Zuletzt aktualisiert: 11.07.2023, 13:05 Uhr

Erdbebendaten: Erdbebendienst Südwest

Karte aller Erdbeben im Zollernalbkreis seit 2011

3D-Übersicht aller Erdbeben im Zollernalbkreis seit 2011

Im Datensatz sind die Tiefen der Erdbeben auf einen ganzen Kilometer gerundet, was sich auf die 3D-Darstellung auswirkt.

Warum gibt es so viele Erdbeben im Zollernalbkreis?

In der Schwäbischen Alb befindet sich eine tektonische Bruchzone. Als Folge der Alpenentstehung kommt es dort zu geringfügigen Verschiebungen in entgegengesetzte Richtungen. Entlang der Grenze, die etwa zwischen Bodensee und dem Raum Stuttgart verläuft, kommt es infolge dessen zu Erdbeben. Vor allem der Abschnitt, der den Zollernalbkreis kreuzt, war in historischer Zeit aktiv. Diese sogenannte Albstadt-Scherzone verläuft etwa von Hechingen bis nach Heinstetten. Doch auch abseits des mutmaßlichen Hauptbruchs finden Bewegungen statt. Das Besondere: Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts setzten Erdbeben ein, die dann in dem ersten großen Erdbeben 1911 gipfelten und seitdem andauern. Mal in aktiveren Phasen, mal in weniger aktiven, wie man es von anderen Erdbebengebieten kennt. Das Vorhandensein von gelegentlichen Erdbebenschwärmen spricht zudem für einen Einfluss von Wasser und Gasen, die sich in rund 10 Kilometern Tiefe in der Erdkruste durch die Störungszone bewegen und dabei Erdbeben auslösen.

Wie häufig sind Erdbeben im Zollernalbkreis?

Seit 2011 gab es 40 Erdbeben über Magnitude 2 im Zollernalbkreis. Magnitude 2 ist in der Regel die Schwelle, ab der ein Erdbeben für Anwohner zu spüren ist. Somit gibt es im Durchschnitt rund alle vier Monate ein solches Erdbeben, und alle drei Jahre eins über Magnitude 3. Diese Durchschnittswerte sind jedoch nur eine grobe Orientierung. Im Laufe der Zeit kann die Häufigkeit von Erdbeben stark schwanken, ein völlig natürlicher Prozess bei allen Erdbeben weltweit.

Sind Erdbeben im Zollernalbkreis zur Zeit besonders häufig?

Seit 2020 ist im nördlichen Zollernalbkreis ein Teil der Albstadt-Scherzone besonders aktiv. Zwischen Jungingen, Onstmettingen, Burladingen und Hechingen kam es in der Zeit zu fünf Erdbeben über Magnitude 3 (das stärkste mit Magnitude 3.9) und zahlreichen kleineren. Diese sind in drei Cluster orientiert, die sich über eine Länge von vier Kilometern erstrecken und direkt aneinander angrenzen. Infolge dieser Erdbebenserie, die auch aktuell noch andauert, gab es in der Zeit überdurchschnittlich viele Erdbeben im Zollernalbkreis. Wie lange diese Erdbebenserie noch andauert, ob sie sich ausbreitet oder sogar stärker wird, ist nicht absehbar. Da sich der Erdbebenschwerpunkt während dieser Serie laufend verlagert hat, scheinen Bewegungen natürlicher Fluide (Wasser, Gase) in der Erdkruste ursächlich für diese Serien. Details sind noch Gegenstand aktueller Forschung.

Ist der Hohenzollerngraben Auslöser der Erdbeben?

Nein. Der Hohenzollerngraben ist deutlich älter als die Albstadt-Scherzone. An ihm finden wahrscheinlich keine tektonischen Bewegungen mehr statt. Einzelne Mikrobeben infolge von Fluidbewegungen, die von der Albstadt-Scherzone übergreifen, sind jedoch nicht ausgeschlossen. Dies ist zur Zeit Gegenstand der Forschung.

Muss nach 1911, 1943 und 1978 mit weiteren schweren Erdbeben gerechnet werden?

Die Erdbeben der Jahre 1911, 1943 und 1978 waren mit Magnituden von 5.7 bis 6.1 die stärksten Erdbeben in Deutschland im 20. Jahrhundert und die stärksten, die jemals im Zollernalbkreis stattgefunden haben. Alle drei führten zu weitreichenden Schäden an Häusern, Kirchen und Burgen und waren noch hunderte Kilometer entfernt zu spüren. Auch wenn die Jahreszahlen ein gewisses Muster andeuten, steckt dahinter nicht mehr als Zufall. Dennoch: Jedes dieser Erdbeben ereignete sich an einem eigenen kleinen Segment der Albstadt-Scherzone, nämlich in Ebingen, westlich von Tailfingen und in Onstmettingen. Entlang dieser Segmente sind weitere schwere Erdbeben in den nächsten Jahrzehnten unwahrscheinlich. Dazwischen sowie nördlich (Jungingen) und südlich (Messstetten) angrenzend kann dies nicht angenommen werden. Ein neues schweres Erdbeben im Zollernalbkreis ist daher jederzeit möglich, auch wenn es keinen Hinweis darauf gibt, dass dies in naher Zukunft geschieht.

Besteht ein Zusammenhang zwischen den Erdbeben im Zollernalbkreis und den dortigen Vulkanen?

Nein. Die Albvulkane sind erloschen und haben keinen Einfluss auf die Erdbebenaktivität mehr.