Astronomische Jahreszeiten ergeben sich aus der Umlaufbahn der Erde um die Sonne. Sie sind klar begrenzt durch die Tag/Nacht-Gleiche sowie den längsten, bzw. kürzesten Tag des Jahres. Mit dem Verlauf der Jahreszeiten ändert sich auch regional das Klima auf der Erde innerhalb eines Jahres. In zyklischen Abständen wird es wärmer und kälter, gibt es Regenzeiten und Trockenzeiten.
Betrachtet man den Verlauf der Erdbebenaktivität – egal ob kurz- oder langfristig – könnte man ebenfalls den Eindruck gewinnen, dass es solche Erdbebenjahreszeiten gäbe. Mit dem Unterschied, dass diese weder zyklisch aufträten, noch gleichmäßig lange andauerten. Von Intensität und gleichmäßigem Wechsel ganz zu schweigen.

IIm Jahr 2018 wäre der August bisher eine Jahreszeit für sich gewesen. Kein anderer Monat in diesem Jahr hatte auch nur ansatzweise so viele starke Erdbeben. In keinem anderen Monat hat es so viele Erdbebenschäden gegeben. Ein keinem anderen Monat war die globale, online viral verbreitete Angst vor noch mehr so groß. Bisher.

Abb. 1: Anzahl starker Erdbeben pro Monat und Anteil der Erdbebenschäden in jedem Monat an den Gesamtverlusten des bisherigen Jahres.

Im gesamten bisherigen Jahr 2018 hat das USGS 75 Erdbeben mit mindestens Magnitude 6 registriert. Von einer durchschnittlichen Wiederkehrperiode von rund drei Tagen ausgehend, wie es der langjährige Durchschnitt ist, war das Jahr bislang nicht wirklich überdurchschnittlich. Nur die zeitliche Verteilung der Erdbeben war alles andere als gleichmäßig. So kam es, dass allein im August 23 Erdbeben über Magnitude 6 auftraten, 52 waren es entsprechend im gesamten vorherigen Jahr. Zum Vergleich: Das einzige Beben dieser Stärke im Juni trennte zwei der längsten Phasen ohne M6-Erdbeben aller Zeiten. Ohne dieses Beben wäre ein noch nie seit Aufzeichnungsbeginn erreichter Allzeitrekord aufgestellt worden.
Auch bei noch stärkeren Erdbeben ab Magnitude 7 ist der August im Jahresvergleich mit vier Beben bisher vorne. Auch hier wurde ein Allzeitrekord (von Ende Februar bis Mitte August) ohne Erdbeben nur um zwei Wochen verpasst.

 

Die Katastrophe, die diesen Monat überschattet hat, traf die indonesische Insel Lombok. Rund 600 Menschen starben an den Folgen einer Erdbebenserie, die möglicherweise noch andauern könnte. Fast 500.000 Menschen wurden infolge der fünf Erdbeben zwischen Magnitude 6 und 7 obdachlos, zehntausende Gebäude zerstört. Es ist die bisher folgenschwerste Erdbebenkatastrophe des Jahres, allerdings noch hinter der im Iran im vergangenen November.

Ein Weg, die vielfältigen Folgen von Erdbeben auf einen Nenner zu bringen und so Vergleiche zu ermöglichen, ist der Impakt-Wert unserer Earthquake Impact Databse. Demnach erreichte die gesamte Sequenz einen Wert von 3,65, deutlich mehr als die Erdbebenkatastrophe in Papua-Neuguinea im Februar mit 2,95. Umgerechnet machte die Lombok-Sequenz somit 67% aller bisher weltweit in diesem Jahr verursachten Erdbebenschäden aus. Indonesien, mit insgesamt 16 Schadensbeben bisher eines der am häufigsten betroffenen Länder, kommt auf insgesamt 68,5%.

Abb. 2: Prozentualer Anteil der Erdbebenschäden seit 2017, sortiert nach Magnituden der jeweiligen Beben.

Auch die starken Erdbeben im Westiran und in Venezuela führten zu großen Schäden und Todesopfern, blieben aber deutlich hinter den Auswirkungen auf Lombok.

Diese hohe Dichte an starken Erdbeben, darunter auch ein tiefes M8.2 Erdbeben auf Fidschi, sowie die schweren Auswirkungen brachten im Laufe des Monats mal wieder die Katastrophenpropheten auf den Schirm. So dauerte es nicht lange, bis vor allem in den britischen Medien Meldungen die Runde machten, wonach Kalifornien als nächstes von einem schweren Erdbeben getroffen werde.
Nun ja, das blieb bislang aus.

Nüchtern betrachtet lieferte uns der August den perfekten Beweis dafür, dass es eben keine Erdbebenjahreszeiten gibt, sondern dass alle natürlichen Erdbeben ohne Muster auftreten. So folgten auf drei extrem aktivitätsarme Monate, in denen kaum starke Erdbeben registriert wurden, wenige Wochen, die den niedrigen Schnitt der vorherigen Wochen zurück in den Durchschnitt gebracht haben. Statt einer kontinuierlichen Steigerung und / oder Abnahme fing die hohe Aktivität plötzlich an, ohne erkennbaren Grund, einfach, weiß es dem Zufall geschuldet an mehreren Orten binnen kurzer Zeit „so weit war“. Über einen möglichen Einfluss des tiefen Fidschi-Bebens auf das ein oder andere folgende Ereignis, hatte ich bereits in einem früheren Text geschrieben.

Wir nähern uns also dem kalendarischen Herbst mit dem Ende eines Erdbebensommers, der die Bezeichnung „durchschnittlich“ mehr als verdient hat. Einfach weil auf einen extrem inaktiven Juni ein unterdurchnittlicher Juli und ein extrem aktiver August folgten.