Vogtland: Erdbebenschwarm in Klingenthal

Seit Wochenbeginn ist an der deutsch-tschechischen Grenze ein kleiner Erdbebenschwarm aktiv, der sich im Laufe der Tage immer weiter verstärkt hat. Am Abend des 18. März begann die Aktivität wenige Kilometer nordöstlich des Ortszentrums von Klingenthal (Vogtlandkreis). Seitdem kam es kontinuierlich zu Mikrobeben unter Magnitude 0 sowie episodisch zu mehrstündigen Phasen mit auch größeren Beben. Dabei hat die maximale Stärke der Beben mit jeder neuen Aktivitätsphase zugenommen. Der bisherige Höhepunkt wurde am frühen Freitagmorgen erreicht.

Um 2:42 Uhr und 2:46 Uhr kam es zu zwei Erdbeben, die nach Erdbebennews-Auswertung Magnitude 1.0 und 1.3 erreichten. Bereits am Vorabend um 19:39 Uhr und 21:45 Uhr kam es zu zwei Erdbeben, die laut automatischer Lokalisierung der Tschechischen Wissenschaftsakademie (CAS) Magnituden über 1 erreichten, nach unseren Daten aber darunter blieben. Insgesamt registrierte CAS seit Montag über 100 Beben in Klingenthal automatisch. Wie üblich bei automatischen Detektionen finden sich in den Aufzeichnungen jedoch große Lücken. Die reale Zahl der Beben lag um ein Vielfaches höher. Manuell bestätigte Auswertungen liegen bisher ebenfalls nur unvollständig vor.

Lage des Erdbebenschwarms bei Klingenthal

Der Erdbebenschwarm ereignet sich in einer Tiefe von rund neun Kilometer. Spürbare Erschütterungen oder ein wahrnehmbares Grollen durch die beiden stärksten Beben der Nacht wurden bisher nicht gemeldet. Die übrigen Beben liegen deutlich unterhalb der Wahrnehmungsschwelle.

Hunderte kleine Erdbeben seit Wochenbeginn

Ähnlich wie die großen Erdbebenschwärme im Vogtland der letzten Jahre geht auch die Aktivität in Klingenthal auf Fluidbewegung zurück. Dabei strömen Gase und Wasser durch das Gestein der Erdkruste und führen zum plötzlichen Rutschen entlang vorhandener Störungszonen. Bereits im Dezember 2023 kam es in Klingenthal zu einem Erdbebenschwarm mit über hundert Mikrobeben. Dieser dauerte zwei Tage an und brachte ausschließlich Erdbeben unter Magnitude 1. Auch in früheren Jahren ereigneten sich immer wieder kleinere Erdbebenschwärme rund um Klingenthal, die aber ebenfalls alle bei sehr geringen Magnituden blieben.

Aufzeichnung der seismologischen Station TANN (Sachsen-Netz) bei Klingenthal von Donnerstag, 21. März, 0 UTC (1 MEZ) bis jetzt (22. März, 5:48 Uhr MEZ). Mehrere Hundert kleine Erdbeben sind seit Donnerstagmorgen erkennbar. Die Signale der größeren Erdbeben am frühen Freitagmorgen sind besonders deutlich erkennbar.

Mit Magnituden um M1.3 sind es aktuell zudem die stärksten Beben in Klingenthal der letzten Jahre. Insgesamt blieben Klingenthaler Erdbebenschwärme, anders als jene auf Tschechischer Seite, seit Mitte des 20. Jahrhunderts insgesamt sehr klein mit kaum spürbaren Beben. Daher spricht viel dafür, dass auch der aktuelle Erdbebenschwarm sich weiterhin im Bereich niedriger Magnituden bewegt. Doch die kontinuierliche Intensivierung bisher lässt aufhorchen. Auch die Dauer von inzwischen mehr als vier Tagen überschreitet die Dauer der letzten Schwärme.

Es bleibt abzuwarten, wie sich die Lage weiter entwickelt. Erdbebenschwärme hören genau so plötzlich auf, wie sie anfangen und sie sind genau so unberechenbar wie klassische Erdbeben. Etwa ab Magnitude 1.5 können Erdbeben im Vogtland von Anwohnern verspürt werden. Der genaue Grenzwert hängt von Epizentrum, Tiefe und auch der Tageszeit ab. Da Erdbeben oft von einem Grollen, ausgelöst durch das Schwingen des Erdbodens, begleitet werden, können solche zu ruhigen Tageszeiten eher wahrgenommen werden als mitten am Tag.

Übersicht aktueller Erdbeben in Deutschland