Seite 1: Einleitung; Das Jahr in Zahlen
Seite 2: Der Vogtland-Schwarm
Seite 3: Das Erdgas-Problem in Niedersachsen
Seite 4: Nordrhein-Westfalen und das Ende des Bergbaus
Seite 5: Rheinland-Pfalz – Lebenszeichen eines Vulkans
Seite 6: Baden-Württemberg, erdbebenreichstes Bundesland
Seite 7: Der „kleine Erdbebenschwarm“ in Hessen
Seite 8: Kurz und kompakt: Bayern, Sachsen, Thüringen und Saarland
Seite 9: Zusammenfassungen, Statistiken und Auswertungen

Zusammenfassungen, Statistiken und Auswertungen

Die Erdbebenaktivität des Jahres 2018 in Deutschland war von starken Unterschieden geprägt. Auf der einen Seite steht die hohe, aber nicht unnormale Schwarmaktivität im Vogtland und die vermehrte Häufigkeit induzierter Beben in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Auf der anderen Seite steht die im Vergleich zu den Vorjahren weiter rückläufige tektonische Aktivität mit vergleichsweise wenigen spürbaren Beben. Dabei zeigen sich auch starke regionale Unterschiede:

Abb. 7: Anzahl der registrierten Erdbeben in den einzelnen Bundesländern seit 2016

Der zeitliche Verlauf und die geographische Verteilung aller Erdbeben ist im folgenden Video visualisiert:

Auffällig ist dabei die relativ hohe Aktivität auch abseits des Vogtlands in April und Mai. Demgegenüber steht ein ziemlich inaktiver Spätherbst und Winter mit sechs Wochen ohne Magnitude 2 und nur zwei spürbaren Erdbeben seit Ende Oktober am Jahresende. Variierende Aktivität, die sich aus dem zufälligen, ungleichmäßigen Auftreten ergibt, wenngleich es in Einzelfällen gegenseitiges Triggern von Erdbeben geben kann.

Zu den rund 200 spürbaren Erdbeben in Deutschland in diesem Jahr haben wir insgesamt knapp 2000 Zeugenmeldungen aus der Bevölkerung erhalten, die meisten zum Erdbebenschwarm im Vogtland. Diesen vielen Rückmeldungen ermöglichten in vielen Fällen genauere Bestimmungen der Erdbebenintensitäten.
Zudem konnten wir im Laufe des Jahres, dank der in der Einleitung erklärten Methode, mehrfach innerhalb weniger Minuten auf Erdbeben reagieren, Betroffene schneller informieren und somit Reichweite und Rückmeldungen steigern.
Gemäß der Zeugenaussagen traten Beben der jeweiligen Maximalintensität so oft auf:
Intensität V: 3x
Intensität IV: 23x
Intensität III: 61x
Intensität II: 116x
Gerade bei Erdbeben niedriger Intensität gibt es noch immer viele Fälle, wo aufgrund von Tageszeit, Bevölkerungsdichte und Größe des Schüttergebietes, nichts über Wahrnehmungen bekannt wird. Entweder, weil die Menschen, die das Beben gespürt haben, nicht melden, oder weil sie die Erschütterungen nicht mit einem Erdbeben in Verbindung bringen. Somit gibt es auch bei spürbaren Erdbeben noch immer eine Dunkelziffer, die es in Zukunft zu verkleinern gilt.

Folgende Karte zeigt alle Beben des Jahres, farblich sortiert nach Maximalintensität.

Im kommenden Jahr wird es interessant werden, die weitere Entwicklung einiger in diesem Jahr begonnener Aktivitäten zu verfolgen. Zum Beispiel, ob nach dem Vogtland-Schwarm, wie meistens, ein (oder mehrere) ruhige(s) Jahr(e) folgt, oder ob ähnlich wie 2017 ein kleiner Schwarm folgt.
Auch in der Eifel wird die weitere Entwicklung der magmatischen Prozesse und einhergehender Seismizität beobachtet werden. Zur Zeit sind zu diesem Thema einige Studien verschiedener Institute im Gange, die 2019 veröffentlicht werden und hoffentlich neue Erkenntnisse liefern.
Im Ruhrgebiet stellt sich die Frage nach der Post-Bergbau-Seismizität. Wird es in Bottrop keine spürbaren Erdbeben mehr geben, oder kommt es noch zu vereinzelten Beben?
Ähnlich in Niedersachsen, wo der starke Anstieg der Erdbebenaktivität in diesem Jahr überrascht hat und wo eine weitere Steigerung mittelfristig politische Auswirkungen haben könnte.

Wir immer gilt: Was die Zukunft an Erdbeben bringt, wissen wir erst, wenn es soweit ist. Das gilt für die genannten Punkte, wie auch für alle anderen Beben. Entsprechend sind Spekulationen, was passieren wird, unangebracht und irreführend. Einzig hilfreich ist es, sich auf den Ernstfall vorzubereiten, wenn man weiß, dass man in einer Region lebt oder Urlaub macht, in der Erdbeben möglich sind. Selbst wenn sie nur sehr selten auftreten. Das beugt im Ernstfall der Angst vor, die mit Schwärmen oder stärkeren Beben einhergeht und kann im Extremfall Leben retten. Ein Extremfall, der Deutschland 2019 hoffentlicht erspart bleibt. Daran, dass auch im kommenden Jahr hierzulande spürbare Beben passieren werden, besteht aber kein Zweifel.


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