Erdbebenschwarm nahe Santorin: Hinweise auf Magmabewegung

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ShakeMap (Berechnete Intensität des Erdbebens in Griechenland):

Berechnete Intensität (ShakeMap) des Erdbebens der Stärke 3.9 am 1. Februar, 5:31 Uhr in Griechenland
Epizentrum, ShakeMap und historische Erdbeben der Region auf interaktiver Karte anzeigen

Betroffene Menschen

Das Erdbeben der Stärke 3.9 ereignete sich am 1. Februar, 5:31 Uhr Mitteleuropäischer Zeit nahe des Ortes Mesariá, Griechenland. Erdbebennews berechnet für dieses Erdbeben eine Maximalintensität von 4.4. Bis zu 27k Menschen (im Kartenausschnitt) haben dieses Erdbeben gespürt. Davon leben 27k Menschen in Regionen mit leichten oder mäßig starken Erschütterungen, wo keine nennenswerten Schäden zu erwarten sind. 0 Menschen leben dort, wo Schäden an Gebäuden auftreten können, davon 0 in Gebieten mit möglichen schweren Schäden und Zerstörungen.

Intensität 2 3 4
Betroffene Menschen 25k 2k 3
Intensitätsstufe Betroffene Menschen Auswirkungen
2 – 5.5 27k Spürbares Beben
5.5 – 6.5 0 Leichte Schäden
6.5 – 8 0 Mäßige Schäden
8 – 10 0 Schwere Schäden

Was ist passiert?

Seit dem 24. Januar kommt es nordöstlich der Vulkaninsel Santorin zu einer Serie aus hunderten meist kleinen Erdbeben. Mit Magnitude 3.9 wurde am Samstagmorgen (1. Februar) der bisherige Höhepunkt erreicht. Da sich die Epizentren überwiegend vor der Küste der Insel abspielten, waren die Erschütterungen nur geringfügig. Sorge bereitet eher die Spekulation über einen möglichen Vulkanausbruch, denn in der Nähe des Schwarmgebietes befindet sich der Unterwasservulkan Kolumbos, der zum Santorin-Vulkansystem gehört und zuletzt vor rund 400 Jahren ausgebrochen ist.

Erdbeben rund um Santorin von 24. Januar bis 1. Februar 2025. Daten: EMSC. Zu beachten ist, dass die recht große Streuung der Epizentren zum Zeil auf ungenaue Lokalisierungen zurückgeht.

Zunächst gab es jedoch keine Anzeichen dafür, dass die Erdbeben in Zusammenhang mit vulkanischer Aktivität stehen. Seismologische Aufzeichnungen der nächst gelegenen Station deuteten zwar auf oberflächennahe Beben hin. Charakteristiken von Beben die durch Magmabewegungen ausgelöst werden, zeigten sich jedoch nicht. Vielmehr handelte es sich wahrscheinlich um Erdbeben aufgrund von Fluidbewegungen. In der Region gibt es zahlreiche Störungszonen, darunter eine, die Santorin und Kolumbos kreuzt. Vermutlich gelangten vulkanische Fluide durch diese Störungszone in die Erdkruste und führen zu Erdbebenaktivität. Einen ähnlichen Schwarm gab es bereits im Jahr 2011.

Hybrid-Erdbeben deuten starke Fluid- oder Magmabewegung an

Auch Satellitendaten zeigten keinen Hinweis auf Magmabewegungen. Zwar sind mit den wenigen umliegenden Inseln nur wenige Referenzpunkte verfügbar. Doch würde eine Magmaintrusion vor der Küste wohl auch dort noch als schwache Hebung oder Seitwärtsverschiebung messbar sein. Eine Solche ist in den Sentinel-Daten vom 19. bis zum 31. Januar nicht nachweisbar.

Interferogramm aus Sentinel-Daten vom 19. bis 31. Januar 2025. Auf Santorin und weiteren umliegenden Inseln sind keine Höhenveränderungen erkennbar, die auf eine Magmaintrusion hindeuten würden.

Mit dem heutigen Erdbeben der Magnitude 3.9 gibt es nun erstmals seismische Signaturen, die verdächtiger sind. Das Beben weist deutliche langwellige Komponenten auf, die ein Indikator für einen sehr hohen Fluiddruck oder Magmabewegung sind, ein sogenanntes Hybrid-Erdbeben. Das heißt, das Erdbeben war die direkte Folge eines sehr hohen Drucks innerhalb eines Fluidkörpers, der sich damit den Weg „freigesprengt“ hat. Ob es sich bei den Fluiden um normale magmatische Gase oder um Gesteinsschmelze (Magma) selbst handelt, ist nicht ermittelbar. Auch weitere Beben am Samstagmorgen zeigen deutlichen Hybrid-Charakter.

Seismogramm der Geofon-Station THERA auf Santorin zeigt das Erdbeben am Samstag (1. Februar) um 5:32 UTC. Es zeigt sich ein deutlicher langwelliger Charakter, der auf ein Hybrid-Erdbeben hindeutet.

Der Erdbebenschwarm dürfte noch eine Weile anhalten. Auch weitere Erdbeben der Größenordnung um Magnitude 4 sind denkbar, zumal es am Samstagmorgen noch zu zahlreichen Beben um Magnitude 3 kam. Gefahr geht von diesen Erdbeben allerdings nicht aus. Ein Zusammenhang mit magmatischer Aktivität kann nicht ausgeschlossen werden. Jedoch würde auch dies nicht zwangsläufig auf einen bevorstehenden Vulkanausbruch hindeuten. Die Situation sollte jedoch genauer beobachtet werden.

Betroffene Städte, Orte

Stadt Land Intensität (EMS-98) Bewohner Entfernung Epizentrum (km) Beschreibung
Mesariá Griechenland 2.8 1200 28.4 kaum spürbar
Firá Griechenland 2.7 2400 27.5 kaum spürbar
Emporeío Griechenland 2.6 1900 32.2 kaum spürbar
Anáfi Griechenland 2.5 unbekannt 30.5 kaum spürbar
Íos Griechenland 2.3 2000 34.5 kaum spürbar
Amorgós Griechenland 2.2 400 34.3 kaum spürbar
Náxos Griechenland 1.8 7100 60.4 nicht spürbar
Filótion Griechenland 1.8 1500 51.2 nicht spürbar
Náousa Griechenland 1.6 2600 67.5 nicht spürbar
Síkinos Griechenland 1.6 unbekannt 47.8 nicht spürbar

Aktuelle Erdbebenaktivität nahe Mesariá:

In den vergangenen 30 Tagen wurden in Mesariá (Kartenausschnitt) 92 Erdbeben über Magnitude 2.4 registriert. Damit war die Erdbebenaktivität im vergangenen Monat dort deutlich höher als im langjährigen Vergleich (über 20 Prozent Abweichung).

Zusammenfassung der Erdbebendaten:

Wie verhalte ich mich im Falle eines schweren Erdbebens?

FAQ: Wie entstehen Erdbeben? Wo kommen sie vor? Wann sind Erdbeben gefährlich?

Erdbebenmessung im Wohnzimmer: Professionelle Seismometer für Experten und Laien (Gesponsert)

Allgemeine Informationen zu diesem Erdbeben:

Uhrzeit / Time (CET): 1. Februar, 5:31 Uhr

Magnitude: 3.9

Tiefe: 11 km

Spürbar / Felt: ja

Schäden erwartet / Damage expected: --

Opfer erwartet / Casualties expected: --

Ursprung / Origin: tektonisch

Tsunami: --

Quellen (Erdbebendienste) zu allen Erdbebendaten / List of global earthquake surveys

See also: The most complete compilation of earthquake losses and casualties: Earthquake Impact Database

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    Erdbebendaten: NOA

    Statistik:

    Seit 1960 gab es in der Region etwa 172 Erdbeben, die stärker waren als Magnitude 4.0 (einschließlich induzierter Erdbeben). Durchschnittlich gibt es in dem Teil von Griechenland (nahe Mesariá) 2.79 Erdbeben der Stärke 4.0 oder höher pro Jahr. Damit ist die Erdbebenaktivität in der Region normalerweise moderat und Beben der Stärke 3.9 haben eine durchschnittliche Wiederkehrperiode von etwa 3.4 Monaten (102 Tagen).

    Übersicht der stärksten Erdbeben im Kartenausschnitt

    Datum Magnitude Tiefe (km)
    27.1.2012 5.3 5
    31.8.2007 5.2 25
    26.1.2012 5.2 29
    22.8.1995 5.1 168
    26.4.2023 5.1 116
    1.10.2020 5.0 154
    28.11.1978 5.0 123
    21.2.1986 4.9 149
    7.5.1987 4.9 152
    10.4.2018 4.9 11

    *Daten: USGS-Katalog (seit 1960)
    Hinweis: Der Erdbebenkatalog enthält neben natürlichen auch induzierten Erdbeben. Dazu zählen zum Teil auch Sprengungen und Explosionen. Somit sind einzelne „falsche“ Erdbeben in der Darstellung möglich. Auch die Magnitudenangabe einzelner Erdbeben kann aufgrund von Katalogunterschieden variieren.