Startseite » Griechenland » Kreta: Erdbebenaktivität dauert an: Neues kräftiges Nachbeben

ShakeMap (Berechnete Intensität des Erdbebens in Griechenland):


Epizentrum, ShakeMap und historische Erdbeben der Region auf interaktiver Karte anzeigen

Echtzeitseismometer Kreta

Erdbebenaktivität in Echtzeit verfolgen. Dargestellt sind die Aufzeichnungen der letzten 10 Minuten. Das Seismogramm befindet sich rund 40 Kilometer nordöstlich des Epizentrums. Kleine Beben sind dort nicht unbedingt gut erkennbar.

Was ist passiert:

Mindestens 64 Erdbeben über Magnitude 2 haben in den vergangenen 48 Stunden den Süden der griechischen Insel Kreta erschüttert und Anwohner und Touristen verängstigt. Neben dem bisherigen Hauptbeben am Donnerstagabend, das mit Magnitude 5.1 dutzende Häuser zwischen Matala und Mires beschädigte, kam es zu einem Vorbeben mit Magnitude 4.2 sowie zu vielen Nachbeben. In der vergangenen Nacht (20. Mai) ereignete sich das bisher stärkste Nachbeben. Es erreichte Magnitude 4.4 und ereignete sich nördlich vom Hauptbeben und damit auch näher an den größeren Orten.

Über Schäden infolge des Nachbebens ist noch nichts bekannt. Aufgrund der erneut geringen Tiefe von nur 5 Kilometern und der Nähe zu Siedlungen muss man jedoch mit Rissen in einzelnen Gebäuden rechnen. Zudem war dies, ebenso wie das stärkere Vorbeben sowie das Hauptbeben, das dritte nächtliche Beben infolge, das vielen Menschen den Schlaf geraubt hat. Der psychologische Effekt dieser Erdbebenserie wiegt somit ebenfalls schwer, zumal viele der kleinen Beben ebenfalls verspürt werden.

Erdbebenaktivität an der Südspitze Kretas seit Anfang Mai 2023. Schwächere Beben seit dem M4.4 der vergangenen Nacht sind aufgrund verzögerter Verfügbarkeit noch nicht im Katalog eingetragen. Koordinaten sind auf zwei Dezimalstellen gerundet, sodass sich bei der hohen Zoomstufe eine gitterförmige Anordnung der Epizentren ergibt. Daten: EMSC.

Erdbebenserien auf Kreta nicht ungewöhnlich

Derartige Erdbebenserien sind auf Kreta allerdings Normalität. In den meisten Fällen sind die Serien schwach und dauern nur wenige Stunden oder Tage an. Im schlimmsten Fall können Erdbebenserien Wochen oder Monate mit variabler Intensität anhalten und auch zu starken Erdbeben über Magnitude 6 führen. Eine solche Serie erlebte die Inselhauptstadt Heraklion vor zwei Jahren. Rund 20 Kilometer südöstlich vom Stadtzentrum kam es von Sommer bis Herbst 2021 immer wieder zu leichten bis mäßigen Beben. Die Aktivität gipfelte schließlich am 27. September in einem Hauptbeben der Stärke 6.0, bei dem 3621 Gebäude leicht beschädigt und 4865 weitere für unbewohnbar erklärt wurden. Eine Person kam ums Leben. (Daten: Earthquake Impact Database)

Dass auch die aktuelle Erdbebenserie einen ähnlichen Verlauf nimmt, ist nun die Befürchtung viele Menschen zwischen Mires und Matala, zumal auch dort die Auswirkungen des Bebens 2023, nur 40 Kilometer nordöstlich gelegen, deutlich in Erinnerung blieben. Doch ist es leider nicht möglich, Erdbeben vorherzusagen oder ein Vorbeben als solches zu identifizieren, bevor das Hauptbeben kommt. Stand jetzt ist das Erdbeben am Abend des 18. Mai (M5.1) das Hauptbeben, alles davor sind Vor-, alles danach sind Nachbeben. Sobald ein neues Beben die Magnitude 5.1 überschreitet, ändern sich die Bezeichnungen.

Ungewissheit, die in der Natur der Erdbeben liegt und zu den psychologischen Auswirkungen beiträgt. Für Anwohner und vor allem für meist erdbebenunerprobte Touristen in der Region ist es daher wesentlich, sich auf den Ernstfall vorzubereiten und zumindest die Verhaltensweisen bei und nach einem großen Erdbeben zu kennen.

Wie entstehen Erdbeben auf Kreta?

Erdbeben auf Kreta haben zwei verschiedene Ursprünge: Zum einen gibt es die Beben an der Subduktionszone, die vor der Südküste der Insel verläuft und unter Kreta tief in den Erdmantel abtaucht. Dies sind in der Regel die stärksten Beben der Region, aber meist bei Magnituden unter sechs aufgrund der Distanz zur Insel weitestgehend harmlos.

Zum anderen gibt es auf der Insel flache Erdbeben, die durch Dehnung der Erdkruste entstehen. Quasi entgegengesetzt zur Subduktion, wo die Afrikanische Platte sich unter die Europäische Platte schiebt, drückt ein Teil des Erdmantels am Südrand der Ägäis nach oben. Dadurch wurde die Insel Kreta mehrere Tausend Meter angehoben. Sichtbare Folge dessen die unmittelbare Nähe von 2000 Meter hohen Bergen und flachen Sandstränden. Kleinräumige und starke Hebung geht aber meist auch mit Dehnung der Erdkruste einher, da die Gravitation diese Gegensätze auszugleichen versucht.

Die Folge: Mehrere kleine, aber aktive Störungszonen, die in Nord-Süd- und Ost-West-Richtung durch Kreta verlaufen. Kommt es dort zu Erdbeben, geschieht dies in sehr geringer Tiefe, wodurch die Bodenbewegungen deutlich stärker und somit auch Schäden wahrscheinlicher sind. Auch das Erdbeben der Stärke 6 südlich von Heraklion vor zwei Jahren, bei dem hunderte Gebäude zerstört wurden, ging auf eine solche Störung zurück.

Charakteristisch für einen solchen Erdbebentyp ist die Sequenzierung in viele Vor-, Haupt- und Nachbeben. Dabei kann eine einzelne Erdbebensequenz mehrere Monate dauern. Auch dem Heraklion-Beben vor zwei Jahren ging eine monatelange Serie kleinerer Beben voraus.

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Betroffene Städte, Orte

Stadt Land Intensität (EMS-98) Bewohner Entfernung Epizentrum (km) Beschreibung
Moíres GR 5.9 6400 5.6 stark spürbar, geringe Schäden
Tympáki GR 5.9 5300 7.1 stark spürbar, geringe Schäden
Zarós GR 4.8 2200 13.9 deutlich spürbar
Ágioi Déka GR 4.8 0 14.1 deutlich spürbar
Gérgeri GR 4.6 1400 16.7 deutlich spürbar
Agía Varvára GR 4.4 2200 20.6 deutlich spürbar
Krousón GR 3.9 2800 27.1 leicht spürbar
Gázi GR 3.9 12600 40.1 leicht spürbar
Arkalochóri GR 3.8 3500 42.7 leicht spürbar
Anógeia GR 3.7 2500 30.0 leicht spürbar

Seismogramme


Wie man mit einem eigenen Seismometer zur Erdbebenregistrierung beitragen kann: Mehr dazu hier.

Aktuelle Erdbebenaktivität nahe Moíres:

In den vergangenen 30 Tagen wurden in Kreta (Kartenausschnitt) 92 Erdbeben über Magnitude 2.6 registriert. Damit war die Erdbebenaktivität im vergangenen Monat dort deutlich niedriger als im langjährigen Vergleich (über 20 Prozent Abweichung).

Zusammenfassung der Erdbebendaten:

Wie verhalte ich mich im Falle eines schweren Erdbebens?

FAQ: Wie entstehen Erdbeben? Wo kommen sie vor? Wann sind Erdbeben gefährlich?

Erdbebenmessung im Wohnzimmer: Professionelle Seismometer für Experten und Laien (Gesponsert)

Allgemeine Informationen zu diesem Erdbeben:

Uhrzeit / Time (CET): 19. Mai, 2:48 Uhr

Magnitude: 4.4

Tiefe: 5.3 km

Spürbar / Felt: ja / yes

Schäden erwartet / Damage expected: nein / no

Opfer erwartet / Casualties expected: nein / no

Ursprung / Origin: tektonisch

Tsunami: --

Quellen (Erdbebendienste) zu allen Erdbebendaten / List of global earthquake surveys

See also: The most complete compilation of earthquake losses and casualties: Earthquake Impact Database

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    Erdbebendaten: NOA

    Statistik:

    Seit 1960 gab es in der Region etwa 2439 Erdbeben, die stärker waren als Magnitude 4.4. Durchschnittlich gibt es in dem Teil von Griechenland (nahe Kreta) 40.67 Erdbeben der Stärke 4.4 oder höher pro Jahr. Damit ist die Erdbebenaktivität in der Region normalerweise sehr hoch und Beben dieser Stärke haben eine durchschnittliche Wiederkehrperiode von etwa 0.3 Monaten (9 Tagen).

    Übersicht der stärksten Erdbeben im Kartenausschnitt* (Griechenland und Umgebung)

    Datum Magnitude Tiefe (km)
    30.10.2020 7.0 21
    14.2.2008 6.9 29
    25.10.2018 6.8 14
    8.1.2006 6.7 66
    18.11.1997 6.6 33
    20.7.2017 6.6 7
    12.10.2013 6.6 40
    14.2.2008 6.5 28
    2.5.2020 6.5 10
    17.8.1982 6.4 31

    *Daten: USGS-Katalog (ab Magnitude 4, seit 1960)
    Hinweis: Der Erdbebenkatalog enthält neben natürlichen auch induzierten Erdbeben. Dazu zählen zum Teil auch Sprengungen und Explosionen. Somit sind einzelne „falsche“ Erdbeben in der Darstellung möglich. Auch die Magnitudenangabe einzelner Erdbeben kann aufgrund von Katalogunterschieden variieren.