Nasse Tage in den Alpen. Lang anhaltende Regenfälle, Unwetter und Erdbeben: Der aktuelle und auch für die nächsten Tage erwartete Starkregen in Bayern dürfte vor allem für die Bewohner von Bad Reichenhall interessant werden. Wie schon in den letzten Wochen wird auch dieser neue Regen wahrscheinlich zu kleinen Erdbeben am Berg Hochstaufen führen. Ein Phänomen, das den Anwohnern bekannt ist.
Der Hochstaufen ist der einzige Ort in Deutschland, wo starke Niederschläge und Schneeschmelze regelmäßig zu Erdbeben führen. Einige Kilometer tief im Berg befindet sich ein starkes tektonisches Spannungsfeld, ursprünglich aufgebaut durch geologische Prozesse während der (noch andauernden) Alpenauffaltung. Das Gestein im und unter dem Hochstaufen ist brüchig, verfügt über Risse und Hohlräume. Durch diese kann Wasser versickern.
Wasser hat die Eigenschaft, innerhalb von Gestein Druck auszuüben. Gelangt es in die Hohlräume zwischen Gesteinsschichten, wirkt es quasi dem Druck entgegen, der den Fels zusammenhält. Dadurch verringert sich die Stabilität und bei Vorhandensein von tektonischer Spannung, wie am Hochstaufen der Fall, kann es zu Verschiebungen kommen. Erdbeben entstehen.
Dies geschieht zeitverzögert nach starken Regenfällen, wie wir sie aktuell beobachten, bzw. wie sie aktuell vorhergesagt sind. Zur möglichen Stärke der ausgelösten Erdbeben gibt es jedoch keine Möglichkeit der Abschätzung. Grundsätzlich gilt grob: Je mehr Regen fällt, umso wahrscheinlicher und häufiger werden die Erdbeben am Hochstaufen. Nach dem M2.3 am Samstag könnte es im Verlauf der Woche zum nächsten spürbaren Erdbeben kommen.
Hochstaufen-Erdbeben 1979
ShakeMap des stärksten Hochstaufen-Erdbebens in neuerer Zeit: Magnitude 3.5 im Jahr 1979
In den kommenden drei Tagen werden Niederschlagsmengen von bis zu 80 Litern pro Quadratmeter vorhergesagt, so zumindest ein aktueller Modelllauf. Summen, die auch in den letzten Tagen vor dem Beben am Wochenende erreicht wurden.
Spürbare Erdbeben sind für Bewohner von Bad Reichenhall und Umgebung nichts ungewöhnliches. Alle paar Jahre, wenn die Wetterlage passt, werden sie gehäuft beobachtet. Positiv im Vergleich zu anderen Erdbebenschwärmen ist, dass der Hochstaufen nicht dafür bekannt ist, große Erdbeben hervorzubringen (siehe Erdbebenkatalog des Bayerischen Erdbebendienstes). Dafür sind die geologischen Bedingungen nicht gegeben. Über Magnitude 4 dürfte kaum möglich sein, selbst Magnitude 3 ist selten. Somit sind Schäden durch die Erdbeben eher eine Ausnahmeerscheinung.