Wie entstehen Tsunamis?

Tsunamis sind eine häufige Folge starker Erdbeben, die sich im Meer oder in größeren Seen ereignen. Sie entstehen in der Regel durch die ruckartige Verschiebung des Meeresbodens bei einem Erdbeben, können aber auch indirekt, zum Beispiel durch Erdrutsche, ausgelöst werden. Für eine ausreichend große Verschiebung des Meeresgrunds zur Entstehung eines Tsunamis benötigt es ein Erdbeben mit etwa Magnitude 7 oder höher. Oberflächennahe Erdbeben können auch bei geringerer Magnitude Tsunamis auslösen, ebenso Erdrutsche am Meeresgrund oder an der Küste.

Wo kommen Tsunamis vor?

Tsunamis können theoretisch in jedem Meer und in jedem größeren See auftreten. Je nach Typ (siehe unten) sind sie aber auf das Vorkommen des jeweiligen Auslösers beschränkt.

Weltkarte der Tsunamis
Karte aller bekannten Tsunamis seit 2000. Stand: 23. August 2022. Daten: NCEI/WDS Global Historical Tsunami Database, 2100 BC to Present DOI:10.7289/V5PN93H7

Wie gefährlich sind Tsunamis?

Die meisten von Erdbeben ausgelösten Tsunamis sind harmlos, da entsprechende Frühwarnsysteme vorhanden sind und die Wellen an den Küsten meist nur Höhen von wenigen Dezimetern erreichen und somit in der Regel keine Menschen oder Siedlungen direkt betreffen. Da Tsunamis eine höhere Energie als normale Sturmwellen haben, können sie aber selbst bei geringen Höhen Strände überspülen und Menschen mitreißen, die sich nicht rechtzeitig in Sicherheit gebracht haben.

Im offenen Meer können sich Tsunamis sehr schnell bewegen. Deswegen können sie die nächstgelegenen Küsten unter Umständen bereits innerhalb weniger Minuten erreichen. Nach starken Erdbeben in Küstenregionen sollten Anwohner und Touristen daher nicht auf offizielle Warnungen warten, sondern direkt in höher gelegene Gebiete flüchten.

Alle Informationen zu Erdbeben- und Tsunamischäden

In seltenen Fällen erreichen Tsunamis Wellenhöhen von mehreren Metern. In diesem Fall können sie Küstenstädte überfluten, Häuser, Gegenstände und Menschen mitreißen und auch Schiffe in Häfen zerstören. Wie hoch ein Tsunami wird, ist von mehreren Faktoren abhängig:

  • Je stärker das Erdbeben, bzw. die Verschiebung am Meeresgrund, desto größer kann der Tsunami werden
  • Tsunamis erreichen erst an den Küsten ihre größten Wellenhöhen, da sie sich im seichten Wasser langsamer Bewegen und so auftürmen können. Die Küstenform ist zudem entscheidend, wie weit sich die Welle aufbauen und ins Landesinnere eindringen kann.
  • Tsunamis verlieren im offenen Meer zunehmend Energie und haben damit mit zunehmender Entfernung zum Epizentrum eine geringere Höhe.
  • Durch untermeerische Erdrutsche kann ein kleiner Tsunami lokal massiv verstärkt werden.
  • Gewisse Erdbebentypen, sogenannte Tsunami-Erdbeben, die sich meist direkt in Tiefseegräben an Subduktionszonen ereignen, führen aufgrund ihrer Brucheigenschaften zu stärkeren Verschiebungen und damit zu höheren Tsunamis.

Da manche der Einflussfaktoren unmittelbar nach einem Erdbeben nicht bekannt sind, ist es notwendig lieber etwas früher und häufiger zu warnen und diese Warnungen auch ernst zu nehmen.

Andere Ursachen

Erdbebentsunamis sind wohl die bekanntesten Formen eines Tsunamis, da sich auch in den vergangenen Jahren mehrfach traurige Berühmtheit erlangten. Da mit dem vorangehenden Erdbeben aber ein eindeutiges Warnzeichen besteht, sind für Erdbebentsunamis Frühwarnungen möglich. Folgende Tsunamiarten treten oft ohne Vorwarnmöglichkeit auf, da sich der Auslöser entweder unbeobachtet tief unter dem Meer oder direkt an der Küste abspielt.

Erdrutsche

Eine weitere häufige Ursache für Tsunamis sind Erdrutsche. Stürzen große Geröllmassen ins Meer oder verrutschen auf dem Meeresgrund, werden große Wassermengen aufgewühlt. Die dabei entstehenden Wellen können lokal deutlich größer und damit destruktiver sein als Erdbebentsunamis. Da sie aber eine geringere Energie haben, nimmt die Wellenhöhe mit zunehmender Entfernung rapide ab, sodass sie auf größere Distanzen meist keine Zerstörungskraft mehr haben. Die höchsten Tsunamis können durch Erdrutsche in ganz oder teilweise geschlossenen Gewässern (Seen, Fjorde) auftreten, wenn durch die Geröllmassen ein Großteil des Wassers verdrängt und durch die Küstenform kanalisiert werden. Dann kann das Wasser die mehrere zehner oder sogar hunderte Meter über dem Meeresspiegel liegen erreichen.

Vulkane

Bei Vulkanausbrüchen, die sich im oder am Meer ereignen, können ebenfalls große Gesteinsmengen ins Wasser stürzen und unter Umständen auch das ganze Vulkangebilde kollabieren. Ähnlich wie bei Erdrutschen ist auch hier die Größe des Tsunamis abhängig von der Menge des rutschenden oder einstürzenden Gesteins.

Meteoriten

Stürzen Meteoriten ins Meer, können auch dabei Riesenwellen ausgelöst werden. Durch die hohe Geschwindigkeit, der Größe der Objekte und mögliche explosive Reaktionen können diese Tsunamis gewaltige Ausmaße erreichen und weite Küstenabschnitte verwüsten. In historischer Zeit hat es kein derartiges Ereignis gegeben. Geologische Aufzeichnungen lassen jedoch auf mehrere dieser Ereignisse in jüngster Erdgeschichte schließen.

Meteotsunamis

Sie werden als Tsunamis bezeichnet, haben ähnliche Eigenschaften, sind aber genaugenommen keine. Meteotsunamis entstehen durch plötzliche Luftdruckschwankungen auf offener See, durch die großflächig Das Meer angehoben oder eingedrückt wird. Die dabei entstehenden Wellen sind meist nicht sehr hoch, treten aber ohne Vorwarnung auf und können jede Küste weltweit betreffen. Für Menschen und Gebäude, die sich direkt am Wasser befinden, können sie sehr gefährlich werden. Da sie aber meist nicht weit in Landesinnere vordringen, ist bei rechtzeitiger Entdeckung der herannahenden Welle eigenständige Flucht möglich. Meteotsunamis sind vor allem rund um die Balearen gefürchtet. Dort werden sie als Rissaga bezeichnet.

One thought on “Tsunamis – Was man über Riesenwellen wissen muss

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