Griechenland / Türkei – Ein schweres Erdbeben hat am Mittag die östliche Ägäis-Küste getroffen. Das Epizentrum des Erdbebens lag nach vorläufigen Angaben zwischen der türkischen Küste südlich von Izmir und der griechischen Insel Samos. Nach Angaben des griechischen Erdbebendienstes erreichte das Beben Magnitude 6.5. Das Geoforschungszentrum Potsdam hat Magnitude 7.1 ermittelt, eine manuelle Auswertung steht aber noch aus.

Das Erdbeben war sehr verbreitet im Ägäis-Raum und der westlichen Türkei zu spüren. Fast alle Inseln waren betroffen, ebenso Teile des Griechischen Festlandes. Schwere Schäden sind besonders auf Samos und nächst gelegenen türkischen Küstenabschnitten südlich von Izmir zu erwarten. Zudem könnte ein kleiner Tsunami ausgelöst worden sein. Es ist eines der stärksten Erdbeben in der östlichen Ägäis in den letzten Jahren.

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Update 13:10 Uhr
Der Griechische Erdbebendienst in Athen korrigierte das Erdbeben nach manueller Auswertung auf Magnitude 6.7. Es ist damit stärker als die Erdbeben auf Kos und Lesbos, die in den Vorjahren schwere Schäden verursacht haben. Durch die nähe zur dicht besiedelten Küste von Samos und zur Millionenstadt Izmir ist dieses Beben heute deutlich gefährlicher.

 

Update 13:13 Uhr
Staub über der Skyline von Izmir, ein möglicher Hinweis auf eingestürzte Gebäude

Update 13:17 Uhr
Das Erdbeben erreichte laut unseren Berechnungen Intensität VII in Izmir. Bilder von eingestürzten Hochhäusern deuten auf einen leichte Unterschätzung hin. Wie groß die Zerstörung in der Stadt ist und wie viele Menschen möglicherweise unter den Trümmern begraben sind, ist unklar. Die Bilder lassen jedoch viele Todesopfer befürchten.

Update 13:24 Uhr
Bilder eines möglichen Tsunamis. Wer sich jetzt an umliegenden Küsten befindet, sollte so schnell wie möglich ins Landesinnere flüchten.

Update 13:27 Uhr
Zu den Hintergründen: In der Ägäis gibt es zahlreiche geologische Störungszonen, die aus der Krustendehnung in dieser Region resultieren. Dabei schieben sich Gesteinssegmente aneinander vorbei, meist in Form von Abschiebungen, bei der ein Gesteinsblock absinkt. Viele der griechischen Inseln sind so entstanden, so auch Samos. Die Störung, die das Beben heute hervorbrachte, befindet sich an der Nordküste. Dabei sank der Meeresgrund nördlich von Samos um wahrscheinlich etwa einen Meter ab, Samos wurde leicht angehoben. Die Folge war auch eine Bewegung des Meeres, was in einen Tsunami resultierte. Genaue Messwerte, wie stark die Verschiebung war, gibt es aber noch nicht.

Update 13:30 Uhr
Weiteres Video, das den Einsturz eines Hochhauses in Izmir zeigt. Trotz der Tageszeit ist zu befürchten, dass sich wegen der Corona-Pandemie zur Zeit des Bebens viele Menschen in den Häusern aufgehalten haben. Dennoch: Das gleiche Erdbeben nachts hätte wahrscheinlich noch tödlicher werden können.

Update 13:38 Uhr
Ein Facebook-Video zeigt den Tsunami auf Samos

Weitere Bilder von der Türkischen Küste

Update 13:54 Uhr
Türkische Medien sprechen zur Zeit von mindestens 20 eingestürzten Gebäuden in Izmir, viele davon mehrgeschossig. Hinzu kommen wahrscheinlich schwere Schäden entlang der Südküste der Region, auch durch den Tsunami.

Update 14:02 Uhr
Auf Samos stürzten nach Medienberichten ebenfalls zahlreiche Gebäude infolge des Erdbebens an. Zur Zeit ist die Rede von mindestens einer Schule und einer Kirche, die das Beben nicht überstanden haben. Mindestens vier Menschen wurden verletzt. Aber es ist wahrscheinlich, dass die Opferzahl deutlich höher liegt.

Update 14:08 Uhr
Die Nachbebenaktivität ist bislang relativ gering. Das stärkste Nachbeben bisher erreichte Magnitude 4.8. Nur wenige waren stärker als Magnitude 4. Dies ist zwar keine Garantie, dass es nicht noch zu stärkeren Nachbeben kommt (Magnitude 5 bis 6, was zumindest für Samos gefährlich werden kann, wäre normalerweise zu erwarten), aber zusammen mit dem relativ großen Tsunami und der hohen Intensität deutet viel auf ein sogenanntes high stress drop event hin. Also ein Erdbeben, bei dem sehr viel aufgebaute Spannung freigesetzt wird. Dies führt in der Regel dazu, dass möglichen Nachbeben sozusagen die Energie entzogen wird. Leider aber eben auch, dass die Erschütterungen und Verschiebungen stärker sind und damit auch die Schäden.

Update 14:12 Uhr
Eine Ergänzung zur Magnitude: Die lokalen Erdbebendienste Griechenlands und der Türkei ermittelten Magnitude 6.7, bzw. 6.8, verwendeten jedoch jeweils eine lokale Magnitudeskala. Internationale Erdbebendienste wie das USGS oder GFZ bestimmten Magnitude 7.0, basierend auf der freigesetzten Energie. Dies ist die Magnitudenskala, die am häufigsten verwendet wird und in der Wissenschaft die meiste Anwendung findet. Beide Angaben sind korrekt, nur eben unterschiedliche Skalen.

Update 14:27 Uhr
Die Gefahr endet nicht mit dem Abebben eines Erdbebens: Durch Nachbeben und unter Umständen auch einfach so können beschädigte Gebäude einstürzen. Für die Bewohner von Izmir und Samos heißt das: Weg von Häusern mit Rissen oder Teileinstürzen. Für Rettungskräfte: Besondere Vorsicht! Folgendes Video zeigt, wie ein bereits beschädigtes Gebäude einstürzt.

Update 14:39 Uhr
In Izmir und anderen Orten laufen die Rettungsarbeiten. Gerade in den eingestürzten Hochhäusern der Millionenstadt werden viele Menschen unter den Trümmern befürchtet. Aus dem Stadtteil Bayraklı im Norden von Izmir gibt es eine ersten gute Nachricht: Drei Menschen konnten dort verletzt aber lebend aus den Trümmern geborgen werden.

In der vom Tsunami getroffenen Stadt Seferihisar gibt es unterdessen Befürchtungen, dass Menschen ums Leben kamen. Dies teilten Behörden mit. Der Tsunami habe viele eingeschossige Gebäude komplett überflutet. Zudem sei nur wenig Zeit zum Evakuieren geblieben.

Update 14:47 Uhr
Der Tsunami hat auch Kos erreicht. Auf der Insel befindet sich eine der wenigen Tsunami-Messstationen in der östlichen Ägäis. Eine Wellenhöhe von mehreren Zentimetern wurde dort gemessen. Schäden sind dabei nicht zu erwarten.

Update 14:56 Uhr
Bislang außer Acht gelassen wurde die griechische Insel Chios nördlich des Epizentrums. Wie CNN berichtet, kam es auch hier zu zahlreichen Schäden. Vor allem alte Gebäude seien betroffen. Zudem verursachten die Erschütterungen einige Erdrutsche. Über Verletzte oder mögliche Auswirkungen des Tsunamis gibt es keine Meldungen.

Update 15 Uhr
Der türkische Katastrophenschutz AFAD berichtet zur Zeit von vier Toten und mindestens 120 Verletzten in Izmir. Dies sind die ersten bestätigten Todesopfer dort.

Update 15:49 Uhr
Die Rettungsarbeiten in Izmir dauern an. Währenddessen ist die Zahl der Verletzten auf über 150 gestiegen.
Auch aus anderen Teilen der Türkei werden inzwischen Schäden gemeldet. Neben der Region Izmir ist vor allem die Region Aydin betroffen. Im Bezirk Söke, der unmittelbar östlich von Samos liegt, wurden ebenfalls zahlreiche Gebäude beschädigt. Über Verletzte ist dort noch nichts bekannt.

Auch im 400 Kilometer entfernten Istanbul zeigte das Beben seine Auswirkungen: Trotz eher geringer Bodenbewegungen kam es dort zu Schäden an einem Wohnhaus, das infolgedessen evakuiert werden musste. Kein gutes Zeichen für die extrem erdbebengefährdete Metropole.

Update 16:19 Uhr
Soeben kam es zu einem relativ starken Nachbeben. Vorläufige Auswertungen des türkischen Kandilli-Observatoriums ergeben Magnitude 5.1. Damit ist es das stärkste Nachbeben bisher. Wie zuvor lag das Epizentrum an der Nordküste von Samos. Neue Schäden sind dort und an der gegenüberliegenden türkischen Küste möglich. Tsunami-Gefahr geht von diesem Nachbeben aber nicht aus.

Update 16:24 Uhr
In Izmir ist die Zahl der Todesopfer auf sechs gestiegen, wie der Katastrophenschutz Afad meldete. Eine Person ertrank in einem vom Tsunami überschwemmten Haus. Fünf starben in eingestürzten Gebäuden. Insgesamt 70 Menschen konnten bisher lebend aus den Trümmern gerettet werden.
In Griechenland liegt die Zahl der Verletzten momentan bei 11: 10 auf Samos und einer auf Chios. Aus Samos werden zudem zwei Kinder vermisst, die unter einer einstürzenden Mauer begraben wurden.

Update 16:47 Uhr
Die Zahl der Verletzten steigt weiter. In Izmir liegt sie nun bei 257. Der Katastrophenschutz hat angekündigt, für rund 25000 Menschen Hilfsgüter bereitzustellen. Dazu gehört auch medizinische Versorgung, da mehrere Krankenhäuser in Izmir wegen Schäden an den Strukturen evakuiert werden mussten.

Auch in Griechenland gibt es nun erste Opfer zu beklagen: Zwei Jugendliche auf Samos wurden während der Flucht durch eine schmale Gasse von einer einstürzenden Mauer begraben und tödlich verletzt.

Update 17 Uhr
Dies sind die Tsunami-Aufzeichnungen aus Lesbos. Auch dort, wie auf Kos, nur eine kleine Welle ohne Auswirkungen.

Update 18:10 Uhr
Der Katastrophenschutz Afad teilte mit, dass die Opferzahl weiter gestiegen ist. 12 Todesopfer konnten bisher geborgen werden, 417 Menschen wurden verletzt. An 17 eingestürzten Gebäuden dauern die Rettungsarbeiten an. Es werden wohl noch dutzende Menschen vermisst, wie Medien berichten.

Update 31. Oktober, 10:40 Uhr
Im neuesten Statusbericht am Samstagvormittag teilte Afad mit, dass die Zahl der Opfer in Izmir auf 25 gestiegen ist. Über 800 Menschen wurden, davon mindestens 743 in Izmir, 5 in Manisa, 2 in Balikesir und 54 in Aydin. Such- und Rettungsarbeiten an neun der eingestürzten Hochhäuser in Izmir sind abgeschlossen. Mehr als 100 Menschen konnten lebend aus den Trümmern geborgen werden.

Um den Bedarf an Notunterkünften zu decken, stellte Afad 960 Zelte, 6 Allzweckzelte, 4500 Decken, 3672 Betten, 3000 Kissen und 3000 Bettlaken Zur Verfügung. 2049 Zelte, 51 Allzweckzelte, 6888 Betten, 16.050 Decken und 2.657 Küchensets wurden vom türkischen Roten Halbmond freigegegeben. Darüber hinaus wurden vom türkischen Roten Halbmond 113 Mitarbeiter, 144 Freiwillige, 5 Catering-Fahrzeuge, 5 mobile Küchen und 83.480 Lebensmittelpakete in die Region geschickt. Auch die türkische Küstenwache ist mit 116 Mitarbeitern, 11 Booten, 3 Hubschraubern und einem Tauchteam an Such- und Rettungsaktionen beteiligt. Die Küstenwache teilte unter anderem mit, dass durch den Tsunami rund 30 Boote beschädigt oder zerstört wurden.

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Zeugenmeldungen
Kissamos (Kreta)
13.55 Uhr, mein Mann und ich sind in unserer Ferienwohnung direkt am Meer, liegen auf der Terrasse, da spüren wir den Boden vibrieren. Dauer ca. 5 Sekunden. (Intensität IV)

Kusadasi (Türkei)
Wir waren im Zimmer. Ca. 13:52 Uhr spürten wir ein extrem starkes Vibrieren von ca. 10sek. und rannten sofort aus dem Zimmer im Hotel. Wie hoffen dass es nicht nochmal so schwer kommt. Ein Bekannter aus Kusadasi meinte, dass er so ein heftiges Erdbeben noch nie hier gespürt hat. (Intensität IV)

Turgutreis (Türkei)
Wir sind hier ja einiges gewöhnt, aber als das Schwanken nicht aufhörte, wurde uns doch mulmig. Es fühlte sich extrem lange an. Der Pool schwappte über, wenn auch nicht so stark wie 2017. Alles waberte ziemlich stark, laut war es jedoch diesmal nicht. (Intensität V)

Rethymno (Kreta)
Ich lag am Strand auf der liege und ich dachte unter mit ist ein Kind das an der liege spielt kurzzeitig wurde mir ganz komisch und es schwingt der Boden leicht und vibriert es war ein sehr komisches Gefühl als wäre ich Betrunken (Intensität III)

Koutsounari (Kreta)
Ca.18.30 haben wir auf der Terrasse gesessen. Das ganze Haus hat sich schnell und kräftig hin und her bewegt. Es hat nur 1bis 2 Sekunden gedauert, aber in 19 Jahren unsere stärkste Erdbeben auf Kreta. (Intensität II)

Wie verhalte ich mich im Falle eines schweren Erdbebens?

FAQ: Wie entstehen Erdbeben? Wo kommen sie vor? Wann sind Erdbeben gefährlich?

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Allgemeine Informationen zu diesem Erdbeben:

Uhrzeit / Time (CET): 30. Oktober, 12:51 Uhr

Magnitude: Mw 7.0, ML 6.7

Tiefe:

Spürbar / Felt: ja

Schäden erwartet / Damage expected: ja

Opfer erwartet / Casualties expected: ja

Ursprung / Origin: tektonisch

Tsunami: ja

Quellen (Erdbebendienste) zu allen Erdbebendaten / List of global earthquake surveys

See also: The most complete compilation of earthquake losses and casualties: Earthquake Impact Database

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