Schon vor Beginn der instrumentellen Erdbebenüberwachung in Deutschland Anfang des 20. Jahrhunderts hat es in der Bundesrepublik immer wieder größere Erdbeben gegeben. Viele blieben aufgrund der verursachten Schäden und anderer Effekte dank Chronisten in Erinnerung.
Zur Adventszeit werfen wir einen Blick in die Erdbebenvergangenheit von Deutschland und stellen jeden Tag bedeutende Ereignisse aus der vorinstrumentellen Ära vor. 

2. Dezember: Das Oberrhein-Erdbeben 1728

Der Oberrheingraben bildet eine der markantesten geologischen Strukturen in Mitteleuropa. Er gehört zum Westeuropäischen Riftsystem, das größtenteils während der Auffaltung der Alpen entstanden ist und verläuft vom Nordwesten der Schweiz bis in die Mitte Deutschlands, wo er in die Hessische Senke übergeht.
Der Graben ist geprägt durch zahlreiche große Abschiebungen. Besonders im nördlichen Teil des Oberrheingrabens haben sich in jüngerer Zeit durch Änderungen im Stressfeld allerdings viele Blattverschiebungen gebildet, was heute den dominierenden Erdbebenmechanismus darstellt.

An den Flanken von Schwarzwald und Vogesen weist der heutige Oberrheingraben die höchste seismische Aktivität auf. Entsprechend besteht dort auch das größte Schadenbebenpotential, wie sich in den vergangenen Jahrhunderten mehrfach gezeigt hat. Eines der größten Erdbeben im Oberrheingraben war das Erdbeben im August des Jahres 1728.

In zahlreichen Chroniken ist dieses Ereignis vermerkt. Aufgrund der verbreiteten schädlichen Auswirkungen gibt es noch immer widersprüchliche Lokalisierungen des Epizentrums. Während das Beben ursprünglich im Raum Rastatt verortet wurde, werden nun zum einen Oberkirch, aber auch die Region zwischen Kenzingen und Lahr als mögliche Epizentren angenommen.
Schäden habe es vor allem im Raum Kenzingen und Offenburg gegeben, ebenfalls in Rastatt. Im französischen Straßburg habe dieses Beben zum Einsturz von Gebäuden geführt, wobei Menschen ums Leben gekommen sein sollen.
Im gesamten Oberrheingraben war das Erdbeben zu spüren, ebenso noch im Westen Bayerns, in Teilen Thüringens und im Nordwesten der Schweiz.

Frühere Zuordnungen des Erdbebens in den Raum Rastatt resultieren unter anderem auch aus einer dort neun Jahre (1737) später stattfindenden Erdbebenserie. Innerhalb weniger Tage im Mai kam es im Raum Karlsruhe – Rastatt zu mehreren Dutzend Erdbeben, bei denen viele Gebäude in beiden Orten beschädigt wurden. Auch in Straßburg soll es noch zu Schäden gekommen sein. Die stärksten Beben dieser Sequenz werden heute aber als schwächer eingestuft als das Erdbeben zuvor weiter südlich, auch aufgrund des deutlich begrenzteren Schüttergebietes.

Diese beiden Ereignisse stehen Beispielhaft für starke Erdbeben, wie sie am Oberrhein jederzeit und überall auftreten und zu Schäden führen können. Da sie zu den stärksten Erdbeben dort in historischer Zeit gehören, orientieren sich viele Bauvorschriften an den damaligen Auswirkungen, wenn auch paläoseismologische Studien schon frühere Erdbeben mit deutlich höheren Magnituden nachgewiesen haben.

(Geschätzte) Angaben zum Erdbeben 1728
Datum: 3. August 1728
Lokalmagnitude: 5.3
Momentmagnitude: 5.8
Maximalintensität: VII bis VIII
Schäden: Ja
Opfer: Ja
Verortungen des Epizentrums (verschiedene Quellen):

(Geschätzte) Angaben zum Erdbeben 1737
Datum: 18. Mai 1737
Momentmagnitude: 5.0
Maximalintensität: VII
Schäden: Ja
Opfer: Nein
Verortungen des Epizentrums:

Literatur
Homuth, B., Rümpker, G., Deckert, H., & Kracht, M. (2014). Seismicity of the northern Upper Rhine Graben—constraints on the present-day stress field from focal mechanisms. Tectonophysics632, 8-20.
Leydecker, G. (2011). Erdbebenkatalog für Deutschland mit Randgebieten für die Jahre 800 bis 2008.
Sieberg, A. (1940). Beiträge zum Erdbebenkatalog Deutschlands und angrenzender Gebiete für die Jahre 58 bis 1799. na.