Im vergangenen Jahr hat ein spektakulärer Vulkanausbruch im Südwesten von Island Touristen aus aller Welt angezogen. Nun könnte sich eine Wiederholung ankündigen: Am Samstag setzte ein neuer Erdbebenschwarm am Fagradalsfjall ein. Mehr als 1000 Erdbeben registrierte die Isländische Meteorologiebehörde innerhalb von 24 Stunden nordöstlich der Eruptionsstelle. Die stärksten dieser Beben waren bis Reykjavik spürbar und veranlassten die Behörden, die Warnstufe des Vulkans wieder zu erhöhen.
Update 20:03 Uhr
Das stärkste Erdbeben der bisherigen Sequenz ereignete sich am Abend um 19:48 Uhr MESZ. Nach vorläufigen Angaben der Meteorologiebehörde erreichte es Magnitude 5.2. Internationale Erdbebendienste weichen teils deutlich davon ab. Die genaue Lage des Epizentrums ist noch unklar. Manuelle Auswertungen stehen aber noch aus. Die Erschütterungen waren in Reykjavik deutlich und in Grindavik stark zu spüren. Mehr dazu in Kürze.
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Die Erdbeben orientieren sich entlang einer vier Kilometer langen, Südwest-Nordost verlaufenden Störungszone unmittelbar nordöstlich des Vulkans. Entlang dieses Risses in der Erdkruste steigt erneut Magma auf. Die Tiefen der aktuellen Beben deuten auf einen neuen Magmakörper in Tiefen von vier bis sieben Kilometer hin. Durch die Ausbreitung der Gesteinsschmelze werden die Erdbeben ausgelöst. Dabei war in den letzten Stunden vor allem eine horizontale Ausdehnung Richtung Nordosten zu beobachten. Satellitendaten, die die Ausdehnung bestätigen würden, liegen aber noch nicht vor. Bereits vor der Eruption 2021 kam es über Monate zu teils intensiven Erdbebenschwärmen in dem Gebiet.
Aufsteigendes Magma löst Erdbebenschwarm aus
Von den bisher registrierten Beben waren laut Isländischer Meteorologiebehörde 38 stärker als Magnitude 3 und vier Stärker als Magnitude 4. Das größte mit M4.4 ereignete sich am Samstagabend und war noch bis nach Reykjavik, die Hauptstadt von Island, und Grindavik deutlich zu spüren. Zu Schäden kam es allerdings nicht. 2021 gingen die stärksten Erdbeben mit Magnituden über 5 vor allem auf die Gesteinsdeformation rund um den Magmakörper zurück.
Die Meteorologiebehörde warnte vor dem andauernden Erdbebenschwarm. Stärkere Erdbeben und in der Folge vor allem Erdrutsche und Steinschläge seien in dem Gebiet um das Epizentrum möglich, sollte der Zustrom von Magma andauern. Zudem setzte die Behörde die Warnstufe des Vulkans Krýsuvík, zu dessen System der Fagradalsfjall gehört, auf Gelb. Dies entspricht einem Hinweis für den Flugverkehr, dass infolge einer möglichen Vulkaneruption Beeinträchtigungen auftreten können. Nach dem Ausbruch 2021, der überwiegend effusiv war und kaum Asche produzierte, allerdings nicht der Fall.
Auch nach dem Ende des Ausbruchs 2021 kam es auf der Reykjanes-Halbinsel immer wieder zu Erdbebenschwärme. Eine kleinere magmatische Intrusion wurde vor einigen Monaten im Westen der Halbinsel identifiziert und untermauerte die Theorie der Behörden, dass nun eine längere Phase vulkanischer Aktivität auf der Reykjanes bevorstehen könnte. Grundlage dieser Überlegung ist eine Serie von Vulkanausbrüche vor rund 1000 Jahren, als innerhalb kurzer Zeit an mehreren Stellen auf der Halbinsel Vulkanspalten aktiv wurden. Ob sich mit den aktuellen Erdbeben der nächste Ausbruch bereits ankündigt, bleibt abzuwarten. Sollte dieser wieder am Fagradalsfjall stattfinden, würde zunächst keine Gefahr für umliegende Bevölkerung bestehen.