Falschmeldung: Kein Erdbeben in Viersen

Ein vermeintliches Erdbeben soll am Montag um 14:33 Uhr den Westen von NRW getroffen haben. Dabei handelt es sich um eine Falschmeldung, die über das EMSC (LastQuake) und diverse Drittanbieterapps verbreitet wurde. Ursprung dieser Falschmeldung ist der Niederländische Erdbebendienst (KNMI), der diese automatisch an das EMSC und damit auch an all deren Klienten weitertrug. Auslöser war ein Erdbeben in Russland.

ShakeMap eines vermeintlichen Erdbebens der Stärke 2.1 in Viersen.

Mit Magnitude 5.9 traf das Erdbeben um 14:22 Uhr die russische Halbinsel Kamtschatka im fernen Osten des Landes. Es handelt sich um ein Nachbeben eines M7 vor sechs Wochen. Für die Region am Epizentrum blieb das Beben aufgrund der geringen Bevölkerungsdichte wohl folgenlos. In den knapp 8000 Kilometer entfernten Niederlanden sorgte das Beben jedoch für ein wenig Verwirrung. Wie jeder Erdbebendienst betreibt auch KNMI neben der von Seismologen durchgeführten Erdbebenauswertung ein automatisches System, das im Falle eines größeren Erdbebens binnen weniger Minuten Informationen bereitstellen soll.

In diesem Fall waren es Falschinformationen. Um 14:33 Uhr durchquerten die Erdbebenwellen aus dem fernen Osten Russlands das Stationsnetz der Niederlande. Dabei kam es innerhalb des automatischen Systems aber zu einem Fehler. Statt die Erdbebenwellen richtigerweise einem weit entfernten Erdbeben zuzuordnen und zu verwerfen, interpretierte die Software das Signal als lokales Erdbeben. Dabei griff sie nur Stationen im äußersten Süden der Niederlande auf. Damit wurde zwar die Richtung, aus der das Erdbebensignal kommt, korrekt bestimmt (aus Nordosten). Doch aus dem 8000 Kilometer entfernten Kamtschatka wurde das 80 Kilometer entfernte Viersen, aus Magnitude 5.9 wurde 2.1.

Solche Fehler treten immer wieder bei automatischen Systemen auf und sind das Risiko, das man mit dem Wunsch nach schnellen Informationen eingehen muss. Durch manuelle Überprüfung der Daten durch einen Seismologen wird KNMI diese Meldung schnell entfernt haben. Doch über die Drittanbieter, die automatisch auf das EMSC zugreifen, wird die Meldung über ein vermeintliches Erdbeben in Viersen wohl für immer durch das Internet geistern.

Schon das Hauptbeben in Kamtschatka im August sorgte für Probleme. Das automatische System eines anderen Erdbebendienstes griff dieses Erdbeben ebenfalls als vermeintliches Lokalerdbeben auf und verortete es mit einer Magnitude von 3.5 in den Osten Sachsen-Anhalts. Damals blieb diese Falschdetektion folgenlos, da sie nur in internen Mitteilungen kursierte und nicht an die Öffentlichkeit drang.