Führen spezielle Planetenkonstellationen in unserem Sonnensystem zu schweren Erdbeben? Spätestens seit der Erdbebenkatastrophe in Syrien und der Türkei ist diese Behauptung auch einem größeren Publikum bekannt, nicht zuletzt dank eines selbsternannten Erdbebenpropheten aus den Niederlanden. Auch die Wissenschaft hat sich zu diesem Anlass nochmal mit der Frage auseinander gesetzt. Das Ergebnis überrascht nicht wirklich.
Pierre Romanet vom Institut für Geowissenschaften der Universität Rom hat in seiner neuen Studie die Behauptung von Frank Hoogerbeets unter die Lupe genommen. Der Niederländer Hoogerbeets wurde nach dem großen Erdbeben im Februar in der Türkei (M7.8) mit mehr als 50.000 Toten international bekannt, weil er angeblich das Beben wenige Tage zuvor voraussagte. Die Basis seiner Vorhersage sind spezielle Planetenkonstellationen, die vermeintlich große Erdbeben auslösen.
Romanet hat in seiner Arbeit das Auftreten großer Erdbeben mit dem Auftreten bestimmter Konstellationen der Planeten und der Sonne verglichen, um mögliche Korrelationen zu finden. Die Theorie: Treten Erdbeben zu Zeiten bestimmter Konstellationen häufiger auf als im Durchschnitt, könnte dies ein Hinweis auf einen möglichen Zusammenhang liefern. Doch die Zahlen sind eindeutig.
Nein.
Die prozentualen Anteile beider Ereignisse sind nahezu identisch und weichen nur um wenige Prozent voneinander ab. Die vergleichsweise größten Abweichungen gibt es dabei noch bei Konstellationen mit Neptun, dem Planeten des Sonnensystems, der am weitesten von der Erde entfernt ist. Doch auch diese Abweichung ist zu gering, um auf einen Zusammenhang zu deuten. Mehr noch: Romanet erläutert, dass neben dem statistischen Nachweis einer Korrelation auch die physikalischen Möglichkeiten für eine Kausalität fehlen:
„While for the moon/earth/sun alignments, there exists a physical mechanism by which the stresses are changing in the crust via gravity change which may weakly influence earthquake occurrence (Ide et al.,2016), there is no such mechanism for planets/sun align-ments because the electromagnetic and gravity fields due to celestial bodies other than the Sun and moon are usually extremely small when they reach the Earth.“
„Während für Konstellationen mit Erde, Mond und Sonne physikalische Mechanismen existieren, welche durch Gravitationsänderungen schwachen Einfluss auf die Erdkruste ausüben und damit einen geringen Einfluss auf Erdbebenaktivität haben können, gibt es bei Konstellationen anderer Planeten miteinander oder mit der Sonne keinen Mechanismus, da Gravitations- und elektromagnetische Felder der Himmelskörper auf der Erde sehr viel schwächer sind.“
Siehe auch: Faktencheck: Große Erdbeben bei Vollmond?
Ohne statistisch nachweisbare Korrelationen und ohne bekannte Mechanismen, die einen Zusammenhang überhaupt ermöglichen könnten, fällt das Fazit eindeutig aus: Der Einfluss von Planetenkonstellationen auf große Erdbeben ist nicht nachweisbar und damit extrem unwahrscheinlich. Zwar lässt sich dieser laut Studie auch nicht komplett ausschließen, da nicht jede erdenkliche Planetenkonstellation im Detail untersucht wurde. Doch machen die vorliegenden Daten zumindest sehr deutlich, dass damit zumindest eine Erdbebenvorhersage nicht möglich ist. Auch und vor allem, weil Planetenkonstellation im untersuchten Zeitraum seit 1950 sehr häufig waren und an mehr als 77% aller Tage auftraten.
Literatur
Romanet, P. (2023). Could planet/sun conjunctions be used to predict large (moment magnitude ≥ 7) earthquakes?. Seismica, 2(1). https://doi.org/10.26443/seismica.v2i1.528
2 thoughts on “Faktencheck: Schwere Erdbeben durch Planetenkonstellationen?”
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HAARP ist auch denkbar…………..
Erdogan liefert Waffen an Russland……………nicht erwünscht………..
Die Haarp-Theorie ist so lächerlich, dass das keinem Wissenschaftler eine Studie wert wäre. Warum auch? Die Leute, die den Mist glauben, sind geistig eh nicht mehr zu retten.