Jedes Jahr werden weltweit mehrere hundert Erdbeben registriert, bei denen es zu Sach- und/oder Personenschäden kommt. Im vergangenen Jahr 2018 waren es insgesamt 289 dieser Schadensbeben. Im aktuellen Jahr 2019 wurde am 16. September das 200. Schadensbeben des Jahres registriert. Grund genug eine erste vorläufige Jahresbilanz zu ziehen und die deutlichen Unterschiede zum Vorjahr zu verdeutlichen.

Um die Verluste eines Erdbebens vergleichbar zu machen, ist jedes Schadensbeben mit einem Impakt-Wert versehen. Zur Berechnung dieses Bebens werden sowohl die Anzahl der beschädigter Strukturen als auch die personellen Verluste herangezogen. Dies ermöglicht eine nationenübergreifende Vergleichbarkeit von Erdbebenkatastrophen auf sozialer Ebene, wie es in einer reinen Betrachtung der wirtschaftlichen, bzw. finanziellen Verluste nicht möglich ist. Die Skala ist logarithmisch aufgebaut, das heißt ein doppelt so hoher Impakt-Wert entspricht, je nach Schadensart, bis zu 50 mal höheren Verlusten.
Die (Stand: 17. September, 10 Uhr) bisherigen 202 Schadensbeben des Jahres sind auf oben stehender Karte eingetragen. Die Größe der Kreise entspricht der Stärke des Bebens. Der Impakt-Wert wird durch die Farbe der Kreise dargestellt.

Wie üblich handelt es sich bei dem Großteil der weltweit registrierten Schadensbeben um solche mit nur geringen Auswirkungen. Heißt: Risse in Mauern einzelner Häuser, eingestürzte Schornsteine, keine oder nur wenige Verletzte. Insgesamt 124 (von 202) Beben sind mit einem Impakt-Wert von unter 0,25 klassifiziert. Ein Beispiel für diese niedrigste Kategorie ist zum Beispiel das Erdbeben in der thailändischen Region Lampang (M4.0) am 14. März, bei dem 69 Gebäude beschädigt wurden und eine Person evakuiert werden musste. Es hatte den Impakt-Wert 0,226.
Auch das einzige deutsche Schadensbeben des Jahres, das M3.7 in Konstanz Ende Juli, bei dem es zu Glasbruch an einem Gebäude kam, ist dort vertreten (Wert 0,004).

Die Beben mit den höchsten Verlusten trafen die chinesische Region Sichuan (M5.8), die indonesische Insel Halmahera (M7.3) und die Philippinen-Insel Luzon (M6.1.) mit einem Impakt-Wert über 2,5.
Im Gegensatz zu 2018 kam es bisher nicht zu einer großen Erdbebenkatastrophe, sodass auch die Gesamtverluste des Jahres erst 11% des Vorjahres ausmachen. Bei der Erdbebenserie auf der indonesischen Insel Lombok im August 2018 kamen 564 Menschen ums Leben und der Impakt-Wert lag bei 4,11, was deutlich über den Gesamtverlusten des bisherigen Jahres 2019 liegt (3,75). Einen ähnlichen Impakt-Wert erreichte wenig später am 28. September 2018 das Erdbeben auf der Insel Sumbawa mit sogar über 4000 Todesopfern.
Entsprechend liegt die Opferzahl mit 94 Toten aus 30 tödlichen Beben bisher extrem weit unter dem jährlichen Durchschnitt von rund 8000 Opfern pro Jahr. Zum Vergleich: In keinem Jahr des 21. Jahrhunderts starben bisher weniger als 200 Menschen bei Erdbeben.

Die Erdbebenverluste des Jahres 2019 sind also bisher deutlich unter den langjährigen Durchschnittswerten. Hauptgrund dafür ist das Ausbleiben einer großen Erdbebenkatastrophe, wie sie in den meisten Jahren vorkommt und oft den Großteil der Gesamtverluste eines Jahres ausmacht. Eine Situation, die sich natürlich jederzeit ändern kann und entsprechend keine Aussagen über den Rest des Jahres erlaubt. Aber auch der generelle Trend der letzten Jahre mit eher unterdurchschnittlicher Erdbebenaktivität und somit niedrigerer Erdbebenanzahl wirkt in diese Statistik mit ein: So wurde das 200. Schadensbeben des Jahres 2019 so spät registriert wie noch nie: In den Vorjahren wurde die Zahl bereits Ende August erreicht, 2015 Ende Juli und 2014 sogar schon Anfang Juli.