Startseite » Griechenland » Neues Erdbeben (M5.1) erschüttert Kreta – Mehrere Gebäude beschädigt, viele Nachbeben

ShakeMap (Berechnete Intensität des Erdbebens in Griechenland):


Epizentrum, ShakeMap und historische Erdbeben der Region auf interaktiver Karte anzeigen

Was ist passiert:

Ein neues, stärkeres Erdbeben hat die griechische Insel Kreta getroffen. Am Donnerstagabend kam es erneut nahe der Orte Matala und Mires im Süden Kretas zu einem starken Beben mit Magnitude 5.1. Wie bereits das Beben am Vorabend, das Magnitude 4.2 erreichte, lag die Herdtiefe bei nur wenigen Kilometern. Entsprechend waren die Erschütterungen rund um das Epizentrum stark (Intensität VI bis stellenweise VII) zu spüren. Vor allem in den Dörfern südlich von Mires und Matala drohen Schäden an Gebäuden sowie Steinschläge an umliegenden Berghängen. Da viele Straßen dort unbefestigt sind, könnte es durch herunterstürzende Felsen zu Verkehrseinschränkungen kommen.

Die Erschütterungen waren auf der gesamten Insel zu spüren. In der Hauptstadt Heraklion wurde Intensität IV (deutlich spürbar) erreicht. Nur im äußersten Osten und Westen Kretas war das Beben kaum noch wahrnehmbar.

Mit dem Beben am Vorabend sowie mehreren kleineren Erdbeben in den letzten Tagen gab es einige Vorbeben. Entsprechend ist auch das Nachbebenrisiko hoch. Spürbare Nachbeben sind in den kommenden Tagen sehr wahrscheinlich. Auch weitere starke Erdbeben sind nicht auszuschließen. Touristen und Anwohner, die in der Region sind, sollten sich mit den richtigen Verhaltensweisen bei Erdbeben vertraut machen.

Update 07:10 Uhr: Neue Erdbeben in der Nacht, einige Gebäude beschädigt

Mehrere moderate und teils bis nach Heraklion spürbare Erdbeben folgten auch in der Nacht. Mindestens vier der Nachbeben erreichten Magnitude 3.9 oder höher, das stärkste Magnitude 4.3. Zudem gab es dutzende Beben um Magnitude 2, die zumindest in unmittelbarer Umgebung des Epizentrums zu spüren war. Für viele Anwohner bedeutete dies eine schlaflose Nacht.

In der Nacht wurden zudem erste Meldungen über Schäden durch das Hauptbeben bekannt. Von den Fassaden mehrerer Häuser stürzten Teile herab. Auch ein Balkon sei eingestürzt. Über größere Schäden oder Verletzte gibt es keine Informationen

Update 18:24 Uhr: Schadenszählung läuft

In dem vom Erdbeben betroffenen Gemeinden hat am Freitag die Schadenszählung begonnen. Zahlreiche Wohnhäuser erlitten nach ersten Meldungen Risse. Vor allem an alten aber meist unbewohnten Steinhäusern kam es auch zu größeren Schäden. Betroffen sind demnach die Orte Mires, Tympaki, Matala sowie die Dörfer Siva und Pitsidia. Verletzt wurde bei dem Erdbeben niemand.

Update 20. Mai, 07:41 Uhr: Neues Nachbeben, Sorge wächst

Ein neues Erdbeben (Nachbeben) hat in der Nacht erneut viele Menschen aus dem Schlaf gerissen. Es erreichte Magnitude 4.4. Alle Details zu diesem Beben und Einordnung der bisherigen Aktivität in diesem ausführlichen Artikel.

Wie entstehen Erdbeben auf Kreta?

Erdbeben auf Kreta haben zwei verschiedene Ursprünge: Zum einen gibt es die Beben an der Subduktionszone, die vor der Südküste der Insel verläuft und unter Kreta tief in den Erdmantel abtaucht. Dies sind in der Regel die stärksten Beben der Region, aber meist bei Magnituden unter sechs aufgrund der Distanz zur Insel weitestgehend harmlos.

Zum anderen gibt es auf der Insel flache Erdbeben, die durch Dehnung der Erdkruste entstehen. Quasi entgegengesetzt zur Subduktion, wo die Afrikanische Platte sich unter die Europäische Platte schiebt, drückt ein Teil des Erdmantels am Südrand der Ägäis nach oben. Dadurch wurde die Insel Kreta mehrere Tausend Meter angehoben und gleichzeitig auseinander gezogen. Die Folge: Mehrere kleine, aber aktive Störungszonen, die in Nord-Süd- und Ost-West-Richtung durch Kreta verlaufen. Kommt es dort zu Erdbeben, geschieht dies in sehr geringer Tiefe, wodurch die Bodenbewegungen deutlich stärker und somit auch Schäden wahrscheinlicher sind. Auch das Erdbeben der Stärke 6 südlich von Heraklion vor zwei Jahren, bei dem hunderte Gebäude zerstört wurden, ging auf eine solche Störung zurück.

Charakteristisch für einen solchen Erdbebentyp ist die Sequenzierung in viele Vor-, Haupt- und Nachbeben. Dabei kann eine einzelne Erdbebensequenz mehrere Monate dauern. Auch dem Heraklion-Beben vor zwei Jahren ging eine monatelange Serie kleinerer Beben voraus.

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Zeugenmeldungen

Kalamaki
18.5.2023
Es hat ordentlich gerüttelt, im Lokal sind die Gläser von Tisch gesprungen (Intensität V)

Kamilari
18.5.2023 21 Uhr
Dauer ca 5-6 Sekunden. Kräftiger Rumms gefolgt von bebendem Boden. Geschirr in den Schränken und Glasscheiben klappern (Intensität IV)

Betroffene Städte, Orte

Stadt Land Intensität (EMS-98) Bewohner Entfernung Epizentrum (km) Beschreibung
Moíres GR 6.3 6400 10.4 leichte Schäden
Tympáki GR 5.9 5300 17.3 stark spürbar, geringe Schäden
Ágioi Déka GR 5.7 0 13.3 stark spürbar, geringe Schäden
Asímion GR 5.5 1300 19.9 stark spürbar, geringe Schäden
Zarós GR 5.3 2200 18.9 stark spürbar, geringe Schäden
Agía Varvára GR 5.1 2200 21.7 stark spürbar, geringe Schäden
Arkalochóri GR 4.7 3500 39.2 deutlich spürbar
Gázi GR 4.6 12600 43.3 deutlich spürbar
Krousón GR 4.5 2800 31.0 deutlich spürbar
Irákleion GR 4.4 137200 46.5 deutlich spürbar

Seismogramme


Wie man mit einem eigenen Seismometer zur Erdbebenregistrierung beitragen kann: Mehr dazu hier.

Aktuelle Erdbebenaktivität nahe Moíres:

In den vergangenen 30 Tagen wurden in Kreta (Kartenausschnitt) 64 Erdbeben über Magnitude 2.6 registriert. Damit war die Erdbebenaktivität im vergangenen Monat dort deutlich niedriger als im langjährigen Vergleich (über 20 Prozent Abweichung).

Zusammenfassung der Erdbebendaten:

Wie verhalte ich mich im Falle eines schweren Erdbebens?

FAQ: Wie entstehen Erdbeben? Wo kommen sie vor? Wann sind Erdbeben gefährlich?

Erdbebenmessung im Wohnzimmer: Professionelle Seismometer für Experten und Laien (Gesponsert)

Allgemeine Informationen zu diesem Erdbeben:

Uhrzeit / Time (CET): 18. Mai, 20:58 Uhr

Magnitude: 5.1

Tiefe: 5 km

Spürbar / Felt: ja / yes

Schäden erwartet / Damage expected: nein / no

Opfer erwartet / Casualties expected: nein / no

Ursprung / Origin: tektonisch

Tsunami: --

Quellen (Erdbebendienste) zu allen Erdbebendaten / List of global earthquake surveys

See also: The most complete compilation of earthquake losses and casualties: Earthquake Impact Database

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    Erdbebendaten: NOA

    Statistik:

    Seit 1960 gab es in der Region etwa 354 Erdbeben, die stärker waren als Magnitude 5.1. Durchschnittlich gibt es in dem Teil von Griechenland (nahe Moíres) 5.92 Erdbeben der Stärke 5.1 oder höher pro Jahr. Damit ist die Erdbebenaktivität in der Region normalerweise sehr hoch und Beben dieser Stärke haben eine durchschnittliche Wiederkehrperiode von etwa 2.0 Monaten (60 Tagen).

    Übersicht der stärksten Erdbeben im Kartenausschnitt* (Griechenland und Umgebung)

    Datum Magnitude Tiefe (km)
    30.10.2020 7.0 21
    19.4.2000 7.0 33
    14.2.2008 6.9 32
    25.10.2018 6.8 14
    12.10.2013 6.8 47
    8.1.2006 6.7 58
    20.7.2017 6.6 7
    2.5.2020 6.6 17
    14.2.2008 6.5 35
    1.7.2009 6.4 14

    *Daten: USGS-Katalog (ab Magnitude 5, seit 1960)
    Hinweis: Der Erdbebenkatalog enthält neben natürlichen auch induzierten Erdbeben. Dazu zählen zum Teil auch Sprengungen und Explosionen. Somit sind einzelne „falsche“ Erdbeben in der Darstellung möglich. Auch die Magnitudenangabe einzelner Erdbeben kann aufgrund von Katalogunterschieden variieren.