Am Vulkan Campi Flegrei westlich der italienischen Millionenstadt Neapel entspannt sich die Lage weiter. Nachdem bereits in den vergangenen vier Wochen die Erdbebenaktivität rückläufig war, bestätigt sich auch der Trend zum Rückgang der Bodenhebungen. Gemäß den Daten im neuesten Wochenberichts scheint sich das Gestein sogar wieder leicht abzusenken. Ein Zeichen, dass die Bewegung von Magma und Fluiden im Untergrund vorerst gestoppt ist. Doch für eine Entwarnung ist es weiterhin zu früh.

Bereits am 28. Oktober und am 13. Oktober haben wir über die Lage berichtet. Dieser neue Beitrag schließt inhaltlich an die damaligen Meldungen an.

Erdbebenaktivität in den Campi Flegrei seit Jahresbeginn. Links: Lage und Tiefe der Erdbebenherde. Oben rechts: Zeitpunkt der Erdbeben. Unten rechts: Wöchentliche Anzahl der registrierten Erdbeben. (Stand: 2. November, 14 Uhr)

Insgesamt 33 Erdbeben registrierte das Vesuv-Observatorium in der vergangenen Woche im Zusammenhang mit der Aktivität an der Campi Flegrei. Das stärkste erreichte Magnitude 2.0 und war damit rund um das Epizentrum in Bagnoli schwach zu spüren. Insgesamt ist es die ruhigste Woche seit Mitte Februar gewesen und deutlich hinter den 500 Erdbeben in der letzten Septemberwoche zurück. Die Zeichen der Entspannung werden immer größer.

Grund für die rückläufige Erdbebenaktivität ist das vorläufige Ende der Bodenhebungen. Waren es im September noch teils 5 Millimeter Hebung pro Tag, haben die GPS-Geräte seit Anfang Oktober keine weitere Anhebung festgestellt. Im Gegenteil: An mehreren Stationen ging die „Schwellung“ des Gesteins sogar um einige Millimeter zurück. Mit der Hebung brach das Gestein, was zu den Erdbeben führte. Bleibt die Hebung aus, gehen auch die Erdbeben zurück.

Bodenhebung weiter rückläufig – Senkung um mehrere Millimeter

Ursächlich für die Hebung selbst waren magmatische und hydrothermale Aktivität. Magma und Fluide sammelten sich innerhalb von Kammern im Untergrund und drückten so das aufliegende Gestein nach oben. Wie groß der Anteil von Magma an der Hebung ist, bleibt unklar. Dass auch Magmaaufstieg für die Hebung und die Erdbeben mitverantwortlich ist, hat sich inzwischen bestätigt. Die übliche Bradyseismizität in den Campi Flegrei, also Erdbeben durch Hebung, sind hingegen meist die Folge hydrothermaler Prozesse – angeheizt vom Magma.

Das plötzliche Ende der Hebung deutet daher auf einen Rückgang des Zustroms von unten hin. Ob dieser dauerhaft sein wird, bleibt abzuwarten. Wie bereits zuvor geschrieben, kam es auch während der zunehmenden Aktivität der letzten Jahre immer wieder zu Phasen, wo sich die Situation beruhigt zu haben schien. Aber je länger diese Ruhe andauert, umso optimistischer kann man sein.

Andauernde kleine Erdbeben zeigen auf jeden Fall, dass ein komplettes Ende noch nicht erreicht ist. Behörden sind daher weiterhin vorsichtig und Notfallplanungen im Hintergrund laufen weiter. Vor einigen Tagen wurde zudem öffentlich verkündet, dass ein Ausrufen der Warnstufe Orange, welches Evakuierungen des Gebietes zufolge hätte, eine realistische Option ist – sofern dies notwendig wird.

Warnstufe Orange eine Option, aber aktuell nicht notwendig

Diese Notwendigkeit ist aber aktuell nicht gegeben, was auch die Bürgermeister von Neapel und Pozzuoli jüngst nochmals betonten, und mit der derzeitigen Ruhephase wird diese Option in naher Zukunft auch unwahrscheinlicher. Für die Menschen vor Ort sollte dies aber als Zeichen gewertet werden, dass Behörden die Situation im Auge haben, über Notfallpläne verfügen und auch bereit sind, unbequeme Maßnahmen zu treffen, wenn es darum geht, Menschen zu schützen.

Doch trotz der Mitteilung und der weiter notwendigen Vorsicht, wächst mit dem Rückgang der Aktivität die Hoffnung auf ein baldiges Ende der vulkanischen Krise. Erst 13 Erdbeben waren es aktuell in der ersten Wochenhälfte. Die bisher ruhigste Woche des Jahres Mitte Januar brachte 24 Beben. Ein nahender Vulkanausbruch, durch fehlende sonstige Warnzeichen sowieso nie akut eine Gefahr gewesen, wird damit nochmals unwahrscheinlicher.