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ShakeMap (Berechnete Intensität des Erdbebens in der Türkei):
Epizentrum, ShakeMap und historische Erdbeben der Region auf interaktiver Karte anzeigen
Was ist passiert:
Im Nordwesten der Türkei hat ein starkes Erdbeben in der Nacht zahlreiche Schäden verursacht. Betroffen vom Beben ist die Provinz Düzce östlich der Millionenstadt Istanbul. Nach Auswertungen türkischer Behörden (Afad) erreichte das Beben Magnitude 5.9. Das Epizentrum lag nur wenige Kilometer von der gleichnamigen Provinzhauptstadt entfernt. Zudem wurde die Herdtiefe mit nur sieben Kilometern angegeben. Entsprechend stark waren die Erschütterungen rund ums Epizentrum. Ausläufer erfassten auch Istanbul, Izmir, die Hauptstadt Ankara sowie Teile von Rumänien, Bulgarien und die Südspitze der Krim.
Infolge des Bebens kam es zu teils schweren Schäden in Düzce. Aktuelle Meldungen sprechen von zahlreichen Gebäuden, die beschädigt oder teilweise eingestürzt sind, darunter auch Regierungsgebäude und Schulen. Über die genaue Zahl betroffener Strukturen gibt es noch keine Daten, zudem wenig Informationen aus den kleineren Orten rund um Düzce. Geringere Gebäudeschäden werden auch verbreitet aus der Großstadt Bolu gemeldet. Zunächst spricht aber vieles für vergleichsweise geringe Auswirkungen. Da sich das Beben in der Nacht ereignete, waren kaum Menschen auf den Straßen oder in großen Ansammlungen in Gebäuden.
Somit wurden keine Menschen von einstürzenden Gebäudeteilen getroffen. Jedoch wurden 35 Menschen verletzt, als sie in Panik aus Gebäuden rannten, darunter auch eine Person in Istanbul, wo zunächst keine Gebäudeschäden verzeichnet wurden. Im weiteren Verlauf der Nacht und am Morgen kam es zu zahlreichen Nachbeben, darunter eines mit Magnitude 5, das potentiell neue Schäden verursachen könnte. Stärkere Nachbeben als dieses sind in den kommenden Wochen nicht auszuschließen, basierend auf Vergleiche mit anderen Nachbebenserien aber eher unwahrscheinlich. Kleinere Nachbeben können Monate andauern.
Nachbeben von 1999?
Düzce gehörte zu den Regionen, die von den großen Erdbeben im Jahr 1999 betroffen war. Am 12. November brach der Teil der Nordanatolischen Störung, die Plattengrenze zwischen Eurasien und Anatolien, der durch die Provinz verläuft. Das resultierende Beben der Magnitude 7.2 zerstörte viele Gebäude, rund 900 Menschen kamen ums Leben. Damit blieb das Beben zwar deutlich hinter den Auswirkungen des großen Bebens weiter westlich wenige Monate zuvor. Die Zerstörung von damals führte jedoch zu einem Wiederaufbau, durch den die Erdbebensicherheit gestärkt wurde, möglicherweise ein Grund für die recht geringen Auswirkungen des heutigen Bebens.
Auch das heutige Erdbeben ereignete sich an der Nordanatolischen Störung, wahrscheinlich sogar innerhalb des Segments, das 1999 brach. Somit ist exakt die gleiche Region betroffen. Möglicherweise handelt es sich sogar um ein Nachbeben von 1999.
Nachtrag: Das Epizentrum des heutigen Erdbebens lag nicht am Hauptast der Nordanatolischen Störung, sondern an einem Abzweig, unmittelbar an die 1999er Bruchzone angrenzend.
Updated source mechanism of 2022.11.23 Mw6.0 Düzce Earthquake. Green lines=Broken parts of the NAF(Konca et al., 2010; Bouchon et al., 2002). Red line=Unbroken part of Karadere Segment. LowerPanel:Coulomb stress change (Location:@Kandilli_info) pic.twitter.com/GthYfz9ElY
— Sezim (@sezim_guvercin) November 23, 2022
Update 08:12 Uhr
Infolge des Erdbebens kam mindestens ein Mensch ums Leben, wie türkischen Medien berichten. Dabei handelt es sich um eine Person, die durch das Erdbeben einen Herzinfarkt erlitt. Zudem stieg die Zahl der Verletzten auf 50, davon 37 in Düzce,
Betroffene Städte, Orte
Stadt | Land | Intensität (EMS-98) | Bewohner | Entfernung Epizentrum (km) | Beschreibung |
---|---|---|---|---|---|
Düzce | TR | 7.9 | 57700 | 11.8 | mäßige Schäden |
Gümüşova | TR | 7.6 | 0 | 7.6 | mäßige Schäden |
Cumayeri | TR | 7.6 | 0 | 8.4 | mäßige Schäden |
Çilimli | TR | 7.6 | 0 | 8.1 | mäßige Schäden |
Konuralp | TR | 7.4 | 0 | 13.7 | mäßige Schäden |
Adapazarı | TR | 6.0 | 286800 | 52.7 | leichte Schäden |
Bolu | TR | 5.7 | 96600 | 50.0 | stark spürbar, geringe Schäden |
Ereğli | TR | 5.5 | 88800 | 60.8 | stark spürbar, geringe Schäden |
İzmit | TR | 5.1 | 196600 | 92.7 | stark spürbar, geringe Schäden |
Derince | TR | 5.0 | 125500 | 102.4 | stark spürbar, geringe Schäden |
Aktuelle Erdbebenaktivität nahe Düzce:
In den vergangenen 30 Tagen wurden in Düzce, Türkei (Kartenausschnitt) 6 Erdbeben über Magnitude 2.8 registriert. Damit war die Erdbebenaktivität im vergangenen Monat dort deutlich niedriger als im langjährigen Vergleich (über 20 Prozent Abweichung).
Zusammenfassung der Erdbebendaten:
Wie verhalte ich mich im Falle eines schweren Erdbebens?
FAQ: Wie entstehen Erdbeben? Wo kommen sie vor? Wann sind Erdbeben gefährlich?
Erdbebenmessung im Wohnzimmer: Professionelle Seismometer für Experten und Laien (Gesponsert)
Allgemeine Informationen zu diesem Erdbeben:
Uhrzeit / Time (CET): 23. November, 02:08 Uhr
Magnitude: 5.9
Tiefe / Depth: 6.81 km
Spürbar / Felt: ja / yes
Schäden erwartet / Damage expected: ja / yes
Opfer erwartet / Casualties expected: möglich / possible
Ursprung / Origin: tektonisch
Quellen (Erdbebendienste) zu allen Erdbebendaten / List of global earthquake surveys
See also: The most complete compilation of earthquake losses and casualties: Earthquake Impact Database
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Erdbebendaten: Afad
Statistik:
Seit 1960 gab es in der Region etwa 24 Erdbeben, die stärker waren als Magnitude 5.9. Durchschnittlich gibt es in dem Teil derTürkei (nahe Düzce) 0.42 Erdbeben der Stärke 5.9 oder höher pro Jahr. Damit ist die Erdbebenaktivität in der Region normalerweise sehr hoch und Beben dieser Stärke haben eine durchschnittliche Wiederkehrperiode von etwa 2.4 Jahren (29 Monaten).
Übersicht der stärksten Erdbeben im Kartenausschnitt* (Türkei und Umgebung)
Datum | Magnitude | Tiefe (km) |
---|---|---|
17.8.1999 | 7.6 | 17 |
22.7.1967 | 7.3 | 30 |
28.3.1970 | 7.2 | 25 |
12.11.1999 | 7.2 | 10 |
30.10.2020 | 7.0 | 21 |
28.3.1969 | 6.8 | 10 |
6.10.1964 | 6.8 | 27 |
3.2.2002 | 6.5 | 5 |
1.10.1995 | 6.4 | 33 |
3.9.1968 | 6.3 | 20 |
*Daten: USGS-Katalog (ab Magnitude 5, seit 1960)
Hinweis: Der Erdbebenkatalog enthält neben natürlichen auch induzierten Erdbeben. Dazu zählen zum Teil auch Sprengungen und Explosionen. Somit sind einzelne „falsche“ Erdbeben in der Darstellung möglich. Auch die Magnitudenangabe einzelner Erdbeben kann aufgrund von Katalogunterschieden variieren.