Die Urlaubssaison 2017 ist noch nicht ganz beendet. Doch schon jetzt haben viele Deutsche von Urlaub erstmal die Nase voll. In zahlreichen beliebten Urlaubszielen haben Erdbeben in diesem Sommer der Erholung ein vorzeitiges Ende beschert. Vor allem Mittelmeerinseln waren betroffen. Im folgenden fassen wir die Ereignisse des Sommers nochmals zusammen und geben einen kleinen Ausblick, wie es vor Ort weitergehen könnte.

Lesbos, Griechenland
Am 12. Juni, also noch relativ früh in der Saison, hat ein Erdbeben der Stärke 6.3 die Südküste der Insel getroffen. Lesbos, das durch die andauernde Flüchtlingskrise sowieso schon stark verminderte Urlauberzahlen aufweist, erlitt einen weiteren Rückschlag. Schlimmer als der Effekt, der durch spätere Erdbeben in Griechenland überdeckt werden wird, waren die direkten Auswirkungen des Erdbebens. Ein Todesopfer war zu beklagen, 15 Menschen wurden verletzt. Vor allem ältere Gebäude im Inselinneren, wo mehrere Dörfer fast vollständig zerstört wurden, hielten dem Erdbeben nicht stand.
Inzwischen hat sich die wochenlang andauernde Nachbebensequenz so weit beruhigt, dass es nur noch wenige pro Woche gibt. Für die Einwohner und Touristen eine Erleichterung. Auch der Wiederaufbau geht voran.

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Bucht von Plakias (Foto: J. Skapski, April 2017)

Kreta, Griechenland

Als einer der erdbebengefährdetsten Orte Europas wird Kreta im Süden der Ägäis häufig von Erdbeben getroffen. So auch in diesem Jahr, dabei bislang zum Glück ohne größere Schäden. Die beiden stärksten mit je Magnitude 5.3 ereigneten sich am 15. und am 31. Juli und erschütterten weite Teile der Insel. Für die Touristen dort, die sich ein wenig mit der tektonischen Situation auskennen, keine große Überraschung. Kommen solche Erdbeben doch mehrmals im Jahr vor. Auch einige kleinere Erdbeben, teils auch welche, die weiter entfernt ihr Epizentrum haben, waren auf der Insel zu spüren. Am meisten betroffen in diesem Jahr: Die Region um die Hauptstadt Heraklion.

Kos, Griechenland
Die bisher schwerste Erdbebenkatastrophe in Europa hat ebenfalls Griechenland getroffen. Nach dem Lesbos-Erdbeben wenige Wochen zuvor war das schwere Erdbeben der Stärke 6.6 am 21. Juli das stärkste Beben in Griechenland seit Jahren. Neben Kos, wo das Epizentrum lag, war auch die türkische Region Bodrum betroffen. Besonders der Osten der Insel, wo mit Flughafen und Hauptstadt das wirtschaftliche Zentrum liegt, erlitt teils größere Schäden. Hier kam es zum Einsturz eines Nachtclubs, bei dem zwei Touristen aus der Türkei und aus Schweden getötet wurden. Hunderte weitere Menschen wurden auf beiden Seiten der Grenze verletzt. Ein kleiner Tsunami flutete mehrere Hotels. Aufgrund der Auswirkungen hat das Beben international für Schlagzeilen gesorgt, wodurch Kos wohl noch von vielen mit dem Erdbeben in Verbindung gebracht werden wird. Dabei bewies das Erdbeben eigentlich, dass Touristen (trotz des tragischen Vorfalls im Nachtclub) vergleichsweise sicher sind: Kaum ein Hotel hat Schäden erlitten, im Gegensatz zu vielen traditionellen Gebäuden.
Problem für aktuelle Touristen: Eine sehr aktive Nachbebensequenz, die noch immer andauert und besonders im Osten von Kos nahezu täglich zu spürbaren Erschütterungen führt. Für Touristen nervig, wenn auch zunächst nicht gefährlich. Prognosen bezüglich der Störungszone lassen zudem darauf schließen, dass in naher Zukunft weitere große Erdbeben möglich sind.
Kos selbst und vor allem der Tourismus wird also noch eine Weile mit den Folgen des Bebens zu kämpfen haben.

Rhodos, Griechenland

„Anthony Quinn Bay“ bei Faliraki (Foto: J. Skapski, September 2016)

Im Zuge des Kos-Erdbebens und vieler Nachbeben ist auch auf Rhodos die Verunsicherung gewachsen. Nur rund 100 Kilometer entfernt vom Epizentrum waren hier das Haupt- und die größeren Nachbeben deutlich zu spüren, haben einige Touristen verängstigt. Angesichts der Nachbarschaft mit Kos machen sich auch hier Sorgen breit, ob es weitere Erdbeben dort geben könnte. Bisher bestand aber kein realistischer Grund zur Sorge, da die Kos-Beben auf Rhodos keine Schäden verursacht haben. Ebenso das Erdbeben der Stärke 5.1, das am 17. Mai weite Teile der Insel, vor allem das touristische Zentrum um Faliraki, erschüttert hat.

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Krk, Kroatien
Während in der Ägäis Erdbeben relativ häufig sind und dies viele Touristen auch wissen, ist es weiter nordwestlich, also näher an Mitteleuropa noch nicht so durchgedrungen, dass man sich in einem erdbebengefährdeten Gebiet befindet. So hat die Anfang August auf der kroatischen Insel Krk (bei Rijeka) nicht nur die Einheimischen erschreckt, sondern auch tausende Touristen, davon viele aus Deutschland und Österreich, in Angst und Schrecken versetzt. Viele haben ihren Urlaub wegen der mehrere Tage andauernden Erdbebenserie vorzeitig abgebrochen und sind kein Risiko eingegangen. Andere sind geblieben und haben schnell gemerkt, dass mit Magnitude 4.3 das stärkste Beben direkt zu Beginn der Serie stattgefunden hat. Gemerkt zudem, dass es beim Schrecken geblieben ist und die wenigen Schäden nicht der Rede wert waren.
Die Erdbebenserie scheint nun beendet und hat in den internationalen Medien praktisch keine Aufmerksamkeit erfahren. Die betroffenen Touristen, die schon vorher die Vorzüge der Region kennengelernt haben, werden sich nicht dauerhaft abschrecken lassen. Somit dürfte zumindest die Tourismusbranche nicht dauerhaft unter diesen Ereignissen leiden.

Hafen von Ischia (Foto: J. Skapski, März 2017)

Ischia, Italien
Panikartike Szenen, überfüllte Fähren und Menschen, die einfach weg von der Insel wollen. 150.000 Touristen sollen sich am Abend des 21. Augusts auf Ischia aufgehalten haben, als der Welt gezeigt wurde, dass auch vermeintlich schwache Beben große Katastrophen auslösen können. Magnitude 4.0 direkt im Norden der Insel, dutzende zerstörte Gebäude, 42 Verletzte und zwei Todesopfer die vorläufige Bilanz des Bebens. Noch in der Nacht sind tausende Touristen aufs Festland „geflüchtet“ und haben Zwischenquartiere in Pozzuoli oder Neapel bezogen, bevor es wieder nach Hause geht. Die meisten aber sind geblieben, da die Effekte des Bebens ob seiner geringen Größe lokal zwar sehr verheerend waren, aber nur wenige Kilometer weiter kaum zu spüren gewesen sind.
Für Ischia ist es die größte Erdbebenkatastrophe seit 130 Jahren. Durch internationale Aufmerksamkeit, die dieses Beben noch immer erfährt, macht sich Verunsicherung breit unter potentiellen Urlaubern. Wie sich dieses Beben langfristig auswirkt, werden die nächsten Wochen zeigen. Der Status Quo ist, dass auch hier, wie man bereits auf Kos gesehen hat, die Hotels deutlich stabiler sind als die Wohngebäude und Kirchen. Unter den Opfern waren nur Einheimische. Zudem fehlt es bislang an spürbaren Nachbeben, sodass viele Touristen auf der Insel keinen Grund für einen Abbruch sehen. Die Statistik, dass es auf Ischia viele Doppelbeben gibt, lässt noch einen skeptischen Blick auf die nächsten Tage zu. Sollte sich das Erdbeben tatsächlich wiederholen, wie von manchen Experten erwartet wird, dürfte das die meisten Urlauber abschrecken.

 

Ein Erdbeben im Urlaub lässt sich nicht verhindern. Viele der beliebtesten Reiseziele der Deutschen sind erdbebengefährdet. Selbst Mallorca, wenn auch weniger stark. Große Erdbeben sind im gesamten Mittelmeerraum praktisch immer möglich. Um zu wissen, wie man als Urlauber im schlimmsten Fall reagieren sollte, ist es wichtig richtige Verhaltensweisen bei Erdbeben zu kennen. Dies kann im Extremfall sogar Leben retten.

Titelbild: Strand von Matala, Kreta (Foto: J. Skapski, März 2017)

4 thoughts on “Von Kos bis Ischia: Erdbeben auf Ferieninseln

  1. Hallo,
    Vielen Dank für diese sehr informative Seite. Wir sind derzeit auf Ischia in der Ortschaft Forio und verfolge ihre Artikel seit dem Erdbeben. Hier war es zwar spürbar und der Strom fiel kurze Zeit aus, aber es kam zu keinen Schäden. Jetzt gab es heute morgen um 05:04 wieder eine kurze Erschütterung (1.9). Unser Flug geht zwar morgen, jedoch sind wir sehr verunsichert und eine heutige Fähren-Überfahrt wird diskutiert. Ich vermute dass es sich um ein abnehmendes Beben handelt. Oder könnte ein nächstes doch stärker als das vom Montag werden? Was denken sie?

    Viele Grüße aus Forio

    1. Nachbeben kann es weiterhin geben. Die Gefahr eines zweiten Bebens („Doppelbeben“) in ähnlicher Größe wie das erste ist in den nächsten Tagen noch vorhanden, da es sowas auch in der Vergangenheit gegeben hat. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist aber nicht sehr hoch.
      Dass es weitere noch stärkere Erdbeben geben wird, ist sehr unwahrscheinlich, aber ebenfalls nicht auszuschließen. Wegen diesem Risiko ein Tag früher die Insel zu verlassen, lohnt sich eigentlich nicht, außer man will sich in Pozzuoli die Solfatara anschauen 😉

  2. Hallo, ich lebe in Bodrum und habe das grosse Beben am 21.7. sowie die vielen kleinen und grösseren Nachbeben hautnah erleben müssen.
    Sie schreiben, dass Prognosen der Störungszone darauf hinweisen, dass es in naher zukunft zu weiteren grösseren Beben kommen kann.
    Worauf stützt sich diese Aussage? Von wem stammen diese Prognosen? Gibt es dazu Quellen?
    Als Betroffene bin ich daran natürlich sehr interessiert, mehr zu erfahren. Vielen Dank für eine Information und herzlichen Gruss aus Bodrum!
    Gabriele Berndt

    1. Da beim Erdbeben nur ein Teil der großen Störungszone gebrochen ist, wird unter Experten spekuliert, dass es am verbliebenen Teil weiter östlich in naher Zukunft ebenfalls ein großes Erdbeben geben könnte. Mit „nah“ ist hier ein Zeitraum von Jahrzehnten gemeint. Wie gesagt, es sind nur Spekulationen, entsprechend gibt es kein offizielles Statement dazu, Studien sollen aber in den nächsten Monaten folgen.

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