Kirgisistan – Im zuletzt seismisch sehr aktiven zentralasiatischem Land wurde gestern Vormittag ein weiteres starkes Erdbeben registriert. Um 9.30 Uhr MEZ trat in der Region Naryn ein Beben der Stärke 5,5 auf, nach Angaben des USGS. Laut kasachischem Erdbebendienst erreichte es Magnitude 6.0. Das Epizentrum lag nahe des Dorfes Karakeche, etwa 120 km südlich der Hauptstadt Bischkek. Dort, sowie in der kasachischen Stadt Almaty waren die Erschütterungen noch deutlich spürbar.
In den Dörfern Karakeche und Ming-Kush, wo die höchsten Intensitäten verzeichnet wurden, traten einige Schäden auf. Behörden melden Risse in Schulen und einigen Wohngebäuden. 32 Gebäude waren in Ming-Kush betroffen, ein Haus stürzte ein. Verletzte gab es nicht. Die Situation vor Ort wird weiter untersucht.
Das Erdbeben trat nur 40 Minuten nach dem dem Erdbeben in Tadschikistan (M7.2) auf, das in weiten Teilen von Kirgisistan spürbar war und im Süden des Landes leichte Schäden verursachte.
Innerhalb der vergangenen drei Wochen wurde die kirgisische Nation so oft von Erdbeben getroffen, wie seit Jahren nicht mehr. Insgesamt sechs Erdbeben haben auf dem Staatsgebiet Schäden verursacht.
17. November: Magnitude 5.9 in Osh (539 Gebäude zerstört, 3000 beschädigt)
20. November: Magnitude 5.1 in Osh (Nachbeben, weitere Schäden)
21. November: Magnitude 4,4 in Jalalabad (2 Gebäude beschädigt)
1. Dezember: Magnitude 5.2 in Jalalabad (22 Gebäude beschädigt)
7. Dezember: Magnitude 7.2 in Tadschikistan (einige Gebäude in Osh beschädigt)
7. Dezember: Magnitude 5.5 in Naryn (mehrere Gebäude beschädigt)
Die Aktivität folgte dem Erdbeben in Afghanistan am 26. Oktober, welches auch im Süden von Kirgisistan einige leichte Schäden verursachte und im ganzen Land spürbar war.
Seismologen in Kasachstan sind einige wenige in der Welt, die sich offen und staatlich gefördert mit Erdbebenvorhersage beschäftigen und regelmäßig offizielle Vorhersagen herausgeben. Im August warnte der Katastrophenschutz, dass bis zum Ende des Jahres in Kirgisistan vermehrt mit starken Erdbeben zu rechnen sei. Es bestünde eine 70%ige Wahrscheinlichkeit, dass ein Erdbeben mit Intensität 7 bis 9 auftrete.
Mit dem Osh-Erdbeben, das Intensität 7 erreichte, und dem grenznahen Erdbeben in Tadschikistan (Epizentralintensität 8) lässt sich ein Eintreffen dieser Vorhersage bestätigen.
Zuletzt wurde gewarnt, die Aktivität würde sich bis in den Januar hinein fortsetzen. (Almaty in Kasachstan sei demnach gefährdet, wobei das Risiko als gering eingestuft wird) Danach würde es erst wieder im Jahr 2017 zu starken und im Jahr 2020 zu einem schweren Erdbeben (Intensität 9) kommen.
Kirgisische Forscher beschäftigen sich wie ihre Kollegen in Nachbarländern seit Jahren mit Erdbebenvorhersage. Sie bescheinigen sich selbst eine Erfolgsquote von 75%. Konkrete Warnungen für einzelne Gebiete seien zwar noch nicht möglich, doch mit den jüngsten Erfolgen bei Mittel- und Langfristvorhersagen sind sie weiter in der Forschung als jede andere Nation.
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