Heute Morgen wurden wir von einer Leserin aus dem Grenzgebiet gefragt, warum es in den vergangenen Tagen so „viele“ Erdbeben in Tschechien gab und womit dies zusammenhängt.
Dieser Frage wollen wir an dieser Stelle nachkommen.
Einen Blick auf die Aktivität der Tschechischen Erdbeben in den vergangenen zwei Wochen belegt: Ja, es gab Aktivität. Aber diese Aktivität war gering, kein Beben war stärker als Magnitude 2.7 und somit absolut harmlos.
Aber ist es normal?
Vorweg: Erdbeben in Tschechien sind absolut keine Seltenheit. An mehreren Orten in Tschechien, vor allem im Süden und Westen, hat es in der Vergangenheit größere Erdbeben gegeben. Das Vogtland, bzw. das Cheb Becken an der Deutsch-Tschechischen Grenze gehört zu den seismisch aktivsten Regionen Mitteleuropas. Täglich gibt es dort kleine, nicht spürbare Erdbeben. Im Abstand von einigen Jahren werden diese Schwarmbeben so stark, dass sie von der Bevölkerung deutlich wahrgenommen werden, wie zum Beispiel im Jahr 2011, wo hunderte Beben registriert wurden, einige bis Magnitude 4. Aber auch größere Schwärme, mit tausenden Erdbeben teils über Magnitude 5 hat es in der Vergangenheit schon gegeben. Die wichtigsten Schwärme, die aus den letzten Jahrhunderten überliefert sind, haben wir hier aufgelistet.
Ursache für die Schwarmbeben im Vogtland ist magmatische Aktivität im Untergrund, die Druck auf die Bruchlinien ausüben, die die Region durchziehen.
Aber in den letzten 2 Wochen gab es keinen außergewöhnlichen Schwarm. Das stärkste dieser alltäglichen Erdbeben im Vogtland hatte nach Angaben des Thüringer Erdbebendienstes Magnitude 0.6 und taucht somit auch nicht in der Liste des EMSC auf.
Stattdessen bilden zwei andere Regionen die „Erdbebenhochburgen“ von Tschechien. Zum Einen die Region Brüx an der Grenze zu Sachsen, zum Anderen die Region Ostrau im Osten von Tschechien. (Siehe Karte)
Beide Regionen fielen auch schon früher durch kleine Erdbeben auf. Entsprechend ist auch hier „alles normal“. Der Unterschied zum Vogtland liegt im Ursprung der Beben: Während im Vogtland die Beben in 6 bis 12 Kilometern Tiefe ihren Ursprung haben, sind es in Ostrau und Brüx nur knapp 1000 Meter. Solch flache Erdbeben sind fast nie natürlichen Ursprungs, auch hier nicht.
Denn diese Regionen von Tschechien sind Orte, wo massiv Bergbau betrieben wird. Diese Arbeiten im Untergrund verursachen, wie an vielen anderen Bergbaustandorten, diese leichten Erschütterungen. Dieses Phänomen kennt man auch in Deutschland, zum Beispiel im Ruhrgebiet oder im Saarland, aber auch direkt nebenan im Süden von Polen, wo die Erdbeben deutlich häufiger und stärker sind.
Dieser Bergbau in Tschechien verursachte 10 der 13 Erdbeben. Die drei anderen lassen sich in keines der beiden Schemata packen. Kurz und knapp: Es sind normale, kleine, tektonische Erdbeben, wie sie auch in Tschechien hin und wieder vorkommen. Aufgelistet:
M 2.2 heute morgen bei Tachov in Westböhmen
M 2.0 gestern Abend bei Jindřichův Hradec im Süden des Landes
M 2.7 am 7. Januar bei Zlin im Naturschutzgebiet Holý Kopec (Südosten)
Dass 3 dieser an diesen Orten dennoch recht seltenen Erdbeben innerhalb so kurzer Zeit vorkommen, ist Zufall und hängt nicht mit den anderen Aktivitäten zusammen.