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Rheinland-Pfalz – Lebenszeichen eines Vulkans

Mülheim-Kärlich (18. Juli 2018)
Um 05.40 war auf einmal ein lautes Grollen zu hören und dann hat der Boden vibriert und das ganze Haus hat geknackt. Dachte echt mir fällt die Decke gleich auf den Kopf. (Intensität IV)

Wir erlebten 2018 das zweite Jahr in Folge, in dem in der Eifel Anzeichen magmatischer Aktivität in Form von Erdbeben registriert wurde. Nach den drei Erdbebensequenzen im Vorjahr, waren es im Frühsommer 2018 zwei kurze Intermezzi, jeweils gefolgt von erhöhter seismischer Aktivität auch an nahe gelegenen Störungszonen.
Diese magmatischen Erdbeben werden, wie 2017 vom Landesamt für Geologie und Bergbau Rheinland-Pfalz (LGB) veröffentlicht wurde, durch vermutlich aufsteigende Gase und Fluide oberhalb eines magmatischen Körpers in der mittleren Erdkruste ausgelöst. Mit einer Herdtiefe von rund 35 Kilometern finden diese Erdbeben in Tiefen unterhalb der üblichen tektonischen Aktivität statt und sind wegen ihrer geringen Größe erst seit einigen Jahren durch ein verbessertes Monitoring detektierbar. Ob diese Erdbeben somit eine Zunahme magmatischer Aktivität am Eifel-Vulkan darstellen, lässt sich nicht sagen.

Jedenfalls war in diesem Jahr die seismische Aktivität in der Osteifel, bzw am Westrand des Neuwieder Beckens, der Erdbebenschwerpunkt in Rheinland-Pfalz – trotz verhältnismäßig niedriger Magnituden, was vor allem für eine generell eher gemäßigte Erdbebenaktivität im Land spricht.

Von insgesamt 40 Erdbeben über Magnitude 1 in Rheinland-Pfalz ereigneten sich 18 im Kreis Mayen-Koblenz, davon waren zwei magmatischen Ursprungs. Die vier stärksten Beben, gleichzeitig auch die vier stärksten Beben in Rheinland-Pfalz, ereigneten sich allesamt zwischen Nickenich und Ochtendung an der Ochtendung-Störungszone und waren mit schwacher Intensität (II bis III) in bis zu 20 Kilometer Entfernung vom Epizentrum zu spüren: Magnitude 2.4 am 17. März, M2.3 am 21. Juni, M2.5 am 18. Juli und M2.3 am 27. Juli. Mit insgesamt sieben von 16 tektonischen Beben, welche jeweils einige Wochen nach detektierten Episoden magmatischer Aktivität am 18. Mai (bis M1.3) und am 30. Juni folgten, waren Juni und Juli die aktivsten Monate.
Ein Zusammenhang zwischen diesen Ereignissen lässt sich vermuten, da eine ähnlich Abfolge bereits im Vorjahr beobachtet werden konnte. Aus der tieferen Kruste aufsteigende Gase und Fluide könnten, ähnlich wie im Vogtland, auch in der Eifel Erdbebenaktivität an tektonischen Störungszonen triggern.
Möglicherweise im Zusammenhang steht zudem eine ebenfalls seit 2017 beobachtete Häufung von Erdbeben nördlich des Laacher Sees im Landkreis Ahrweiler. Drei dieser Beben erreichte dieses Jahr Magnitude 1.0.

Abb. 4: Ausdehnung des Schüttergebiets vom Erdbeben (M2.3) am 27. Juli in Plaidt mit Epizentrum und Zeugenmeldungen, ohne Isoseisten (Daten: erdbebennews.de)

Außerhalb der Osteifel stellt das Erdbeben am 16. Januar in Wörth am Rhein (ML2.2) das stärkste und einzige spürbare (Intensität II) dar, dem zudem mehrere kleine Nachbeben (bis M 1.3) folgten. Zum Oberrheingraben gehörten zudem Erdbeben in Bad Kreuznach (M1.5) am 30. Mai und in Mutterstadt am 11. Juni. Am Geothermie-Kraftwerk Insheim kam es in diesem Jahr nur zu einem Beben mit Magnitude 1 am 16. Juni. Mit insgesamt acht Beben über Magnitude 1, stellte der Rhein-Lahn-Kreis noch einen Erdbebenschwerpunkt dar, der mit dem kleinen, das ganze Jahr andauernden Erdbebenschwarm an der hessischen Grenze zusammenhängt (mehr dazu im Abschnitt zu Hessen auf Seite 7).

Die 10 stärksten Erdbeben in Rheinland-Pfalz 2018

Datum Epizentrum Magnitude
18. Juli Ochtendung, Mayen-Koblenz 2.5
17. März Nickenich, Mayen-Koblenz 2.4
21. Juni Plaidt, Mayen-Koblenz 2.3
27. Juli Plaidt, Mayen-Koblenz 2.3
16. Januar Wörth am Rhein, Germersheim 2.2
27. Juli Plaidt, Mayen-Koblenz 2.1
22. August Burgschwalbach, Rhein-Lahn-Kreis 1.8
10. Dezember Nastätten, Rhein-Lahn-Kreis 1.8
27. Januar Ochtendung, Mayen-Koblenz 1.6
10. Dezember Nastätten, Rhein-Lahn-Kreis 1.6

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