Der seit rund einer Woche andauernde Erdbebenschwarm nahe der isländischen Kleinstadt Grindavik hat sich in den vergangenen Stunden intensiviert. Ursächlich ist eine Magmaintrusion in rund 5 Kilometern tiefe, die die oberhalb liegende Erdkruste anhebt und dabei Erdbeben verursacht. Das stärkste der Erdbeben erreichte Magnitude 4.2, tausende Beben mit geringerer Magnitude wurden ebenfalls registriert. Ein Vulkanausbruch könnte folgen.

Auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel ist vulkanische Aktivität in den letzten Jahren zum Alltag geworden. Drei Ausbrüche des Vulkans Fagradalsfjall erlebte die Region, schadlos, sogar eine Touristenattraktion. Zudem zahlreichen wiederkehrende Erdbebenschwärme, die jedem Vulkanausbruch vorausgingen, zudem mehrere Magmaintrusionen begleiteten. Intrusionen, gescheiterte Vulkanausbrüche, bei denen das Magma in der Kruste stecken geblieben ist.

Magmaansammlung unter der Blauen Lagune

Eine Intrusion, wie sie sich zur Zeit auch nördlich von Grindavik abspielt. Zwischen weltberühmter „Blauer Lagune“ und dem Vulkankegel Thorbjörn bebt die Erde seit Ende Oktober tausendfach, zuletzt so stark, dass auch in der 30 Kilometer entfernten Hauptstadt Reykjavik die Gläser im Schrank klirrten. Magnitude 4.2 ermittelte die Isländische Meteorologiebehörde für das stärkste Erdbeben um 4:51 Uhr MEZ. Die Tiefe: 5 Kilometer und damit genau dort, wo sich seit rund einer Woche Magma sammelt.

Profilansicht der Erdbeben unter Grindavik seit dem 27. Oktober. Blick von Süden. Die linsenförmige Magmaintrusion befindet sich direkt unterhalb der Erdbeben. Das größte Erdbeben mit Magnitude 4.2 ist der große rote Kreis unten in der Mitte des Clusters. Screenshot aus 3D-Grafik.

Satellitendaten belegten bereits die Bodenhebungen. Geophysikalische Modelle zeigten, dass die Ursache eine linsenförmige Ansammlung von Gesteinsschmelze in rund 5 Kilometern Tiefe ist. Ein sogenannter Sill bildet sich, wenn aufsteigendes Magma statt weiter nach oben zu gelangen zur Seite ausweicht und unterhalb einer stabilen Gesteinsschicht eine Art Kammer bildet. Das Füllen der Kammer drückt das Gestein nach oben, biegt es, bis es irgendwann in Form von Erdbeben bricht.

Erdbeben könnten Vulkanausbruch ankündigen

Bislang schien es, als würde sich das Magma in 4 – 5 Kilometern Tiefe sammeln und noch keinen Weg nach oben finden. Die jüngsten Erdbeben, die sich von der Oberkante des Sills bis fast zur Erdoberfläche erstrecken, könnten die Situation ändern, möglicherweise bereits ein Zeichen dafür sein, dass das Magma einen Weg gefunden hat. Auch seismologische Daten geben erste Hinweise auf Magmabewegung. Ob es sich um Bewegung nach oben handelt, ist daraus allerdings nicht ableitbar. Eine offizielle Stellungnahme gibt es noch nicht. Die Warnstufe des Vulkans ist weiter auf Gelb. Von einer akuten Gefahr eines Vulkanausbruchs ist daher im Moment nicht auszugehen.

Die Situation in Grindavik spannt sich zu. Ein Vulkanausbruch würde die Siedlung sowie die Blaue Lagune gefährden, je nachdem, wo genau das Magma die Erdoberfläche erreicht. Bereits gestern warnten die Behörden, dass die fortschreitende Magmaintrusion zu stärkeren Erdbeben führen kann. Dies bewahrheitete sich bereits wenige Stunden später. Ob und wann es zu einem Vulkanausbruch kommt, ist unklar. Bereits in den vergangenen Jahren kam es mehrfach zu Intrusionen nördlich von Grindavik, die allesamt stecken blieben. Ob dies mit der aktuellen Intrusion ebenfalls geschieht und die Aktivität abklingt, oder doch ein Vulkanausbruch folgt, bleibt abzuwarten.

Hier könnt ihr die Seismologische Aufzeichnungen in Echtzeit verfolgen.