Startseite » USA » Erdbebenserien bis (M4.5) im Süden von Kalifornien

ShakeMap (Berechnete Intensität des Erdbebens in Kalifornien):


Epizentrum, ShakeMap und historische Erdbeben der Region auf interaktiver Karte anzeigen

Was ist passiert:

Mehrere Erdbebenserien haben in den letzten Stunden den Süden von Kalifornien erschüttert. Zwischen dem Saltonsee im Norden und der mexikanischen Grenzstadt Mexicali im Süden kam es an drei Stellen zu Clustern von teils dutzenden kleinen Erdbeben. Der südlichste bei Mexicali ist der bisher intensivste. Zum stärksten Beben kam es jedoch am Saltonsee nahe des Ortes Niland.

Erdbebenaktivität in Südkalifornien vom 27. bis zum 30. April 2023 (Stand: 30. April, 10:30 Uhr). Oben: Karte der Epizentren mit aktiven Störungen (Daten: USGS). Mitte: Lage der Hypozentren (Tiefen) im West-Ost-Querschnitt. Unten: Zeitlicher Verlauf der Erdbeben.

Die Aktivitätsphase setzte am Freitag ein. Beginnend in der Grenzstadt Mexicali / Calexico im äußersten Südosten der Karte oben kam es zunächst zu kleineren Beben bis etwa Magnitude 4.5. Ein stärkeres mit Magnitude 4.1 folgte Samstagmittag. Viele der Erdbeben waren aufgrund der geringen Tiefen deutlich zu spüren. Die Aktivität hielt bis zum Sonntag an. Dabei dehnte sich das seismisch aktive Gebiet im Laufe der Zeit ein wenig nach Nordwesten auf eine länge von Rund fünf Kilometern aus. Die stärkeren Beben am Sonntagmorgen im Bereich von Magnitude 3 ereigneten sich am Nordwestrand der Störung.

Erdbebenaktivität durch komplexe tektonische Situation

Die aktive Zone folgt allerdings keinem bekannten Störungsverlauf. Die Region südlich vom Saltonsee ist eine komplexe tektonische Zone im Übergangsbereich von der San Andreas Störung im Norden zur Riftzone im Golf von Kalifornien im Süden. Die Bruchzone wird als Imperial-Störung bezeichnet. Aber auch größere Störungen, die im Norden parallel zur San Andreas Störung verlaufen, erstrecken sich weiter nach Süden. Westlich von Mexicali / Calexico verläuft zum Beispiel das Laguna Salada Segment der Elsinore-Störung, die im Norden bis nach Los Angeles reicht. An diesem Segment kam es im Jahr 2010 zu einem Beben der Stärke 7.2. Nördlich an den aktuellen Erdbebenschwarm angrenzend endet das bekannte Südende der San Jacinto Störung.

Der zweite größere Erdbebenschwarm setzte am Sonntagmorgen am Saltonsee ein. Dort kam es allerdings auch in den vergangenen Tagen schon zu einzelnen Mikrobeben. Die Beben am Sonntag waren mit bis zu Magnitude 4.3 und 4.5 stärker als die Beben im Süden, durch die sehr geringe Tiefe entsprechend auch stark zu spüren. Kleinere Schäden sind in der Epizentralregion um Niland nicht ausgeschlossen.

Ein drittes aktives Gebiet befindet sich weiter westlich an dem westlichsten Zweig der San Jacinto Störung. Auch hier bebte es über die Tage hinweg immer wieder. Das stärkste Beben mit Magnitude 3.2 ereignete sich ebenfalls am Sonntag.

Kein erkennbarer Zusammenhang zwischen einzelnen Clustern

Ein möglicher Zusammenhang zwischen den einzelnen aktiven Gebieten ist spekulativ. Die gesamte Region ist seismisch sehr aktiv und Schwarmbeben und Erdbebenserien sind ein typisches Muster. Dass zwei, bzw. drei Serien zeitlich zusammenfallen, ist daher durchaus realistisch. Zudem liegen die Serien am Saltonsee und in Mexicali/Calexico rund 50 Kilometer auseinander. Zu viel, um bei den Magnituden einen direkten Zusammenhang anzunehmen.

Bei der Mexicali/Calexico ist im Laufe der Tage jedoch eine klare Verlagerung der Epizentren zu erkennen. Dies spricht dafür, dass Fluide (Wasser und Gase) innerhalb der aktiven Störung in Bewegung geraten sind und dabei die Erdbeben auslösen. Es ist wahrscheinlich, dass sich dies fortsetzt und möglicherweise zu stärkeren Beben führt. Auch weiter nördlich am Saltonsee ist eine Fortsetzung der Erdbebensequenz möglich. Jedoch zeigt die Vergangenheit, dass Schwarmbeben hier meist kurzlebig sind und selten zu größeren Erdbeben führen.

Einen Einfluss auf die aktive San Andreas Störung, deren Südende am Nordostufer des Saltonsees liegt, ist weitestgehend ausgeschlossen. Zum einen wegen der Distanz, zum anderen wegen der bisher geringen Magnitude der Erdbeben. Dass es infolge der Schwarmbeben im Süden zum befürchteten „Big One“ an der San Andreas Störung kommt, ist daher sehr unwahrscheinlich. Auch, weil in der Region Erdbebenschwärme wie erwähnt sehr häufig sind und entsprechend keine ungewöhnliche Situation darstellen.

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Betroffene Städte, Orte

Stadt Land Intensität (EMS-98) Bewohner Entfernung Epizentrum (km) Beschreibung
Niland US 5.5 1000 7.4 stark spürbar, geringe Schäden
Calipatria US 5.4 7400 11.1 stark spürbar, geringe Schäden
Westmorland US 4.9 2300 18.9 deutlich spürbar
Brawley US 4.6 25900 25.6 deutlich spürbar
Salton City US 4.0 3800 36.0 deutlich spürbar
Imperial US 3.9 17100 39.7 leicht spürbar
Holtville US 3.7 6400 47.7 leicht spürbar
El Centro US 3.7 44000 45.9 leicht spürbar
Heber US 3.5 4300 52.8 leicht spürbar
Calexico US 3.3 40100 58.9 leicht spürbar

Aktuelle Erdbebenaktivität nahe Niland:

In den vergangenen 30 Tagen wurden in Kalifornien (Kartenausschnitt) 67 Erdbeben über Magnitude 2.3 registriert. Damit war die Erdbebenaktivität im vergangenen Monat dort deutlich niedriger als im langjährigen Vergleich (über 20 Prozent Abweichung).

Zusammenfassung der Erdbebendaten:

Wie verhalte ich mich im Falle eines schweren Erdbebens?

FAQ: Wie entstehen Erdbeben? Wo kommen sie vor? Wann sind Erdbeben gefährlich?

Erdbebenmessung im Wohnzimmer: Professionelle Seismometer für Experten und Laien (Gesponsert)

Allgemeine Informationen zu diesem Erdbeben:

Uhrzeit / Time (CET): 30. April, 09:09 Uhr

Magnitude: 4.5

Tiefe: 7 km

Spürbar / Felt: ja / yes

Schäden erwartet / Damage expected: ja / yes

Opfer erwartet / Casualties expected: nein / no

Ursprung / Origin: tektonisch

Tsunami: --

Quellen (Erdbebendienste) zu allen Erdbebendaten / List of global earthquake surveys

See also: The most complete compilation of earthquake losses and casualties: Earthquake Impact Database

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    Erdbebendaten: USGS

    Statistik:

    Seit 1960 gab es in der Region etwa 165 Erdbeben, die stärker waren als Magnitude 4.3. Durchschnittlich gibt es in dem Teil von USA (nahe Niland) 2.77 Erdbeben der Stärke 4.3 oder höher pro Jahr. Damit ist die Erdbebenaktivität in der Region normalerweise sehr hoch und Beben dieser Stärke haben eine durchschnittliche Wiederkehrperiode von etwa 4.3 Monaten (129 Tagen).

    Übersicht der stärksten Erdbeben im Kartenausschnitt* (USA und Umgebung)

    Datum Magnitude Tiefe (km)
    28.6.1992 7.3 0
    4.4.2010 7.2 10
    16.10.1999 7.1 14
    6.7.2019 7.1 8
    17.1.1994 6.7 18
    9.4.1968 6.6 10
    9.2.1971 6.6 9
    24.11.1987 6.6 11
    7.8.1966 6.5 15
    4.7.2019 6.4 10

    *Daten: USGS-Katalog (ab Magnitude 5, seit 1960)
    Hinweis: Der Erdbebenkatalog enthält neben natürlichen auch induzierten Erdbeben. Dazu zählen zum Teil auch Sprengungen und Explosionen. Somit sind einzelne „falsche“ Erdbeben in der Darstellung möglich. Auch die Magnitudenangabe einzelner Erdbeben kann aufgrund von Katalogunterschieden variieren.