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Schäden im Kathmandu-Tal http://www.disaster-report.com/2015/05/nepal-earthquake-2015-latest-updates.html

Das Jahr 2015 wird vielen als ein katastrophales Jahr in Erinnerung bleiben. Die Welt lebt im Schrecken des Terrors, vergessen bleibt Nepal. Ein kleines, wenig bekanntes Land im Himalaya. Am 25. April um 11.56 Uhr begann das Unglück mit einem Erdbeben der Stärke 7,8, dem weltweit drittstärksten Erdbeben des Jahres. Hunderttausende Gebäude wurden zerstört, viele davon in Kathmandu. Unbekannt blieben hingegen die Verwüstungen in ländlichen Gebieten des Landes, dort wurden wohl hunderte Dörfer vollkommen zerstört. Aber auch Indien, China und Bangladesch waren betroffen. Auch dort: zerstörte Häuser, zerstörte Existenten. In den vier Ländern wurden über 9000 Menschen getötet und über 20.000 verletzt.

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Viele Historische Bauten, die teilweise Weltkulturerbe waren, wurden zerstört.

Bereits seit 1996 steckt Nepal in einer Krise. Bürgerkrieg und Revolution zerstörten das Land ohne wirkliche Rohstoffvorkommen. 2008 dankte der König ab und ebnete den Weg für eine Demokratie. Doch noch heute gibt es keine funktionierende Verfassung. Als am 23. September diesen Jahres neue Gesetze verabschiedet wurden, schloss Indien die Grenze zu Nepal. Gaslieferungen erreichen das Land nicht mehr, Fabriken bleiben geschlossen, Millionen Menschen rutschten unter die Armutsgrenze. Massenproteste forderten bereits erste Todesopfer, das Land steckt tief in einer wirtschaftlichen und politischen Krise. Viele befürchten einen neuen Krieg. Zwar öffnet sich langsam die Grenze zu Indien wieder und Waren werden nach Nepal geliefert, doch der Winter hat nun Einzug gehalten. Mehrere Menschen sollen bereits erfroren sein, viele sind krank.

 

Aber nicht nur Nepal wurde in diesem Jahr von Erdbeben getroffen. Nach Angaben des USGS hat es in diesem Jahr 145 Erdbeben über Stärke 6,0 gegeben. Darunter sind auch 19 Erdbeben zwischen stärke 7,0 und 7,9 sowie ein 8,1 und eines mit Stärke 8,3. Im Vergleich zu anderen Jahren ist die Zahl ziemlich hoch aber nicht außergewöhnlich. 2013 wurden 19 Erdbeben über Stärke 7 registriert. 2011 waren es 21 und 2010 sogar 24. Die meisten dieser Erdbeben blieben aber weitestgehend folgenlos, da sie unter anderem sehr tief waren (Vgl: Was macht ein Erdbeben gefährlich?). Darunter sind zwei Erdbeben in 600 Kilometer Tiefe (Stärke 7,2 und 7,3) am 24. November in Peru, sowie eines der Stärke 8,1 in Japan in 670 Kilometern Tiefe am 30.Mai. Andere gingen nicht so glimpflich aus.

 

Erstes Quartal 2015:
2015 begann ähnlich wie 2014, mit dem Januar. Nur wenige starke Erdbeben traten auf, und richteten kaum Schäden an. Allerdings forderten eigentlich schwache Erdbeben immer wieder Tote. Am 14. Januar forderte das erste Erdbeben Tote, betroffen war die Dominikanische Republik mit einer Stärke von 3,0. Im Februar starben vier Menschen in Bosnien (Stärke 3,3) und im März zwei Menschen in der Chinesischen Provinz Anhui (Stärke 4,3). Insgesamt kamen bis zum 24. April nur zwölf Menschen ums Leben und 171 weitere wurden verletzt. Nur einen Tag später wurden aus zwölf fast 10.000.

 

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Lawine am Mount Everest aus dem Video von Jost Kobusch

Nepal…
Nachdem am 25. April das Erdbeben weite Teile des Landes zerstört hatte, folgten viele weitere Nachbeben, die ebenfalls zerstörte Gebäude und Tote hinterließen. Zehn dieser tödlichen Nachbeben traten auf, zuletzt eines am 20. August. Das stärkste am 12.Mai (Stärke 7,3) forderte 228 Todesopfer. Aber nicht nur die Bevölkerung Nepals war betroffen. Hunderte Touristen im Langtang-Tal und am Mt. Everest erlebten das Erdbeben ebenfalls als den schrecklichsten Moment ihres Lebens. Viele Touristen starben, darunter Franzosen, Spanier, Deutsche. Am höchsten Berg der Welt wurde eine Lawine ausgelöst, 22 Menschen starben. Es ist das bisher tödlichste Unglück am Mt. Everest, der wegen dieser Katastrophe in diesem Jahr nicht bestiegen werden konnte.

 

Der Prozess des Jahres
Immer wieder schaffen es Erdbeben auch in die Gerichtssäle. Am 4. Juni wurde der Malaysische Bundesstaat Sabah von einem der stärksten Erdbeben dessen Geschichte getroffen. Auf dem Berg Kinabalu kam es zu Steinschlägen, die 18 Touristen töteten. Nur wenige Tage vorher wanderten mehrere Personen nackt auf dem heiligen Berg. Sie wurden zu einer Gefängnisstrafe von drei Tagen verurteilt und mussten eine Strafe von etwa 1000 € zahlen. Es ist anzuzweifeln, dass die Strafe alleine der öffentlichen Entblößung gilt. Viel mehr ist es der Glaube, dass der für die Einheimischen heilige Berg durch die Respektlosigkeit erzürnt war. Zorn, der sich kurz darauf in einem Erdbeben entlud.

 

China
Wie in jedem Jahr war auch China 2015 mehrfach durch Erdbeben betroffen. 39 Erdbeben richteten in diesem Jahr dort Schäden an. Das bedeutendste ereignete sich am 3. Juli in der Provinz Xinjiang und erreichte eine Stärke von 6,5. Drei Menschen starben und 214 wurden verletzt. Landesweit starben in diesem Jahr sechs Menschen und hunderte wurden verletzt. Eine größere Erdbebenkatastrophe blieb in China 2015 aus. Es ist die niedrigste Opferzahl durch Erdbeben in China seit 2007.

 

Afrika
Drei Tote, 68 Verletzte. Das Resultat des folgenreichsten Erdbebens des Jahres auf dem Afrikanischen Kontinent. Das Epizentrum des Bebens am 7. August lag am Kivu-See, betroffen waren der Kongo und Ruanda. Auch in Zukunft wird es dort weiter Erdbeben geben, da an dieser Stelle der Kontinent auseinander bricht.

 

Das Stärkste
Mit Stärke 8,3 war es das stärkste Erdbeben weltweit, mit einem gleichstarken im Mai 2013, seit dem 11. April 2012, also seit 1253 Tagen. Getroffen hat es Chile am 17. September. Bereits im vergangenen Jahr bebte hier die Erde mit 8,2. Dank guter Bauweise und einem funktionierenden Erdbebenfrühwarnsystem konnte eine riesige Katastrophe verhindert werden. Dennoch überlebten 16 Menschen das Erdbeben und seine Auswirkungen nicht, über 2800 Gebäude wurden zerstört, viele davon auch durch einen 4.75m hohen Tsunami, dem weltweit höchsten des Jahres.

 

Zentralasien, von Freude bis zur Katastrophe
Viele Staaten der Welt sind auf der Suche nach einer funktionierenden Erdbebenvorhersage. Im August diesen Jahres warnten Behörden in Kasachstan vor einem Starken Erdbeben, es trat ein. Die Freude unter den Geologen war sicherlich groß, trotz 500 zerstörter Gebäude. Doch Zentralasien war in diesem Jahr oft betroffen.
Nach dem Katastrophalen Erdbeben in Nepal folgte am 26. Oktober ein Erdbeben in Afghanistan. Das Resultat, insgesamt 402 Tote, nicht nur in Afghanistan, sondern auch in Pakistan und Indien. Noch heute sind einige Gebiete schwer zu erreichen, in vielen Gebieten blieb Hilfe aus. Nur einen Monat später starben 2 Menschen bei einem weiteren Erdbeben mit Stärke 5,8. Tödlich verlief ebenfalls ein Erdbeben der Stärke 6,5 am 25. Dezember, 6 Tote und 119 Verletzte.
Am 7. Dezember traf es ein weiteren Staat. Betroffen Tadschikistan mit Stärke 7,2. Es gab 2 Tote und 14 Verletzte, die glücklicherweise geringe Opferzahl ist mit der sehr geringen Bevölkerungsdichte der betroffenen Region zu erklären. Es ist auch davon auszugehen, dass im kommenden Jahr die Erdbebenaktivität in Zentralasien weiter anhält.

 

Europas Sorgenkind 
Griechenland ist Europas Sorgenkind, finanziell, politisch, tektonisch. 57 Erdbeben über Stärke 4,5 fanden hier in diesem Jahr statt, 12 davon waren stärker als 5,0. Die beiden Stärksten ereigneten sich im April und November. Das Erdbeben am 16. April fand östlich von Kreta statt und hatte eine Stärke von 6,1, es war in der gesamten Region, bis Ägypten spürbar, richtete glücklicherweise aber keine Schäden an. Schlimmer traf es die Insel Lefkada am 17. November. Dutzende Gebäude wurden zerstört, viele weitere beschädigt. Zwei Frauen starben, 5 weitere Personen wurden verletzt. Es war das tödlichste Erdbeben in Griechenland seit 1999 als Athen teilweise zerstört wurde.
Immer wieder bereichten deutsche Medien über die Gefahr durch Erdbeben in Griechenland. Die Gefahr war immer bekannt, offensichtlich aber nicht in der Deutschen Nachrichtenwelt. Früher oder später wird es wieder ein Erdbeben der Stärke 8 in Griechenland geben, auch dann wird man wieder lesen können „so stark hat es niemand erwartet“ obwohl genau darüber NTV am 3. Dezember berichtete.

 

Überblick des Jahres
Im Jahr 2015 haben Erdbeben 14 Tsunamis ausgelöst. In sieben Fällen gab es weder durch auslösendes Erdbeben noch durch den Tsunami selbst Schäden. Abgesehen vom Tsunami, welcher am 16.September durch das Erdbeben in Chile ausgelöst wurde (siehe oben) erreichte kein weiterer Höhen über einem Meter. 347 Erdbeben richteten in diesem Jahr Schäden an, sie forderten 9787 Todesopfer und 30736 Verletzte. 38 Erdbeben in diesem Jahr endeten tödlich.Eine Ausführliche Tabelle mit allen (bekannten) Schadenbeben ist hier zu finden.

 

Es war ein wechselhaftes Jahr. Katastrophen kamen und gingen, einige dauern bis ins neue Jahr an. Wir wünschen an dieser Stelle allen Betroffenen im neuen Jahr eine Verbesserung der Lage und dass neue Katastrophen in der Welt die Ausnahme bleiben. Auch allen anderen wünschen wir einen guten Start ins neue Jahr 2016, Glück, Erfolg und Sicherheit!
Team von „Juskis Erdbebennews“ – Jens und Lukas