Schon vor Beginn der instrumentellen Erdbebenüberwachung in Deutschland Anfang des 20. Jahrhunderts hat es in der Bundesrepublik immer wieder größere Erdbeben gegeben. Viele blieben aufgrund der verursachten Schäden und anderer Effekte dank Chronisten in Erinnerung.
Zur Adventszeit werfen wir einen Blick in die Erdbebenvergangenheit von Deutschland und stellen jeden Tag bedeutende Ereignisse aus der vorinstrumentellen Ära vor. 

1. Dezember: Das Taunus-Erdbeben 1619

Der Taunus im Westen Hessens bildet geologisch die nördliche Grenze des Oberrheingrabens und weist eine geringe Erdbebenaktivität auf. In jüngerer Zeit wurden immer wieder kleine, spürbare Beben registriert, die besonders durch die Nähe zum Ballungszentrum Rhein-Main von Bedeutung sind. Meist fokussieren sich Erdbeben im Taunus, wie beim jüngsten Erdbebenschwarm, in Tiefen von 15 bis 25 Kilometern, sodass kleine bis mittlere Erdbeben keine nennenswerten Effekte haben.
Eine Ausnahme bildet das Wehrheim-Erdbeben im Januar 1619.

In Chroniken wird überliefert, dass das Erdbeben in einem Radius von rund 20 Kilometern deutlich zu spüren war, darunter Bad Homburg und Kronberg, möglicherweise auch Frankfurt am Main. Lange galt dieses Beben als eines der stärksten in der Geschichte des Taunus, unter anderem auch weil ein Versiegen des Flusses Nidda mit dem Beben in Verbindung gebracht wurde.
Neuere Quellenanalysen korrigierten sowohl die Intensität als auch die ermittelte Magnitude ein wenig nach unten. Auch die Veränderungen des Flusses hingen wohl nicht mit dem Erdbeben zusammen.
Besonders in Usingen und Wehrheim sei dieses Erdbeben besonders stark zu spüren gewesen, sodass Menschen aus Angst ins Freie rannten. Zudem sind geringfügige Gebäudeschäden überliefert, was dazu veranlasste, das vermutete Epizentrum des Bebens dort zu verorten. Die Maximalintensität wurde auf V bis VI geschätzt.
Der geringe Schütterradius bei relativ hoher Intensität deutet auf ein Erdbeben in sehr geringer Herdtiefe hin.

Das Wehrheim-Erdbeben wird als Schadenbeben klassifiziert und kann beispielhaft für moderate Erdbeben in geringer Herdtiefe und deren Schadenspotential stehen. Trotz kleinräumiger Effekte könnte ein solches Beben auch heute noch zu vereinzelten, leichten Gebäudeschäden führen, besonders in dichter besiedelten Regionen.

(Geschätzte) Angaben zum Erdbeben
Datum: 19. Januar 1619
Lokalmagnitude: 3.6
Maximalintensität: V bis VI
Schäden: Ja
Opfer: Nein
Epizentrum:

Literatur
Grünthal, G. (2005). Ein Schadenerdbeben am 19. Januar 1619 im Taunus?. Mainzer Naturwiss Arch43, 29-38.
Homuth, B., Rümpker, G., Deckert, H., & Kracht, M. (2014). Seismicity of the northern Upper Rhine Graben—constraints on the present-day stress field from focal mechanisms. Tectonophysics632, 8-20.
Leydecker, G. (2011). Erdbebenkatalog für Deutschland mit Randgebieten für die Jahre 800 bis 2008.