Schon vor Beginn der instrumentellen Erdbebenüberwachung in Deutschland Anfang des 20. Jahrhunderts hat es in der Bundesrepublik immer wieder größere Erdbeben gegeben. Viele blieben aufgrund der verursachten Schäden und anderer Effekte dank Chronisten in Erinnerung.
Zur Adventszeit werfen wir einen Blick in die Erdbebenvergangenheit von Deutschland und stellen jeden Tag bedeutende Ereignisse aus der vorinstrumentellen Ära vor. 

12. Dezember: Das Mainz-Erdbeben 858

Bei der Überlieferung historischer Erdbeben (oder genereller Geschehenisse) gilt: Je länger Ereignisse zurückliegen, umso ungenauer und unvollständiger sind vorhandene Informationen. Während vom Ende des 18. Jahrhunderts relativ vollständige Aufzeichnungen von größeren seismischen Ereignissen und deren Auswirkungen vorliegen, beschränken sich die Überlieferungen aus dem ersten Jahrtausend, wenn überhaupt, nur auf die großen Erdbeben, die dann auch noch einen der größeren Orte getroffen haben.

So ist es auch mit dem Erdbeben des Jahres 858, das als eines der stärksten Erdbeben in der deutschen Geschichte gilt. Betroffen von diesem Erdbeben war die heutige Stadt Mainz. Dort, so die Überlieferungen von Chronisten, haben die starken (mindestens Intensität VII) zahlreiche Mauern einstürzen lassen. Teilweise ist von Todesopfern in zusammengebrochenen Häusern die Rede.

Dieses Erdbeben soll zudem der Auftakt einer längeren Erdbebenserie gewesen sein, die mehrere Jahrzehnte andauerte und immer wieder zu spürbaren, teils größeren Erdbeben geführt hat. Dies soll unter anderem nochmal im Jahr 872 der Fall gewesen sein.

Die umfangreichen Schäden im Stadtgebiet von Mainz, möglicherweise auch in umliegenden Orten, deuten auf ein Epizentrum in der Nähe der Stadt hin. Das Schüttergebiet umfasste, soweit bekannt, weite Teile des Oberrheingrabens, ebenso den Norden von Bayern und Teile von Hessen. Selbst in Worms soll es noch zu Gebäudeschäden gekommen sein.
In Katalogen wird das Beben somit mit einer Intensität von VII bewertet.

Auch in späteren Jahrhunderten hat es am nördlichen Oberrheingraben in Rheinland-Pfalz häufiger starke Erdbeben gegeben, so zum Beispiel im Jahr 1733 mit ähnlicher Intensität nahe Alzey, das auch in Mainz zu kleineren Schäden geführt haben soll. Die Ereignisse aus diesen Jahren stehen Beispielhaft für größere Schadenbeben, die auch in heutiger Zeit, besonders im Ballungszentrum Rhein-Main, massive Auswirkungen haben können. Paläoseismologische Untersuchungen zeigten, dass auch noch größere Erdbeben über Magnitude 6 denkbar sind.

(Geschätzte) Angaben zum Erdbeben 858
Datum: 1. Januar 858
Maximale Intensität: VII+
Schäden: Ja
Opfer: Ja
Lage des Epizentrums (mit großen Unsicherheiten):

Literatur
Leydecker, G. (2011). Erdbebenkatalog für Deutschland mit Randgebieten für die Jahre 800 bis 2008.
Sieberg, A. (1940). Beiträge zum Erdbebenkatalog Deutschlands und angrenzender Gebiete für die Jahre 58 bis 1799. na.