Erdbeben (M4.4) im Norden der Schweiz

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ShakeMap (Berechnete Intensität des Erdbebens in Liechtenstein, Italien, Frankreich, Deutschland, Schweiz, Österreich):

Berechnete Intensität (ShakeMap) des Erdbebens der Stärke 4.4 am 4. Juni, 2:34 Uhr in Schweiz
Epizentrum, ShakeMap und historische Erdbeben der Region auf interaktiver Karte anzeigen

Betroffene Menschen

Das Erdbeben der Stärke 4.4 ereignete sich am 4. Juni, 2:34 Uhr Mitteleuropäischer Zeit nahe des Ortes Unteriberg, Schweiz. Erdbebennews berechnet für dieses Erdbeben eine Maximalintensität von 6.9. Bis zu 5.0 Mio Menschen (im Kartenausschnitt) haben dieses Erdbeben gespürt. Davon leben 5.0 Mio Menschen in Regionen mit leichten oder mäßig starken Erschütterungen, wo keine nennenswerten Schäden zu erwarten sind. 228 Menschen leben dort, wo Schäden an Gebäuden auftreten können, davon 0 in Gebieten mit möglichen schweren Schäden und Zerstörungen.

Intensität 2 3 4 5 6
Betroffene Menschen 3.6 Mio 1.3 Mio 129k 4k 227
Intensitätsstufe Betroffene Menschen Auswirkungen
2 – 5.5 5.0 Mio Spürbares Beben
5.5 – 6.5 228 Leichte Schäden
6.5 – 8 0 Mäßige Schäden
8 – 10 0 Schwere Schäden

Was ist passiert?

Das Epizentrum des Erdbebens lag am Nordrand der Glarner Alpen im Kanton Schwyz, rund 40 Kilometer südlich von Zürich. Mit Magnitude 4.4 ist es eines der stärksten Erdbeben der letzten Jahre in der Schweiz. Auffällig ist die Herdtiefe, die vom Schweizerischen Erdbebendienst sehr gering (-1 km) eingestuft wird. Dadurch waren die Erschütterungen in unmittelbarer Nähe des Epizentrums stark zu spüren. Diese Region ist allerdings sehr dünn besiedelt. Schäden sind vor allem im nächst gelegenen Ort Unteriberg möglich.

Auswirkungen des Bebens umfassten weite Teile der nördlichen Schweiz, aufgrund der extrem geringen Tiefe aber ein begrenzteres Gebiet als vergleichbar starke Beben der letzten Jahre. Schwache Erschütterungen waren unter anderem in Zürich und Luzern zu spüren, wohl aber nicht mehr in der Hauptstadt Bern. Auf deutscher Seite könnte das Beben vor allem am Hochrhein und möglicherweise rund um den Bodensee schwach verspürt worden sein. Da dort aber nur sehr geringe Erschütterungen zu erwarten sind und sich das Beben in der Nacht ereignete, dürften die meisten Anwohner das Ereignis verschlafen haben.

Nach Osten hin umfasste das Schüttergebiet auch Liechtenstein sowie Teile des österreichischen Bundeslandes Vorarlberg. Hier sind vor allem nahe Bregenz leichte Erschütterungen denkbar. Potentielle Schäden in Epizentralnähe umfassen neben Rissen in Gebäuden auch Steinschläge und möglicherweise kleinere Erdrutsche, da in den vergangenen Tagen stärkere Regenfälle in der Region auftraten.

Über einen möglichen Zusammenhang zwischen Erdbeben und den Starkniederschlägen der letzten Tage gibt es keine klare Aussage. Zwar gibt es an mehreren Orten in den Alpen nachweislich erhöhte Erdbebenaktivität nach Starkregenfällen. Meist handelt es sich bei niederschlagsinduzierten Beben aber um kleine, schwarmartig auftretende Ereignisse und nicht um größere Erdbeben wie heute. Zudem ist bekannt, dass in der nordöstlichen Schweiz immer wieder größere Erdbeben auftreten.

Ein bekannter Fall eines Erdbebenschwarms nach Starkregen stammt aus dem Jahr 2005 als im Muotatal, nur wenige Kilometer westlich des aktuellen Bebens, binnen weniger Tage nach Starkregen 47 Beben registriert wurden. Auffällig beim aktuellen Erdbeben ist in dem Zusammenhang die extrem geringe Herdtiefe, was eine deutliche, aber nicht einmalige Charakteristik für niederschlagsinduzierte Beben ist. Das aktuelle Beben in Unteriberg ist damit auf jeden Fall als Verdachtsfall einzustufen.

Starkregeninduzierte Erdbeben entstehen durch große Mengen an Regenwasser, das binnen kurzer Zeit durch Risse in Gestein eindringt und in hunderte (oder mehr) Metern Tiefe vordringt. Stößt es dort auf eine aktive Störungszone, wo zudem hohe tektonische Spannung vorherrscht, erhöht das Wasser den Druck zusätzlich, sodass es zu Erdbeben kommen kann. Es gibt nur wenige Regionen auf der Welt, wo die geologischen Bedingungen gegeben sind, um niederschlagsinduzierte Beben zu ermöglichen. Weltbekannt ist vor allem der Hochstaufen im Berchtesgardener Land (Bayern), wo es nach jedem größeren Regenereignis zu kleineren Erdbebenschwärmen kommt. So auch aktuell.

Betroffene Städte, Orte

Stadt Land Intensität (EMS-98) Bewohner Entfernung Epizentrum (km) Beschreibung
Unteriberg CH 5.6 2300 4.4 stark spürbar, geringe Schäden
Vorderthal CH 4.9 1000 8.6 deutlich spürbar
Einsiedeln CH 4.6 13100 12.2 deutlich spürbar
Tuggen CH 4.4 2700 18.3 deutlich spürbar
Rapperswil CH 4.2 34800 19.7 deutlich spürbar
Siebnen CH 4.2 7100 14.1 deutlich spürbar
Luzern CH 3.1 81700 42.1 leicht spürbar
Zürich CH 3.0 341700 42.3 leicht spürbar
Winterthur CH 2.9 91900 51.7 kaum spürbar
Zürich (Kreis 10) CH 2.9 36200 48.2 kaum spürbar

Aktuelle Erdbebenaktivität nahe Unteriberg:

In den vergangenen 30 Tagen wurden in Unteriberg (Kartenausschnitt) 2 Erdbeben über Magnitude 2.7 registriert. Damit war die Erdbebenaktivität im vergangenen Monat dort deutlich höher als im langjährigen Vergleich (über 20 Prozent Abweichung).

Zusammenfassung der Erdbebendaten:

Wie verhalte ich mich im Falle eines schweren Erdbebens?

FAQ: Wie entstehen Erdbeben? Wo kommen sie vor? Wann sind Erdbeben gefährlich?

Erdbebenmessung im Wohnzimmer: Professionelle Seismometer für Experten und Laien (Gesponsert)

Allgemeine Informationen zu diesem Erdbeben:

Uhrzeit / Time (CET): 4. Juni, 2:34 Uhr

Magnitude: 4.4

Tiefe: 1 km

Spürbar / Felt: ja

Schäden erwartet / Damage expected: --

Opfer erwartet / Casualties expected: --

Ursprung / Origin: tektonisch

Tsunami: --

Quellen (Erdbebendienste) zu allen Erdbebendaten / List of global earthquake surveys

See also: The most complete compilation of earthquake losses and casualties: Earthquake Impact Database

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    Erdbebendaten: SED

    Statistik:

    Seit 1960 gab es in der Region etwa 64 Erdbeben, die stärker waren als Magnitude 4.0 (einschließlich induzierter Erdbeben). Durchschnittlich gibt es in dem Teil von Liechtenstein, Italien, Frankreich, Deutschland, Schweiz, Österreich (nahe Unteriberg) 1.05 Erdbeben der Stärke 4.0 oder höher pro Jahr. Damit ist die Erdbebenaktivität in der Region normalerweise moderat und Beben der Stärke 4.4 haben eine durchschnittliche Wiederkehrperiode von etwa 2.4 Jahren (29 Monaten).

    Übersicht der stärksten Erdbeben im Kartenausschnitt

    Datum Magnitude Tiefe (km)
    14.3.1964 5.2 15
    26.3.1976 5.2 33
    17.7.1976 4.8 64
    29.12.1999 4.8 10
    20.11.1991 4.7 10
    31.3.1994 4.7 14
    28.10.1987 4.6 22
    7.4.1987 4.6 5
    5.9.1984 4.6 33
    4.1.2009 4.5 3

    *Daten: USGS-Katalog (seit 1960)
    Hinweis: Der Erdbebenkatalog enthält neben natürlichen auch induzierten Erdbeben. Dazu zählen zum Teil auch Sprengungen und Explosionen. Somit sind einzelne „falsche“ Erdbeben in der Darstellung möglich. Auch die Magnitudenangabe einzelner Erdbeben kann aufgrund von Katalogunterschieden variieren.