Startseite » Türkei » Live-Ticker: Zwei Erdbeben (M7.8 und 7.6) erschüttern die Türkei und Syrien

Zu den Informationen zum zweiten Erdbeben um 11:24 Uhr (M7.6) springen

ShakeMap (Berechnete Intensität des Erdbebens in der Türkei):


Epizentrum, ShakeMap und historische Erdbeben der Region auf interaktiver Karte anzeigen

Was ist passiert:

Teile der Türkei und Syriens wurden in der Nacht von einem katastrophalen Erdbeben verwüstet. Das Epizentrum lag nach Angaben des United States Geological Survey (USGS) in der türkischen Region Gaziantep nahe der syrischen Grenze. Mit Magnitude 7.8 ist es das stärkste in der Region aufgezeichnete Erdbeben seit mindestens 1944. Ausgehend vom Epizentrum breitete sich der Bruch über mehr als 100 Kilometer nach Nordost und Südwest aus, verursachte heftigste Erschütterungen in einem weiten Bereich zwischen Malatya, Adana und der syrischen Stadt Homs und lies in dem Bereich tausende Häuser einstürzen. Schwere Nachbeben entlang des mutmaßlichen Bruchgebiets folgten, das stärkste bisher mit Magnitude 6.7.

Bilder in sozialen Netzwerken geben einen ersten Einblick in die Katastrophe: Eingestürzte Häuser und Trümmerberge werden aus vielen Teilen der Region gemeldet. Das Gebiet der Zerstörung erstreckt sich von Malatya im Norden bis mindestens Homs im Süden. An der türkischen Küste wurde zudem ein mäßiger Tsunami registriert – ob ausgelöst durch ein Störungssegment vor der Küste oder einen untermeerischen Erdrutsch ist zunächst unklar. Noch im Libanon und auf Zypern waren starke Erschütterungen zu spüren, hier sind ebenfalls leichte Schäden möglich.

 

Tsunami-Aufzeichnungen in der türkischen Hafenstadt Iskenderun, http://www.ioc-sealevelmonitoring.org/

Lange Historie an Erdbebenkatastrophen

Im Türkisch-Syrischen Grenzgebiet treffen drei Erdplatten aufeinander: Arabien drückt von Südosten, Afrika von Südwesten und Anatolien von Nordwesten. Im sogenannten Triple Junction zwischen Zypern, dem Libanon und dem Osten der Türkei liegen mehrere sehr große Störungszonen, an denen sich der Druck der Platten über Jahrhunderte aufbaut und in katastrophalen Erdbeben entlädt. Gerade die Region zwischen Aleppo und der historischen Stadt Antioch (heute: Antakya), Standort einer der frühesten Hochkulturen, verfügt über Jahrtausende an Aufzeichnungen katastrophaler Erdbeben mit hohen fünfstelligen bis siebenstelligen Opferzahlen.

Alles Erdbeben in der Region des heutigen, wo seit Jahrhunderten ruhe herrschte. Das heutige Erdbeben wird sich in diese Katastrophenchronik eintragen. Wie hoch die Opferzahl ausfallen wird, ist noch unklar. Das bisher bekannte Ausmaß der Zerstörung deutet aber mindestens auf eine fünfstellige Zahl an Verstorbenen, vor allem da sich das Beben nachts ereignete und in Syrien viele der Gebäude durch den jüngsten Krieg vorgeschädigt sind. Faktor für die Zerstörung sind hier neben der hohen Magnitude, dem riesigen Bruchgebiet und der entsprechend verbreitet sehr hohen Intensität auch die Dauer des Erdbebens, die mehrere Minuten beträgt.

Update 03:58 Uhr: Erste offizielle Daten

Die Bürgermeister der türkischen Städte Sanliurfa und Osmaniye gaben eine erste sehr vorläufige Bilanz des Erdbebens bekannt. Insgesamt seien dort 50 Gebäude eingestürzt und fünf Todesopfer geborgen worden. Aus Osmaniye gibt es zudem Hilferufe an die internationale Gemeinschaft. Osmaniye liegt an der Küste westlich vom Epizentrum, Sanliurfa, das weniger betroffen ist, rund 150 km östlich des Epizentrums.

Update 04:10 Uhr: Adana meldet Einsturz von Hochhäusern

In der türkischen Stadt Adana sind nach Angaben des Bürgermeisters mindestens drei Apartmentkomplexe eingestürzt. Einer davon mit 14, ein weiterer mit 17 Stockwerken. Wie viele Bewohner sich zur Zeit des Bebens dort aufgehalten haben, ist unklar.

Update 04:13 Uhr: Tsunami: 30 Zentimeter in Iskenderun

Aufzeichnungen der Meeresspiegelstationen zeigen nach dem Erdbeben einen bis zu 30 Zentimeter hohen Tsunami in Iskenderun, 20 Zentimeter in Erdemil und minimale Wellen in Tasucu. Die schnelle Abnahme der Wellenhöhe mit zunehmender Entfernung spricht auf eine sehr lokale Quelle des Tsunamis, möglicherweise ein untermeerischer Erdrutsch. Dies könnte bedeuten, dass es sehr lokal auch deutlich höhere Wellen gegeben hat, bestätigt ist dies aber nicht. Allein von den vorhandenen Messwerten ginge vom Tsunami kein nennenswertes Gefahrenpotential aus. Zumindest keines, das angesichts der Zerstörung durch das Beben ins Gewicht fällt.

Update 04:20 Uhr: Nachbeben sehr weit im Osten

Während das Ausmaß der Erdbebenkatastrophe nur langsam bekannt wird, dauern Nachbeben an. Neueste Nachbeben liegen sehr weit im Nordosten nahe der Stadt Malatya, dort mit etwa Magnitude 5. Dies spricht dafür, dass das Bruchgebiet des Hauptbebens sich deutlich weiter in diese Richtung, entlang der Ostanatolischen Störungszone, ausgebreitet hat als bisher angenommen.

Aufgezeichnete Erdbeben seit Mitternacht. die Verteilung der Erdbeben deutet entweder auf ein Bruchgebiet von Antakya bis nach Elazig hin, der auf getriggerte Nachbeben rund um Elazig, wo es vor drei Jahren zu einem großen Erdbeben (M6.8) kam.

Update 4:45 Uhr: Weitere Städte melden Opfer

Weitere Städte haben vorläufige Schadensbilanzen veröffentlicht:

Sanliurfa (Türkei): 12 Todesopfer
Osnamiye (Türkei): 5 Todesopfer
Malatya (Türkei): 3 Todesopfer, hunderte Verletzte
Al Bab (Syrien): 3 Todesopfer
Hama (Syrien): 8-stöckiges Wohnhaus eingestürzt.

Update 04:55 Uhr: Syrischer Katastrophenschutz zählt tausende Tote

Nach Angaben des syrischen Katastrophenschutzes gibt es landesweit sehr wahrscheinlich mehrere Tausend Todesopfer. So lautet eine vorläufige Einschätzung der Situation. Unter eingestürzten Gebäuden, unter anderem in Aleppo und Hama, werden Tausende, vielleicht Zehntausende Menschen vermutet. Die Zahl der Verletzten ist ebenfalls enorm.

Update 05:20 Uhr: Gefahr durch Nachbeben

Über ein weites Gebiet vom Westen Syriens bis in den Osten der Türkei erstreckt sich aktuell ein Streifen mit sehr hoher Nachbebenaktivität. Zwar ist es unwahrscheinlich, dass diese den gesamten Verlauf des Hauptbebens markieren (wahrscheinlicher sind Nachbeben abseits der Hauptbruchzone, getriggert durch die extremen Erschütterungen). Doch geht auch von diesen Nachbeben in größerer Entfernung Gefahr aus. Einige der Beben, vor allem rund um Malatya, erreichten in den letzten Stunden Magnitude 5. Dies reicht, um bereits beschädigte Gebäude zu zerstören.

Richtung Süden gibt es zur Zeit kaum Nachbeben. Im Gebiet zwischen Antakya und Osmaniye, das beim Hauptbeben ebenfalls schwere Schäden erlitt, fehlt es fast komplett an Lokalisierungen dieser. Möglich ist, dass der Bruch des Hauptbebens hier bereits gestoppt hat. In dem Fall wäre in naher Zukunft hier das Risiko für neue schwere Erdbeben am höchsten.

Unabhängig von möglichen getriggerten neuen Starkbeben: Nachbeben bis Magnitude 7 sind in den nächsten Wochen und Monaten sehr wahrscheinlich.

Update 05:24 Uhr: Schadensabschätzung von Risklayer: Bis zu 25.000 Tote

Das Karlsruher Unternehmen Risklayer, das auf Katastrophenmodellierung spezialisiert ist, hat anhand der Intensitätsberechnung eine Schadensabschätzung durchgeführt. Demnach wäre für dieses Erdbeben eine niedrige fünfstellige Opferzahl anzunehmen. Zudem wären wirtschaftliche Verluste in Höhe von rund 14 Milliarden US-Dollar zu befürchten. Die Berechnung hängt vor allem vom genauen Ausmaß des Bruchgebietes des Hauptbebens ab. Wie zuvor besprochen ist weiterhin unsicher, in welchem Gebiet sich der Bruch erstreckte. Entlang des Bruchs gibt es die höchsten Intensitäten und damit die meisten Schäden.

Update 05:33 Uhr: Neue Schadensbilanzen

Mehrere Städte und Provinzen meldeten erneut aktualisierte Opferzahlen. In der Übersicht:

Osmaniye (Türkei): 5 Tote, 34 Gebäude zerstört
Malatya (Türkei): 23 Tote, 420 Verletzte und 140 Gebäude zerstört
Diyarbakir (Türkei): 6 Tote, 23 Verletzte und 6 Gebäude zerstört
Sanliurfa (Türkei): 15 Tote, 30 Verletzte, 16 Gebäude eingestürzt

Syrien insgesamt: 42 Tote

Update 05:50 Uhr: Katastrophe in Syrien

Ein Bild aus Samarda in Syrien, das man nicht weiter kommentieren muss.

Update 05:52 Uhr: Neue Zahlen

Die Opferzahlen in den betroffenen Regionen steigen fast im Minutentakt. Für alle Details stellen wir in unserer Earthquake Impact Database eine tabellarische Übersicht bereit. Zusammengefasst:
Syrien: 99 Tote, 330 Verletzte
Türkei: 76 Tote, 440 Verletzte

Update 05:55 Uhr: Erschütterungsdauer

Berechnete Dauer spürbarer Erschütterungen. Vor allem zwischen Elazig, Diyarbakir, Adana und Aleppo bedeutet das: Destruktive Erschütterungen von 1 bis 2 Minuten Dauer mit sehr hoher Intensität. in Größerer Entfernung dauerte das Beben noch länger, war aber wesentlich schwächer.

 

Update 06:15 Uhr: Schäden auch im Libanon

Neben den extrem betroffenen Gebieten in der Türkei und in Syrien hatte das Beben auch noch in größerer Entfernung schädliche Auswirkungen. In der libanesischen Hauptstadt Beirut ist ein altes Gebäude im Ostteil der Stadt teilweise eingestürzt. Verletzte habe es dort aber nicht gegeben. Basierend auf den Intensitätsberechnungen (ganz oben auf der Seite) könnten auch im Irak und auf Zypern Schäden aufgetreten sein. Nicht auf der Karte aber ebenfalls potentiell betroffen: Der äußerste Norden von Israel

Update 06:22 Uhr: Bilder aus Kahramanmaras

Wie groß das Ausmaß der Schäden ist, zeigt sich in diesem Video aus Kahramanmaras. Die Provinz liegt am nordwestlichen Rand des mutmaßlichen Bruchs. Dort sind reihenweise mehrgeschossige Wohnhäuser zusammengebrochen. Eine offizielle Opferzahl von dort gibt es noch nicht.

Update 07:20 Uhr: Tektonischer Hintergrund

Ausführliche Einschätzung zum tektonischen und geschichtlichen Hintergrund des Erdbebens in einem separaten Artikel

Update 07:30 Uhr: Oberflächenbruch schneidet Flughafen Hatay

Ein spektakuläres Video des Oberflächenbruchs vom Flughafen Hatay im äußersten Süden der Türkei. Man sieht, wie die Landebahn des Flughafens entlang einer geraden Linie verschoben wurde. Dies ist der oberflächliche Verlauf der Störung, die beim Erdbeben versetzt wurde. Die Ostanatolische Störung verläuft auch durch Hatay. Das Video belegt, wie weit nach Süden der Bruch sich ausgebreitet hat. Auch eine nahe gelegene Straße hat es erwischt.

Update 07:44 Uhr: Neueste Opferzahlen

In Syrien hat die Opferzahl inzwischen mittlere dreistellige Werte erreicht. Demnach kamen mindestens 320 Menschen ums Leben, die meisten rund um Aleppo. Mehr als 1000 wurden verletzt und Hunderte werden noch unter den Trümmern eingestürzter Gebäude befürchtet.

In der Türkei sind bisher 94 Todesopfer bestätigt. Keine Daten gibt es weiterhin aus der Provinz Kahramanmaras, die dem Epizentrum am nächsten liegt.

Update 08:10 Uhr: Über 600 Tote, 300 Kilometer Bruchlänge

Die neuesten Opferzahlen liegen erneut deutlich höher als zuvor. In beiden Ländern sind nun insgesamt 604 Todesopfer bestätigt. Mehr als 3000 Menschen wurden verletzt und allein in Syrien gibt es mindestens „hunderte“ Vermisste.

Unterdessen zeigen Lokalisierungen der Nachbeben und auch die Beobachtungen von Oberflächenbruch (siehe oben), dass das Erdbeben deutlich weitreichender war als zunächst angenommen. Es scheint, dass die gesamte westliche Ostanatolische Störung bei dem Erdbeben gebrochen ist. Der Verlauf des Bruchs, an dem sich die Gesteinsplatten um bis zu 9 Meter gegeneinander versetzt haben, reicht mindestens von Hatay im Süden bis nahe Malatya im Nordosten. Dies entspricht einer Länge von rund 300 Kilometern. Dazu die aktualisierte ShakeMap oben. (der Bruch ist in dem Sinne quasi als Epizentrum zu verstehen, das nicht nur ein Punkt, sondern eine gesamte, 300 Kilometer lange Linie ist)

Update 09:30: Nachbeben lassen Gebäude einstürzen

Immer mehr Videos und Fotos nach Tageseinbruch zeigen das ganze Ausmaß der Zerstörung. In Gaziantep, einer Stadt mit 2 Millionen Einwohnern, stürzten ganze Häuserreihen ein. Wie viele Opfer es gibt, ist unklar. Letzte Angaben aus der Region sprachen von „nur“ 80 Todesopfern. Angesichts der Zerstörung erscheint das sehr wenig.

Vielerorts sorgen zudem die andauernden Nachbeben für neue Zerstörung. Es gibt Aufnahmen von Häusern, die während der Nachbeben einstürzen. Ob diese bereits beim Hauptbeben beschädigt wurden, ist unklar. Ebenso ob sich Menschen in diesen Gebäuden aufgehalten haben. Es ist jedoch eine deutliche Erinnerung, dass in den betroffenen Gebieten, trotz der vorherrschenden Kälte und Niederschläge, niemand innerhalb eines Gebäudes sein sollte! Nachbeben können sehr stark werden und auch unversehrte Gebäude zum Einsturz bringen. So schlimm die Situation auch ist: Aufenthalt im Gebäude bedeutet entlang eines 400 Kilometer breiten Streifens von Malatya bis Antakya und im angrenzenden Syrien aktuell Lebensgefahr!

Update 10:42 Uhr: Nachbebenprognose

Nachbeben in der Region dauern an und können über Wochen zu einer Gefahr werden. Die Risklayer-Nachbebenprognose zeigt ein großes Gebiet rund um die Ostanatolische Störung, in dem mit hoher Wahrscheinlichkeit potentiell zerstörerische Nachbeben auftreten werden.

Update 11:30 Uhr: Neues Erdbeben

Ein neues Erdbeben hat sich vor wenigen Minuten ereignet. Nach vorläufigen Auswertungen erreichte es Magnitude 7.5 bis 7.8 und damit eine ähnliche Stärke wie das Hauptbeben. Mehr in Kürze.

Update 11:45 Uhr: Magnitude 7.6 an anderer Störung

Das zweite Erdbeben ereignete sich deutlich nördlich vom initialen Beben. Nach Auswertungen des Geoforschungszentrums Potsdam erreichte es Magnitude 7.6. Das Epizentrum lag im dünner besiedelten Norden der Provinz Kahramanmaras. Epizentrum und vorläufiger Herdmechanismus deuten darauf hin, dass das Beben sich nicht an der Ostanatolischen Störung sondern an der kleineren Cardak-Störung ereignete. Diese bildet quasi einen Abzweig der Ostanatolischen Störung, der von Höhe Malatya direkt nach Westen verläuft. Dort kam es zuletzt im Jahr 1544 zu einem schweren Erdbeben.

Das große Erdbeben am Morgen scheint das Erdbeben an der Cardak-Störung getriggert zu haben. Es betrifft Gebiete, die vom ersten Beben nicht so stark betroffen waren. Schwere Schäden entlang der Cardak-Störung und weiter nördlich sind zu befürchten.

Update 12:19 Uhr: Nun Malatya

Aus einem großen Erdbeben an der Ostanatolischen Störung entwickelt sich eine Sequenz starker Erdbeben in weiten Teilen der Osttürkei. Ein M7.6 an der Cardak-Störung folgte vor einer Stunde, dieses scheint nun die nach Norden angrenzende Malatya-Störung nahe der gleichnamigen Stadt getriggert zu haben. Dort kam es um 11:51 Uhr zu einem Beben mit Magnitude 5.8. Dieses ist aufgrund der Nähe zu Malatya ebenfalls sehr gefährlich, vor allem da spätestens nach dem Cardak-Beben viele Gebäude der Stadt bereits beschädigt sein dürften.

Update 13:15 Uhr: Zwei Nachbebensequenzen

Nach dem zweiten starken Erdbeben ist die Nachbebenaktivität in der Region deutlich angestiegen. Auf die sowieso noch sehr aktive Nachbebensequenz des ersten Bebens kommt nun die des zweiten oben drauf. Dabei liegt der Schwerpunkt nun offenbar an den Rändern der Cardak-Störung, vor allen nahe der Stadt Göksun. Dort kam es zunächst zu Beben um Magnitude 5, vor wenigen Minuten mit Magnitude 5.9. Bereits die vorherigen Beben hatten in der Stadt Häuser zum Einsturz gebracht, es gibt dort auch Meldungen über Menschen, die noch verschüttet sind.

Das Risiko für schwere Nachbeben wie dieses ist nun in der gesamten Region erhöht. Hinzu kommt, wie in Malatya, eine gewisse Wahrscheinlichkeit für neue getriggerte Beben auch abseits der bisher betroffenen Gebiete. Es bleibt allerdings unklar, ob es weitere schwere Erdbeben gibt. Präzise Vorhersagen von Erdbeben sind nicht möglich.

Update 13:30 Uhr: 20.000 Todesopfer befürchtet

Mit dem Cardak-Erdbeben wurde die Katastrophe nochmals drastisch verschlimmert. Der Bereich schwerer Schäden und Verwüstungen ist nun größer (z.B. Göksun). Andernorts (z.B. Malatya) wurden die Schäden durch das zweite Beben verschärft. Gleichzeitig wird es für die immer weiter aufgestockten Rettungskräfte schwieriger und gefährlicher, Überlebende zu bergen. Die neueste Schadensschätzung von Risklayer geht in der Summe beider Beben von etwa 20.000 Todesopfer und Verlusten in Höhe von 20 Milliarden Dollar aus. Im schlimmsten Fall sind bis zu 50.000 Tote denkbar.

Update 16:29 Uhr: Tödlichstes Erdbeben seit 2015

Die Zahl der Todesopfer hat die 2000er Marke überschritten. Zu den inzwischen 1498 bestätigten Todesopfern in der Türkei kommen 810 Todesfälle in Syrien hinzu. Weiterhin wurden in beiden Ländern insgesamt mindestens 10333 Menschen verletzt. Es ist unklar, zu wie vielen der Opfer das zweite Beben geführt hat, da aufgrund der zeitlichen Überschneidungen die Statistiken zusammengeführt werden.

Mit dieser Zahl ist das aktuelle Beben das tödlichste Beben weltweit seit 2015.

Update 18:48 Uhr: Steigende Opferzahlen, internationale Hilfen und viele offene Fragen

Mehr als 15 Stunden nach dem ersten Erdbeben liegen noch immer hunderte Menschen unter den Trümmern eingestürzter Gebäude. Das neue Beben hat die Lage gerade in den nördlicheren Gebieten massiv verschlimmert. Internationale Hilfe ist unterwegs: Dutzende Länder haben Unterstützungen in Form von Hilfsgütern und Rettungskräften zugesagt. Zudem werden vielerorts von Hilfsorganisationen Spenden gesammelt.

Für mindestens 2619 Menschen, die in den vergangenen Stunden durch die Erdbeben verstorben sind, kommt diese Hilfe zu spät. Mehr als 13.000 benötigen zudem medizinische Hilfe. Sowohl im Erdbebengebiet als auch im Ausland hat die doppelte Katastrophe mit offenem Ende viele Fragen ausgelöst, auch weil es zahlreiche Falschmeldungen gibt, die die Menschen zusätzlich verunsichern. Wir haben daher nochmal eine Übersicht der wichtigsten Fragen und Antworten zusammengestellt.

Update 21:48 Uhr: Opferzahl übersteigt 3500

Bis zum Abend ist die Opferzahl auf insgesamt 3664 gestiegen. 2316 Menschen kamen in den betroffenen türkischen Regionen ums Leben, 755 in den von der Opposition kontrollierten syrischen Gebieten und 593 in den regierungsunterstellten Gebieten. Mehr als 15.000 Menschen wurden verletzt.

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Zeugenmeldungen

Dörtyol
06.02.22 ca. 4:20uhr
Das beben war ca. 90sec +/- zu spüren.
Ich befand mich in der obersten Etage des Fourway Hotels in Dörtyol.
Es hat mich aus dem Schlaf gerissen und gefühlt verformte sich das Zimmer zu einer Raute in dem ich mich befand.
Das Gebäude hat ist glücklicherweise nicht so alt ca.10 Jahre, es hat aber erhebliche Schäden davon getragen.
Die Wände hatten tiefe Risse, der Boden ist aufgebrochen und die Treppen in der Galerie haben auch schwere Schäden (Intensität VII – VIII)

Betroffene Städte, Orte

Stadt Land Intensität (EMS-98) Bewohner Entfernung Epizentrum (km) Beschreibung
I‘zāz SY 9.0 66100 67.0 schwere Schäden
Jindayris SY 9.0 unbekannt 93.3 schwere Schäden
Musabeyli TR 9.0 1900 35.1 schwere Schäden
Ad Dānā SY 9.0 22000 110.9 schwere Schäden
Ḩuraytān SY 9.0 unbekannt 100.2 schwere Schäden
Aleppo SY 8.8 1602300 110.3 schwere Schäden
Gaziantep TR 8.5 1066000 34.5 schwere Schäden
Kahramanmaraş TR 8.5 376000 44.8 schwere Schäden
Osmaniye TR 7.5 202800 70.7 mäßige Schäden
Adana TR 7.5 1249000 153.2 mäßige Schäden

Seismogramme

Wie man mit einem eigenen Seismometer zur Erdbebenregistrierung beitragen kann: Mehr dazu hier.

Aktuelle Erdbebenaktivität nahe I‘zāz:

In den vergangenen 30 Tagen wurden in Türkei (Kartenausschnitt) 14 Erdbeben über Magnitude 3.1 registriert. Damit war die Erdbebenaktivität im vergangenen Monat dort deutlich höher als im langjährigen Vergleich (über 20 Prozent Abweichung).

Zusammenfassung der Erdbebendaten:

Wie verhalte ich mich im Falle eines schweren Erdbebens?

FAQ: Wie entstehen Erdbeben? Wo kommen sie vor? Wann sind Erdbeben gefährlich?

Erdbebenmessung im Wohnzimmer: Professionelle Seismometer für Experten und Laien (Gesponsert)

Allgemeine Informationen zu diesem Erdbeben:

Uhrzeit / Time (CET): 6. Februar, 2:17 Uhr

Magnitude: 7.8

Tiefe: 10 km

Spürbar / Felt: ja / yes

Schäden erwartet / Damage expected: ja / yes

Opfer erwartet / Casualties expected: möglich / possible

Ursprung / Origin: tektonisch

Tsunami: --

Quellen (Erdbebendienste) zu allen Erdbebendaten / List of global earthquake surveys

See also: The most complete compilation of earthquake losses and casualties: Earthquake Impact Database

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    Erdbebendaten: USGS

    Statistik:

    Keine Statistik verfügbar, da aktuell nicht genügend Daten zur Verfügung stehen.

    Übersicht der stärksten Erdbeben im Kartenausschnitt* (Türkei und Umgebung)

    Datum Magnitude Tiefe (km)
    24.1.2020 6.8 15
    11.1.2022 6.6 25
    8.3.2010 5.9 10
    14.6.2020 5.9 5
    21.2.2007 5.7 7
    4.8.2020 5.6 5
    1.5.2003 5.6 18
    27.12.2020 5.5 2
    27.6.1998 5.5 10
    2.3.2017 5.5 11

    *Daten: USGS-Katalog (ab Magnitude 5, seit 1960)
    Hinweis: Der Erdbebenkatalog enthält neben natürlichen auch induzierten Erdbeben. Dazu zählen zum Teil auch Sprengungen und Explosionen. Somit sind einzelne „falsche“ Erdbeben in der Darstellung möglich. Auch die Magnitudenangabe einzelner Erdbeben kann aufgrund von Katalogunterschieden variieren.