In der vergangenen Nacht kam es in der Ukrainischen Region Dnipropetrovsk zu einem seltenen Beben, dass vom EMSC mit M 4,6 angibt. Lokale Behörden nennen Magnitude 4 bis 4,5. Eine Tiefenangabe gibt es von dort nicht.
Die Region rund um das Epizentrum, von wo bislang keine Schäden gemeldet wurden, ist nicht für seismische Aktivitäten bekannt. Bis auf ein Erdbeben der Stärke 3,7 vor 6 Jahren hat es dort nahezu keine Erdbeben in jügster Zeit gegeben.
Da stellt sich die Frage: War das Erdbeben wirklich tektonisch?
Von offizieller Seite gibt es zur Zeit keine Angaben über den Ursprung des Bebens. Der Verdacht liegt nahe, dass der lokale Bergbau für das Erdbeben verantwortlich. Die Region Kryvyi Rih, wo das Epizentrum lag, ist ein wichtiger Stahlproduzent, das nötige Eisen wird in riesigen Tagebauten gefördert. Einer dieser Tagebauten liegt nur wenige Meter vom vom EMSC berechneten Epizentrum entfernt. Auch das Beben im Jahr 2007 hatte dort seinen Ursprung.
Bergbauinduzierte Erdbeben haben drei Hauptursachen:
Felsstürze in den Schächten (direkte Quelle von seismischen Wellen)
(Re-)Aktivierung natürlicher Verwerfungen
Bewegungen von Grundwasser
Diese Erdbeben haben wegen der geringeren Tiefe meist eine höhere Intensität als normale Erdbeben, aber auch ein kleineres Schüttergebiet.
Die Ukraine galt bislang nicht als Region, wo der Bergbau größere seismische Aktivitäten zur Folge hat. Andere Länder Europas hatten damit deutlich mehr Probleme.
Hier in Deutschland kam es während der Kohlezeit im Ruhrgebiet häufig zu kleinen bis moderaten Erdbeben, induziert durch die Zechen. Auch heute noch kommt es noch gelegentlich an manchen Zechen zu Erdbeben. Betroffen davon besonders die Städte Haltern, Dorsten (u.a. M 3,6 im Dezember 2011), Bottrop und Moers.
Bekannter sind jedoch:
Das Saarland, wo es Erdbeben der Stärke 4,0 im Jahr 2008 Menschen verängstigte, hunderte Gebäude beschädigte, und maßgeblich an der Entscheidung zum Kohleausstieg beteiligt war.
Völkershausen. Dort löste der Kalibergbau im Jahr 1989 ein Erdbeben der Stärke 5,6 aus, welches fast alle Gebäude im Ort beschädigte und mehrere Menschen verletzte.
In den Bergbaugebieten Ost- und Mitteldeutschlands gab es im vergangenen Jahrhundert weitere Erdbeben über Magnitude 4.
Im Jahr 2013 stand ein anderes europäisches Land mit bergbauinduzierten Erdbeben im Fokus: Polen.
Die Regionen Schlesien und Niederschlesien sind bekannt für Kupfer- und Kohleabbau. Dabei kommt es fast täglich zu Erdbeben der Stärke 2, meist stärker. Gelegentlich, bekannt sind uns 4 Ereignisse im Jahr 2013, verursachen diese Beben Gebäudeschäden, deren Reparatur natürlich vom Bergbauunternehmen bezahlt wird. Schlimmer war es am 19. März, wo ein Beben der Stärke 4,6 zum Einsturz einer Schachtanlage führte. Mehrere Bergmänner waren für einige Stunden eingeschlossen, fünf wurden verletzt.
Erdbeben dieser Stärke sind in Polen leider keine Seltenheit mehr.
Kleinere Erdbeben gibt es auch in den Kohlegebieten von England. Diese sind allerdings sehr selten. Häufiger sind diese an der Malmberget Mine im Norden von Schweden nahe Gällivare, wo alle paar Monate Erdbeben um Magnitude 2 registriert werden. Auch in Norwegen (Nordland) gibt es Erdbeben an Tagebauten.
Weitere Formen von direkt menschengemachten Erdbeben sind solche, die durch Gas- oder Ölförderung, sowie durch Geothermalkraftwerke entstehen. Groningen (Niederlande) und Basel (Schweiz) sind bekannte europäische Beispiele.
Ein aktuelles Ereignis (M 5,4) in Russland stand auch in Verdacht, mit dem lokalen Kohlebergbau zusammenzuhämngen. Dies wird aber von den Behörden dementiert.
Wie das Erdbeben in der Ukraine entstanden ist, muss noch geklärt werden. Ob es ein tektonisches oder doch ein induziertes Erdbeben war, werden die Untersuchungen ueigen.
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Siehe auch:
Starkes Erdbeben in Polen (19. März 2013)