Schon vor Beginn der instrumentellen Erdbebenüberwachung in Deutschland Anfang des 20. Jahrhunderts hat es in der Bundesrepublik immer wieder größere Erdbeben gegeben. Viele blieben aufgrund der verursachten Schäden und anderer Effekte dank Chronisten in Erinnerung.
Zur Adventszeit werfen wir einen Blick in die Erdbebenvergangenheit von Deutschland und stellen jeden Tag bedeutende Ereignisse aus der vorinstrumentellen Ära vor. 

7. Dezember: Das Titisee-Erdbeben 1896

Über Erdbeben am Oberrheingraben haben wir bereits in einem früheren Teil dieser Serie geschrieben, weitere werden folgen. Aber auch abseits des Grabens können stärkere Erdbeben auftreten. Sowohl Schwarzwald als auch zu französischen Vogesen gehören zu den Gebieten, in denen in historischer Zeit Starkbeben aufgezeichnet wurden. Aber auch die Hintergrundseismizität ist in beiden Regionen, ähnlich wie im Oberrheingraben, relativ hoch.

Das bekannteste Beispiel für ein größeres Schadenbeben im Schwarzwald datiert auf den 22 Januar des Jahres 1896. In vielen Aufzeichnungen wird dieses Ereignis als Erdbebenserie deklariert, da dem Hauptbeben, das sich mitten in der Nacht ereignete, binnen weniger Stunden zahlreiche Nachbeben folgten. Eines dieser Nachbeben sei ähnlich stark wie das Hauptbeben zu spüren gewesen.

In der dünn besiedelten Region Schwarzwald fällt die Lokalisierung eines Erdbebens nur anhand von Intensitätsmeldungen schwierig, sodass trotz des relativ geringen Alters des Bebens eine Unsicherheit von 15 Kilometern angegeben ist. Allgemein wird die Serie dem Ort Neustadt am Titisee zugeordnet, da hier die Auswirkungen am größten waren. Von Gebäudeschäden in Form von Mauerrissen ist dort die Rede, ebenso im südlicher gelegenen Ort Lenzkirch. Die Erschütterungen waren stark (Intensität VI) und für die Anwohner erschreckend.

Das Schüttergebiet umfasste neben den Schwarzwald auch weite Teile des übrigen Baden-Württenbergs und angrenzende Regionen Frankreichs und der Schweiz. In bis zu 160 km Distanz sei das Hauptbeben verspürt worden.

Für den Schwarzwald mit seiner niedrigen Bevölkerungsdichte, den unterschiedlichen Herdtiefen der beobachteten Erdbeben und der stark variierenden makroseismischen Effekte aufgrund der wechselnden Topographie stellt das Erdbeben von 1896 ein gutes Beispiel dar. Zwar waren historische Erdbeben im Schwarzwald generell schwächer als am Oberrhein oder auf der Schwäbischen Alb, doch können Schäden und weitreichende Effekte auch bei kleineren Magnituden auftreten.

(Geschätzte) Angaben zum Erdbeben 1409
Datum: 22. Januar 1896
Momentmagnitude: 4.6
Maximalintensität: VI
Schäden: Ja
Opfer: Nein
Verortungen des Epizentrums (hohe Unsicherheit):

Literatur
Leydecker, G. (2011). Erdbebenkatalog für Deutschland mit Randgebieten für die Jahre 800 bis 2008.
Regelmann, K. (1907). Erdbebenherde und Herdlinien in Südwestdeutschland.