei dem 34 Menschen durch Panik verletzt wurden.

Doch auch außerhalb des Irans gab es einige folgenschwere Erdbeben.
Zu nennen ist hier besonders das Beben (M5.4) in Südkorea am 15., das zu Schäden an über 3000 Gebäuden geführt hat. 1100 Menschen mussten ihre Häuser verlassen, es gab 82 Verletzte (Impakt-Wert 1,65). Damit war es eines der folgenschwersten Beben in der Geschichte von Südkorea. Zum Ursprung des Bebens gibt es offene Fragen. So liegt das Epizentrum nur wenige hundert Meter von einem Geothermie-Kraftwerk entfernt, das erst Anfang des Jahres in Betrieb genommen wurde. Ein Zusammenhang ist denkbar.
Weiterhin verursachte ein Erdbeben (M6.5) am 17. in Tibet schwere Schäden. 6000 Gebäude waren betroffen, 2000 Menschen wurden obdachlos (1,76).
In Indonesien setzte sich die relativ hohe Erdbebenaktivität vom Oktober fort. So wurden am 18. durch ein Beben der Stärke 5.8 und vielen kleineren auf Morotai hunderte Gebäude zerstört. Es gab 30 Verletzte (1,15).
Mit knapp 4000 beschädigten Gebäuden gehört auch ein M5.0 in der Chinesischen Provinz Chongqing am 23. zu denen mit großen Auswirkungen (1,51).
Kleinere Schäden verursachte im Verlaufe des Monats eine Erdbebenserie in der türkischen Region Mugla.
Sieben verletzte und hunderte beschädigte Gebäude brachte ein M5.2 in Aserbaidschan am 15.
Relativ wenig weiß man über die Situation in der Kongolesischen Region Sud-Kivu, nachdem Ende November und Anfang Dezember mehrere moderate Beben nahe der Stadt Bukavu aufgetreten sind. Lokale Medien berichten von zerstörten Gebäuden in mehreren Dörfern und Gemeinden. Menschen vor Ort berichten, es soll zahlreiche Verletzte, möglicherweise auch Todesopfer gegeben haben. Informationen von Behörden zu den Auswirkungen gibt es nicht. Dies lässt befürchten, dass auch nach den Erdbeben die Situation für die betroffenen Menschen kritisch geblieben sein könnte.

Übersicht
Seite 1: Zahlen und Fakten
Seite 2: Januar – Jahrhundert-Beben in Madagaskar, Fracking-Rekord in China
Seite 3: Februar – Erste Katastrophe für die Philippinen
Seite 4: März – Panik in Rangun, Jahresrekord für glückliches Yunnan
Seite 5: April – Rekord in Botswana, Starkbebenserie auf den Philippinen
Seite 6: Mai – Erste Katastrophen für Iran und China
Seite 7: Juni – Doppelschlag für Guatemala, erstes Griechenland-Beben
Seite 8: Juli – Zweite Katastrophen für Philippinen und Griechenland
Seite 9: August – Katastrophe in Sichuan – Unglück auf Ischia
Seite 10: September – Katastrophenmonat in Mexiko
Seite 11: Oktober – Schwarmbeben in Indonesien
Seite 12: November – Todesbeben im Iran mit Langzeitwirkung
Seite 13: Dezember – Immer wieder Iran, Panik in Teheran
Seite 14: Zusammenfassung und Statistiken