Aktuelle Erdbeben in Nordrhein-Westfalen

Aktuelle Erdbeben in Nordrhein-Westfalen (Liste)

Datum Zeit Mag Tiefe (km) Intensität Ort Kreis, Region Bundesland, Land Daten Erdbebentyp Modus Breite Länge
2023-10-29 12:48 1.10 10.3 0 Roetgen Aachen NRW BNS tektonisch M 50.64 6.20
2023-10-27 19:48 1.20 1.0 0 Merzenich Düren NRW BNS ? M 50.83 6.60
2023-10-24 03:15 2.30 13.4 2 Geilenkirchen Heinsberg NRW BNS tektonisch M 50.99 6.16
2023-10-17 16:03 1.40 8.9 0 Baesweiler Aachen NRW BNS tektonisch M 50.93 6.22
2023-10-06 15:37 1.60 5.0 0 Bedburg Rhein-Erft-Kreis NRW GDN tektonisch M 51.05 6.51
2023-09-29 09:49 1.10 1.0 0 Erkelenz Heinsberg NRW BNS induziert (Braunkohletagebau / Grundwassersenkung) M 51.05 6.35
2023-09-25 13:13 1.90 5.5 2 Bedburg Rhein-Erft-Kreis NRW BNS tektonisch M 51.01 6.54
2023-09-16 17:53 2.80 10.5 3 Schleiden Euskirchen NRW GDN tektonisch M 50.51 6.38
2023-08-15 14:43 1.00 12.2 0 Wachtberg Rhein-Sieg-Kreis NRW BNS tektonisch M 50.63 7.14
2023-07-20 17:57 1.00 13.0 0 Swisttal Rhein-Sieg-Kreis NRW BNS tektonisch M 50.67 6.88
2023-07-07 01:13 1.10 11.0 0 Königswinter Rhein-Sieg-Kreis NRW BNS tektonisch M 50.68 7.25
2023-05-16 02:47 1.00 3.5 0 Niederzier Düren NRW BNS tektonisch M 50.94 6.46
2023-05-16 02:44 1.30 3.5 0 Niederzier Düren NRW BNS tektonisch M 50.93 6.46
2023-04-20 23:20 1.50 4.0 2 Simmerath Aachen NRW KOB tektonisch M 50.64 6.32
2023-04-20 02:37 1.10 10.0 0 Stolberg Aachen NRW KOB tektonisch M 50.73 6.29
2023-04-16 23:26 2.70 10.0 3 Brüggen Viersen NRW BNS tektonisch M 51.23 6.20
2023-04-12 18:13 1.50 8.0 2 Stolberg Aachen NRW Erdbebennews tektonisch M 50.77 6.25
2023-03-13 10:15 1.40 0.1 3 Mettingen Steinfurt NRW RUB induziert (Bergbau / Grubenwasseranstieg) M 52.30 7.77
2023-02-27 18:48 1.55 1.0 3 Bergkamen Unna NRW Erdbebennews induziert (Bergbau / Grubenwasser) M 51.62 7.59
2023-02-26 01:42 1.00 1.6 0 Bergheim Rhein-Erft-Kreis NRW BNS induziert (Bergbau) M 50.97 6.62

Karte aktueller Erdbeben in NRW

Wo und warum gibt es Erdbeben in Nordrhein-Westfalen?

Nordrhein-Westfalen gehört zu den Bundesländern mit der höchsten Erdbebengefährdung. Grund dafür ist der Niederrheingraben im Westen des Landes: Eine tektonische Schwächezone, an der sich die hierzulande sonst relativ stabile Eurasische Platte unter dem Druck der Alpenauffaltung im Süden ausdehnt. Diese Ausdehnung erfolgt mit rund einem Millimeter pro Jahr und hat sich in den vergangenen Jahrmillionen unter den Einfluss der magmatischen Hebung in der Eifel beschleunigt. Infolgedessen kommt es durchschnittlich alle paar Jahrhunderte zu schweren Erdbeben zwischen Krefeld, Aachen und Bonn. Dabei sind Beben bis über Stärke 7 möglich, zuletzt vor rund 6000 Jahren passiert, was in heutiger Zeit für Nordrhein-Westfalen, insbesondere das dicht besiedelte Rheinland, katastrophale Auswirkungen hätte. Kleinere spürbare Erdbeben sind deutlich häufiger und treten mehrmals im Jahr auf.

Auch wenn in der gesamten Niederrheinischen Bucht theoretisch Erdbeben möglich sind, zeigt sich innerhalb des Gebietes ein deutliches Süd-Nord-Gefälle. Zwischen Aachen und Köln sind sowohl aktuelle Mikrobeben als auch Nachweise für frühere schwere Erdbeben deutlich häufiger als im Norden rund um Krefeld. Trotz vorhandener großer Störungen noch weiter nach Norden bis nach Kleve sind spürbare Erdbeben in diesem Teil sehr selten, Auswirkungen der Beben im Süden aber immer noch zu erwarten. Diese Unterschiede sind wahrscheinlich bedingt durch die zuvor genannten Hebungen der Eifel-Plume, die auch der Ursprung der dortigen vulkanischen Aktivität ist, und dabei die Erdkruste anhebt. Diese Hebung führt zu verstärkter Dehnung im Niederrheingraben und ist besonders stark in der Nähe des Zentrums der Hebung nahe der belgischen Grenze.

Der aktive Teil des Grabens umfasst nicht nur Nordrhein-Westfalen, sondern auch Teile Belgiens und der Niederlande, dort ebenfalls mit dem Potential schwerer Erdbeben mit Magnitude 7. Solche Beben würden großflächige Schäden verursachen und sind damit auch für Teile Nordrhein-Westfalens eine Gefahr. Somit gilt die Region um Aachen nicht nur wegen der dort vorhandenen Brüche im Graben, sondern auch wegen potentieller Fernwirkung aus drei Richtungen, als Gebiet mit dem höchsten Erdbebenrisiko in Deutschland.

Als Spätfolge des dortigen Bergbaus kommt es auch in Teilen des Ruhrgebiets sowie im Revier Ibbenbüren zu kleineren Erdbeben. Mehrmals im Monat werden dort Beben zwischen Magnitude 1 und 3 aufgezeichnet, die teils von der Bevölkerung verspürt werden. Aktueller Schwerpunkt der Nachbergbau-Aktivität sind Mettingen bei Ibbenbüren, die Hammer Stadtteile Pelkum und Herringen sowie seit 2021 auch wieder Bergkamen. Zudem wurde zuletzt eine Ausdehnung der aktiven Zone nach Süden ins Stadtgebiet von Bönen festgestellt. Es wird erwartet, dass im Laufe der nächsten Jahre mit der geplanten Anhebung des Grubenwasserspiegels auch in anderen Teilen des Ruhrgebiets Erdbeben auftreten können.

Zwei bisher einzelne Erdbeben wurden 2017 in Grenzgebiet von Herne und Bochum registriert. Wahrscheinlicher Schwerpunkt werden aber wahrscheinlich die seit 2000 aktiven Zechen im Norden des Ruhrgebiets sein.

Eine dritte, weniger bekannte Erdbebenzone in Nordrhein-Westfalen erstreckt sich im Osten des Landes zwischen Bielefeld und Paderborn. Dort verläuft die vor vielen Jahrmillionen entstandene Osning-Überschiebung, ein Relikt einer früheren kontinentalen Kollisionszone. Diese wurde nach der letzten Eiszeit durch das Abschmelzen der Gletscher reaktiviert und hat auch noch in historischer Zeit stärkere Erdbeben hervorgebracht. Auch wenn die Region deutlich weniger Erdbeben hat als der Niederrhein: Einzelne teils spürbare Erdbeben kommen auch hier alle paar Jahre vor, zuletzt im April 2022 in Paderborn.

Zuständiger Erdbebendienst

Geologischer Dienst NRW