Türkei – Ein schweres Erdbeben hat am Freitag den Osten der Türkei getroffen. Das Epizentrum des Erdbebens lag nach vorläufigen Angaben des Geoforschungszentrums Potsdam in der Region Elazig, etwa 600 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Ankara. Das Beben erreichte demnach Magnitude 6.8 und ist damit das stärkste Erdbeben in der Türkei seit rund neun Jahren. In weiten Teilen des Landes war das Erdbeben deutlich zu spüren. Rund um das Epizentrum in Elazig und angrenzenden Provinzen muss mit schweren Schäden gerechnet werden. Viele Todesopfer sind zu befürchten.
Das Schüttergebiet umfasste neben der Türkei (u.a. noch Istanbul und Ankara) auch viele Nachbarländer, vor allem Syrien und den Libanon. Auch in Jerusalem (Israel) waren Ausläufer des Bebens noch deutlich zu spüren. In einer Entfernung von mehr als 50 Kilometern vom Epizentrum sind Schäden allerdings unwahrscheinlich.
In den kommenden Tagen muss mit starken Nachbeben gerechnet werden, die unter Umständen mehrere Wochen anhalten können.

Das Erdbeben geht wahrscheinlich auf die Ostanatolische Störungszone zurück, welches nach der nordanatolischen Störung bei Istanbul die größte und gefährlichste Bruchzone des Landes darstellt. Dabei handelt es sich tektonisch um die Grenze zwischen der Arabischen und der Anatolischen Kontinentalplatte. Die Störung verläuft etwa in Südwest-Nordost-Richtung. Entlang dieser Störung sind die höchsten Intensitäten zu erwarten und damit auch die schlimmsten Schäden. Da der Bruch des Erdbebens nicht auf einen Punkt beschränkt ist, sondern auf einer Länge von mehreren Dutzend Kilometern auftrat, kann auch abseits des Epizentrums, aber entlang der Störung, die höchste Intensität auftreten.
Zuletzt kam es im Bereich des heutigen Epizentrums im Jahr 1875 zu einem schweren Erdbeben.
Bereits in den vergangenen zwei Jahren traten in Elazig gehäuft stärkere Erdbeben auf. Unter anderem kam es im April 2019 zu einem Beben der Stärke 5.2, bei dem mehrere hundert Gebäude zerstört wurden. Nachträglich ist dieses Beben als Vorbeben einzustufen.

Update 19:17 Uhr
Das United States Geological Survey (USGS) ermittelte für das Erdbeben nach erster Auswertung Magnitude 6.7, damit ein wenig schwächer als die vorläufigen Daten des GFZ Potsdam vermuten lassen. An der Gefährlichkeit des Bebens ändert sich damit jedoch wenig.

Update 19:24 Uhr
Erste Bilder zerstörter Gebäude werden in Sozialen Netzwerken verbreitet.

Update 19:40 Uhr
Die Intensitätsberechnung von CATNews ergibt für die Epizentralregion entlang der Ostanatolischen Störung verbreitet Intensität VII bis VIII. Viele der überwiegend schwach gebauten Häuser können dabei zerstört oder schwer beschädigt werden. Vereinzelt wird zudem Intensität IX berechnet, was großflächiger Zerstörung entspricht. Insgesamt rund 5 Millionen Menschen sind demnach von Intensität VI betroffen, was zu kleineren bis mittleren Schäden an schwachen Gebäuden führt.

Update 19:44 Uhr
Die Erdbebenopfer in der Region sind zur Zeit zusätzlich durch die Wetterbedingungen betroffen. In Elazig wird für kommende Nacht strenger Frost erwartet. Zudem liegt vielerorts Schnee. Die Kälte kann für Menschen, die unter eingestürzten Gebäuden begraben sind, schnell zu einer großen Gefahr werden. Zudem erschwert der Schnee die Arbeit der Rettungskräfte.

Update 19:51 Uhr
Wie groß das Ausmaß des Bebens ist, zeigt auch diese Meldung aus der syrischen Stadt Al Bab, rund 200 Kilometer von der Störungszone entfernt. Selbst dort kam es noch zu kleineren Schäden, auch wenn das auf diese Distanz höchstwahrscheinlich ein Einzelfall ist.

Zur genauen Situation in Elazig und Umgebung liegen nicht viele bestätigte Infos vor. Bisher gibt es zahlreiche Meldungen zu eingestürzten Gebäuden, überwiegend mehrgeschossige Wohnhäuser. Zudem sprechen Behörden bisher von mehreren Verletzten.

Update 20:01 Uhr
Die unterschiedlichen Ermittlungen der Stärke des Bebens sind auch nach über einer Stunde noch vorhanden. Alle drei hier relevanten Erdbebendienste, das GFZ Potsdam, das USGS und das türkische Kandilli-Observatorium, haben inzwischen die Moment-Magnitude bestimmt. Die Daten schwanken zwischen Magnitude 6.5 und 6.8. Derartige Unterschiede sind auf eine unterschiedliche Datenlage zurückzuführen und werden sich im Laufe der nächsten Stunden ausgleichen. Bestätigt ist jedoch inzwischen, dass es sich um ein Erdbeben an einer horizontalen Verschiebung entsprechend der Ostanatolischen Störung handelte. Allerdings deuten die Daten auch auf ein relativ komplexen Bruch hin, das möglicherweise auf weitere involvierte Störungen hindeutet. In diesem Fall könnte das am schlimmsten vom Beben betroffene Gebiet größer sein als zunächst angenommen.

Die von türkischen Behörden bisher registrierten Nachbeben, alle in der Größenordnung von Magnitude 4, ereigneten sich überwiegend südwestlich des Hauptbebens, was auf eine Bruchausbreitung in diese Richtung hin zur Provinz Malatya hindeutet.

Update 20:11 Uhr
Schadensbilder aus Malatya, 30 Kilometer von der Ostanatolischen Störung, bzw. 80 Kilometer vom Epizentrum entfernt.

Update 20:16 Uhr
Türkische Behörden bestätigen ein erstes Todesopfer in der Stadt Doganyol (Provinz Malatya). Die Opferzahl dürfte in den kommenden Stunden aber noch deutlich ansteigen.
Allerdings konnten auch bereits erste Menschen aus eingestürzten Gebäuden gerettet werden, so zum Beispiel in Elazig.

Update 20:25 Uhr
Weitere Todesopfer wurden bestätigt, demnach jeweils zwei in Malatya und Elazig.

Update 22:56 Uhr
Bis zum späten Abend bestätigten türkische Behörden in Malatya, Kahramanmaras, Elazig und Adiyaman insgesamt 15 Todesopfer sowie mehr als 300 Verletzte. Die Nachbebenaktivität hielt auf einem vergleichsweise geringem Niveau an, weiterhin vor allem mit Beben bis Magnitude 4. In der Regel sind in den ersten Tagen nach einem solchen Beben Nachbeben bis Stärke 6 möglich. Dabei lagen die meisten Epizentren südwestlich des Hauptbebens.

Update 25. Januar, 09:30 Uhr
Am Samstagmorgen bestätigten die Behörden 21 Todesopfer und mehr als 1000 Verletzte. Der Großteil der Todesopfer stammt demnach aus Elazig, nur wenige aus Malatya. Verletzte gab es auch in den weiter südlich gelegenen Provinzen.
Die Nachbebenaktivität war in der vergangenen Nacht relativ gering mit nur wenigen moderaten Beben. Entsprechend stellten diese auch für die noch laufenden Rettungsarbeiten keine größere Gefahr dar. Die Nachbeben verraten allerdings auch einiges über die tektonische Situation des Erdbebens, die in diesem Text ausführlich erläutert ist.

Nachbebenprognose


Zeugenmeldungen
Gaziantep
Ca. 21 uhr
Wohnen im 2. Stock
Saß auf dem boden und merkte dass der boden vibriert und tür gardine und vaze in der ecke sixh bewegten und wackelten.
Hat ca 30-40 sekunden angehalten (Intensität IV)

wird aktualisiert, sobald weitere Infos vorliegen…

Wie verhalte ich mich im Falle eines schweren Erdbebens?

FAQ: Wie entstehen Erdbeben? Wo kommen sie vor? Wann sind Erdbeben gefährlich?

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Allgemeine Informationen zu diesem Erdbeben:

Uhrzeit / Time (CET): 24. Januar, 18:55 Uhr

Magnitude: 6.8

Tiefe:

Spürbar / Felt: ja

Schäden erwartet / Damage expected: ja

Opfer erwartet / Casualties expected: ja

Ursprung / Origin: tektonisch

Tsunami: nein

Quellen (Erdbebendienste) zu allen Erdbebendaten / List of global earthquake surveys

See also: The most complete compilation of earthquake losses and casualties: Earthquake Impact Database

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