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ShakeMap M1.5 am 06.10.2025 23:21 nahe Kraslice

Berechnete Intensität des Erdbebens basierend auf einem Erdbebennews-Modell. Reale Intensität kann durch lokale Effekte leicht abweichen. Hintergrundkarte: OpenStreetMap.
Magnitude: 1.5
Zeit: 06.10.2025 23:21 Uhr deutsche Zeit
Tiefe: 11 km
Ursprung: tektonisch
Region(en): Deutschland, Tschechien
Datenquelle(n): TSN

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ShakeMap als Bild

Betroffene Menschen

Maximalintensität 1.7. Nicht spürbar.
kaum spürbar (2)
0
schwach (3)
0
deutlich (4)
0
mäßig (5), einzelne Schäden möglich
0
stark (6), leichte Schäden möglich
0
sehr stark (7), mäßige Schäden möglich
0
heftig (8), schwere Schäden möglich
0
extrem (9+), schwere Zerstörung möglich
0
Hinweis: Werte beziehen sich auf den Kartenausschnitt und sind modellbasiert.

Zusammenfassung

Am 4. Oktober 2025 hat in Kraslice ein Erdbebenschwarm eingesetzt. Zum bisher stärksten Beben des Schwarms kam es am Abend des 6. Oktober. Dieses Beben erreichte Magnitude 1.5. Eine weitere Verstärkung des Schwarms mit mehr spürbaren Erdbeben ist möglich. Alle Infos im folgenden Live-Ticker.

Live-Ticker zum Erdbebenschwarm in Kraslice

Kurzüberblick: Live-Ticker zum Vogtland-Erdbebenschwarm in Kraslice im Oktober 2025.
Dieser Live-Ticker ist beendet (Archiv).

Magnitude 0.9 um 7:46 Uhr (8. Oktober)

Der Erdbebenschwarm läuft im langsamen Tempo weiter. Konstalt hielt über die Nacht ein geringes Level an Mikrobebenaktivität an. Mit einem Beben der Stärke 0.9 folgte am Mittwoch um 7:46 Uhr das bisher drittstärkste Beben des Schwarms

Neues Erdbeben: M1.0 um 14:04 Uhr

Der Dienstag verlief bislang relativ ruhig mit kontinuierlichen Mikrobeben auf niedrigem Niveau. Immer wieder kam es zu einzelnen Beben über Magnitude 0. Das bisher stärkste Beben des Tages ereignete sich um 14:04 Uhr, gefolgt von einer (kurzfristigen) Intensivierung der Mikrobebenaktivität. Nach TSN-Auswertungen erreichte dieses Beben Magnitude 1.0. Damit ist es nach dem M1.5 der vergangenen Nacht das zweitstärkste Beben bisher.

Update 7. Oktober, 07:00 Uhr

In der vergangenen Nacht kam es zu keinen weiteren Erdbeben über Magnitude 1. Aber der Schwarm zeigte insgesamt eine deutliche Verstärkung im Vergleich zum Vortag. Es folgten noch zehn weitere Beben über Magnitude 0 sowie hunderte weitere unter Magnitude 0. Automatische Detektionen sind in der Grafik dargestellt. Eine manuelle Auswertung der Beben durch das Thüringer Seismologische Netz steht noch aus. Somit lässt sich noch keine Aussagen über mögliche Verlagerung der Bebenherde treffen.

Da Erdbebenschwärme durch die Bewegung von Fluiden (Wasser und Gase) in der Erdkruste verursacht werden, lassen die Epi- und Hypozentren der einzelnen Beben Rückschlüsse auf den Verlauf der Fluidbewegung zu. Zwischen Samstag und Montagabend kam es zu keiner erkennbaren Verlagerung (bei einer Genauigkeit von rund 30 Metern).

Magnitudenverlauf des Kraslice-Schwarms seit dem vom 6. Oktober, Mitternacht bis zum 7. Oktober, 4 UTC. Nach dem M1.5 am Abend ist ein deutlicher Anstieg der Bebenaktivität erkennbar.

Aktueller Status des Schwarms

Bis Mitternacht, 6./7. Oktober kam es zu rund 3000 kleinen Erdbeben, wovon knapp 35 stärker als Magnitude 0 waren. Mit Magnitude 1.5 ist das Erdbeben am 6. Oktober um 23:21 Uhr bisher mit Abstand das stärkte Erdbeben. Zuvor war dieser Erdbebenschwarm als sehr schwach einzustufen. Dies änderte sich, da nun erstmals ein potentiell spürbares Erdbeben auftrat.
Im Vergleich zu früheren größeren Erdbebenschwärmen ist die Anzahl der sehr kleinen Erdbeben weiterhin eher gering. Die Dauer von inzwischen fast 72 Stunden und die anhaltende anhaltende Aktivität ist für einen kleinen Schwarm aber sehr ungewöhnlich. Es zeigen sich gewisse Ähnlichkeiten zur Anfangsphase des Klingenthal-Schwarms im Frühjahr 2024, wo es zu dutzenden spürbaren Erdbeben innerhalb mehrerer Wochen gekommen ist.

Möglicher Erdbebenschwarm in Kraslice hat begonnen

Seit mehreren Tagen kam es auf tschechischer Seite des Vogtlands bereits zu einem bisher kleinen Erdbebenschwarm. Zwischen Kraslice und Luby traten zwischen Samstagmorgen (4. Oktober) und Montagabend (6. Oktober) weit mehr als 2000 meist sehr kleine Erdbeben auf. Die Aktivität in Form von Erdbebenhäufigkeit und -stärke blieb über die gesamte Zeit weitestgehend konstant. Zunächst wurde kein Beben stärker als Magnitude 0.5, sodass es nicht zu spürbaren Erschütterungen kam.
Dieser „Deckel“ hielt, obwohl es zu mehr als 30 Beben zwischen 0 und 0.5 gekommen war. Erst am Montagabend wurde dieser Deckel gesprengt, zunächst mit Beben der Stärke 0.7 und 0.8 gegen 22:30 Uhr, eine Stunde später um 23:21 Uhr dann mit dem bisher stärksten Beben: M1.5. Bei dieser Größenordnung kann es im Vogtland bereits zu spürbaren Erschütterungen und akustischen Wahrnehmungen kommen.
Gleichzeitig nahm auch die Zahl kleinerer Erdbeben zu und es entwickelte sich ein Erdbebenschwarm, der das Potential zu mehr spürbaren Erdbeben hat. Dieser Live-Ticker berichtet über den weiteren Verlauf des Schwarms. Wie immer bei Erdbeben gilt: Niemand weiß, wie sich die Situation genau entwickelt. Gewisse Abschätzungen sind möglich, aber mehr auch nicht. Ob es sich zu einem großen Erdbebenschwarm entwickelt, oder vielleicht morgen wieder vorbei sein wird, kann man jetzt noch nicht sagen.

Magnitudenverlauf der Kraslice-Erdbeben seit dem 4. Oktober 2025. Dargestellt sind automatisch detektierte Beben mit automatisch bestimmter Magnitude. Dies kann von manuellen Auswertungen abweichen.

Betroffene Städte & Orte

Stadt Land Intensität (EMS-98) Bewohner Entfernung Epizentrum (km) Beschreibung
Klingenthal Deutschland 0.9 9100 8.4 nicht spürbar
Erlbach Deutschland 0.8 1900 5.7 nicht spürbar
Luby Tschechien 0.8 2500 4.3 nicht spürbar
Adorf Deutschland 0.7 5800 12.8 nicht spürbar
Markneukirchen Deutschland 0.7 7100 7.8 nicht spürbar
Zwota Deutschland 0.6 1500 7.2 nicht spürbar
Kraslice Tschechien 0.6 7200 7.3 nicht spürbar
Sokolov Tschechien 0.5 24900 18.9 nicht spürbar
Plesná Tschechien 0.5 2100 9.6 nicht spürbar
Skalná Tschechien 0.5 2000 13.9 nicht spürbar

Wahrnehmungsmeldungen zu diesem Erdbeben

Polofahrer · 2025-10-06T22:50:00+00:00
Vogtland

Grummeln dachte erst gewitter aber nach belesen war es ein erdbeben

Anonym · Intensität: III · 2025-10-06T21:21:00+00:00
Bad Brambach, Raunergrund

typisches Grollen, ich fand es verhältnismäßig lang, bis nichts mehr zu hören war

Hast du dieses Erdbeben gespürt?

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Klicke auf die Karte oder ziehe den Marker. Koordinaten werden automatisch anonymisiert (leicht verfälscht). Der rote Punkt in der Mitte ist das Epizentrum..
Zur besseren Datenverarbeitung ist der Standard für dieses Feld in UTC (NICHT mitteleuropäische Zeit). Der voreingestellte Wert entspricht der Herdzeit dieses Erdbebens. Falls das Erdbeben bei dir erst später ankam oder du ein Nachbeben melden möchtest, passe den Wert bitte an.
Detaillierte Fragebogen zur wissenschaftlichen Auswertung. Dauert nur wenige Minuten. Hier ausklappen und ausfüllen. (optional)

Diese Angaben werden nicht veröffentlicht und zur Bestimmung der Erdbeben-Intensität an deinem Ort genutzt. Dies dient vor allem wissenschaftlichen Zwecken.

Aufenthaltsort & Aktivität
Wahrnehmung (EMS-98 Personenwahrnehmung)
Drinnen gespürt



Draußen gespürt



Auswirkungen auf Objekte
Gebäudeschäden (EMS-98 Schadenstufen)
Subjektive Stärke (optional)


FAQ – Erdbebenschwärme im Vogtland

Allgemeine Informationen

Was ist ein Erdbebenschwarm?

Ein Erdbebenschwarm (auch Schwarmbeben genannt) bezeichnet eine Häufung vieler kleiner Erdbeben innerhalb eines kurzen Zeitraums in einer bestimmten Region.
Im Gegensatz zu typischen Erdbebenserien gibt es bei einem Erdbebenschwarm kein einzelnes, dominantes Hauptbeben.
Erdbebenschwärme sind oft mit vulkanischen oder hydrothermalen Prozessen verbunden.

Warum treten Erdbebenschwärme im Vogtland auf?

Der Ursprung der Erdbebenschwärme liegt in der vulkanischen Vergangenheit der Region.
In der unteren Erdkruste existiert eine alte Magmakammer, aus der Fluide – Wasser und Gase – aufsteigen.
Diese bewegen sich durch tektonische Bruchzonen, insbesondere entlang der Leipzig-Regensburg-Störungszone.
Dabei wirken sie in Gesteinsrissen wie ein Schmiermittel und können Spannungen abbauen, was zu plötzlichen Erdbeben führt.

 

Erdbebenaktivität im Vogtland

Wie oft gibt es Erdbebenschwärme im Vogtland?

Erdbebenschwärme treten unregelmäßig auf. Kleinere Schwärme, die keine spürbaren Erdbeben verursachen, können mehrmals im Jahr vorkommen.
Stärkere Schwärme, die auch in der Bevölkerung wahrgenommen werden, sind seltener und können in Intervallen von mehreren Jahren auftreten.
Die meisten Erdbebenschwärme der letzten Jahrzehnte konzentrierten sich auf die Region um Luby und Kraslice, während 2024 mit dem ersten größeren Erdbebenschwarm in Klingenthal seit 1962 auch Deutschland stärker betroffen war.

Ist jedes Erdbeben im Vogtland Teil eines Erdbebenschwarms?

Nein. Zwar ist das Vogtland weltweit unter Seismologen für seine häufigen Erdbebenschwärme bekannt.
Aber es können auch ganz normale einzelne Erdbeben auftreten, eventuell mit Vor- und Nachbeben.

 

Gefahren & Schäden

Können Erdbebenschwärme im Vogtland Schäden verursachen?

Die meisten Schwärme sind harmlos, aber stärkere Erdbeben können leichte Schäden an Gebäuden verursachen.
Beben über Magnitude 4.0 können Risse in Wänden oder herabfallende Putzstücke verursachen.
Magnitude 5.0 oder höher könnte strukturelle Schäden hervorrufen, ist aber äußerst selten.

Können Erdbebenschwärme gefährlich sein?

Die meisten Erdbebenschwärme verlaufen ohne ernsthafte Auswirkungen.
Allerdings können starke Beben – insbesondere in kurzen Abständen – Ängste auslösen und zu kleineren Schäden führen.
In seltenen Fällen könnten Erdbeben über Magnitude 5.0 auftreten, die zu Rissen in Gebäuden oder kleineren Schäden führen können.
Ein starkes Erdbeben innerhalb eines Schwarms könnte auch Erdrutsche oder lokale Verformungen des Untergrunds auslösen.

 

Vulkanismus & Seismologie

Kündigen Erdbebenschwärme einen Vulkanausbruch an?

Nein. Erdbebenschwärme sind eine Folge magmatischer Prozesse in großer Tiefe.
Jedoch gelangen die Fluide nicht in die obere Erdkruste, wo Vulkanausbrüche entstehen.
Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass es im Vogtland zwar magmatische Aktivität gibt, diese aber nicht zu einer kurzfristigen Gefahr führt.

Ist der Vulkan im Vogtland noch aktiv?

Vulkanische Prozesse in der Tiefe sind weiterhin aktiv, aber das bedeutet nicht, dass ein Ausbruch bevorsteht.
Der letzte bekannte Vulkanausbruch in der Region liegt mehr als 100.000 Jahre zurück.
Ein erneutes Erwachen des Vulkans würde sich durch verstärkte Erdbeben und Gasausstöße bemerkbar machen. Dies ist aktuell nicht der Fall.

 

Erdbebenstärke & Vorhersage

Wie stark können die Erdbebenschwärme im Vogtland werden?

Die meisten dokumentierten starken Erdbebenschwärme erreichten maximale Magnituden zwischen 3.5 und 4.5.
Stärkere Erdbeben bis Magnitude 5.0 sind möglich, kommen aber nur sehr selten vor.
Die Energieverteilung in Schwärmen unterscheidet sich von einzelnen großen Erdbeben, sodass sich die Kraft auf viele kleinere Ereignisse verteilt.

Können Erdbebenschwärme vorhergesagt werden?

Nein. Wie bei allen Erdbeben ist eine präzise Vorhersage von Zeitpunkt, Dauer und Intensität eines Schwarms unmöglich.
Allerdings können seismologische Überwachungsmethoden Hinweise auf sich anbahnende Aktivität liefern.
Sobald ein Schwarm beginnt, lässt sich seine Entwicklung zwar beobachten, aber nicht genau vorhersagen, wie lange er dauert oder ob sich die Aktivität verstärkt.

Warum dauern manche Erdbebenschwärme nur wenige Tage, andere Wochen?

Die Dauer eines Schwarms hängt von der Menge und Bewegung der Fluide in der Tiefe ab.
Wenn der Druck schnell abgebaut wird, endet der Schwarm meist nach wenigen Tagen.
Falls die Fluide über einen längeren Zeitraum aufsteigen und Spannungen abbauen, kann sich der Schwarm über Wochen oder sogar Monate hinziehen.

 

Wie kann ich selbst überprüfen, ob gerade ein Erdbebenschwarm aktiv ist?

Du kannst die aktuellen Daten auf dieser Seite oder auf offiziellen seismologischen Websites einsehen.
Dort werden sowohl manuelle als auch automatische Detektionen erfasst.
Bei aktiven Schwärmen werden regelmäßige Updates bereitgestellt.

Erdbebenüberwachung im Vogtland

Folgende Institute und Erdbebendienste überwachen die Erdbebenaktivität im Vogtland:
Thüringer Seismologisches Netz (Universität Jena)
Universität Freiberg
Seismologisches Observatorium Collm
Diese drei Dienste sind Teil des Seismologieverbundes Mitteldeutschland.
Tschechische Akademie der Wissenschaften

Von Jens Skapski

31 Jahre alt (geboren 1994), seit 2013 Betreiber von Erdbebennews (privates Projekt), seit 2024 Erdbebenauswerter beim Thüringer Seismologischen Netz an der Uni Jena (beruflich).