Es ist nichts ungewöhnliches mehr, dass auf den Karten verschiedener Erdbebendienste, unter anderem auch auf denen des EMSC, im Ärmelkanal zwischen Frankreich und England Erdbeben auftauchen. Meist gleich schwarmartig mit mehreren innerhalb weniger Tage. Selten sind diese deutlich größer als Magnitude 3.0
Heute um 21.24 Uhr wurde ein besonders starkes Exemplar verzeichnet. Magnitude 4.2, so die Auswertung des französischen Erdbebendienstes. Das Epizentrum soll wie bei allen Beben dort nördlich von Le Havre, etwa 20 km vor der französischen Küste gelegen haben.
Das Fehlen von Spürbarkeitsmeldungen zeigt es: Dieses Erdbeben war kein Erdbeben. Ausgelöst werden die erdbebenähnlichen Ereignisse von Sprengungen vor der Küste, die wahrscheinlich im Zusammenhang mit dem Bau eines Offshore-Windparks stehen. Automatische Registrierungen lassen Verwechslungen mit tektonischen Ereignissen aufkommen, nach manueller Korrektur wird meist der Status „induziert“ vergeben.
Sprengungen, wie sie auch in Steinbrüchen und anderen Orten stattfinden, führen immer wieder zu falschen Erdbebenregistrierungen. An Land nahe Wohngebieten sind diese „Beben“ selten stärker als 2.5, da eine höhere Sprengkraft nicht erlaubt ist. „Spürbarkeit“ tritt in diesen Fällen rund um den Sprengort auf und Häuser können Schaden nehmen.
Dass im Ärmelkanal, und auch nahe der Stadt Le Havre, echte Erdbeben auftreten können, daran gibt es keinen Zweifel. Unterscheiden lassen sich die falschen Erdbeben von den echten leicht aus den Daten bei EMSC. Dort wird in der Regel für die Sprengungen eine Tiefe von „2 km“, stellvertretend für einen oberflächennahen Herd, angegeben. Tektonische Erdbeben erhalten meist den Stellvertreterwert „10 km“, wenn eine genauere Auswertung noch nicht erfolgt ist.