Startseite » Frankreich »
ShakeMap (Berechnete Intensität des Erdbebens in Frankreich):
Epizentrum, ShakeMap und historische Erdbeben der Region auf interaktiver Karte anzeigen
Was ist passiert?
Ein starkes Erdbeben hat am Freitagabend weite Teile von Frankreich erschüttert. Das Epizentrum des Erdbebens lag im Westen des Landes nahe der Stadt La Rochelle. Es erreichte nach vorläufigen Auswertungen des GFZ Potsdam Magnitude 5.5. Damit ist es eines der stärksten Erdbeben, die jemals in der Region registriert wurden. Die Erschütterungen wurden noch in der Hauptstadt Paris sowie in Lyon und in der Normandie verspürt. Die gesamte Westhälfte Frankreichs war betroffen. Rund um das Epizentrum erreichte das Beben nach unseren Berechnungen Intensität VII. Das heißt, das in nahe gelegenen Orten teils schwere Schäden möglich sind.
🚨🇫🇷 SÉISME EN FRANCE – Des dégâts importants sont visibles sur le clocher de l’église de la Laigne, dans les Deux-Sèvres. D’autres églises autour de l’épicentre du #séisme présentent également des dégâts. (📸 France 3) pic.twitter.com/z6pAx0Xu5O
— FOCUS (@FocusFR_) June 16, 2023
Die Region um La Rochelle gehört zwar zu den seismisch aktivsten Regionen Frankreichs. Von dort bis zur Bretagne verlaufen mehrere größere Störungszonen, die größte ist die Südliche Armorican Scherzone. Beben über Magnitude 5 sind aber dennoch sehr selten. Mit Magnitude 5.5, manuell überprüfte Auswertungen regionaler Erdbebendienste stehen noch aus, wäre es das stärkste Erdbeben in der Region seit 1799.
Update 18:58 Uhr:
In Paris wurden viele Anwohner von dem Beben sehr überrascht. Es ist das erste spürbare Erdbeben in der französischen Hauptstadt seit Jahrzehnten. Dort und in vielen anderen Landesteilen wurden Nutzer jedoch kurz vor Eintreffen der Erdbebenwellen vom Android-Erdbebenfrühwarnsystem benachrichtigt.
Update 19:10 Uhr: Große Unterschiede bei der Magnitude
Zur Magnitude des Erdbebens gibt es sehr unterschiedliche Angaben, die überwiegend auf die Nutzung verschiedener Skalen zurückzuführen sind. Während internationale Erdbebendienste wie GFZ und USGS überwiegend die Moment-Magnitude berechnen und damit auf Werte um 5.0 kommen (auch hier sind weitere Unsicherheiten und Korrekturen noch zu erwarten), greifen lokale Erdbebendienste in Europa auf die Lokalmagnitudenskala (vergleichbar mit Richter-Skala) zurück. Die drei französischen Erdbeben Renass, FranceSeisme und LDG kommen so auf Magnitudenwerte von 5.8, bzw. 5.9.
Wichtig zu berücksichtigen ist, dass die Ermittlung der französischen Lokalmagnitude anders ist als die Ermittlung der Lokalmagnitude zum Beispiel in Mitteleuropa. Generell ist die französische Lokalmagnitude höher als die Lokalmagnitude anderer Länder. Der deutsche Erdbebendienst Südwest, der ebenfalls eine Lokalmagnitude für dieses Beben ermittelte, kommt auf M5.6. In allen Fällen fehlt es aber noch an manuell überprüften Auswertungen.
Update 19:19 Uhr: Erste Schadensmeldungen
Durch die oben beschriebene Unsicherheit bei der genauen Stärke des Erdbebens, ist auch die Abschätzung der Intensität und damit der Schäden unsicher. Dass in Niort aber mindestens Intensität VI erreicht wurde, so wie auch von uns berechnet, belegen die dort beobachteten Schäden. Wie auf Twitter gemeldet, stürzte der Schornstein eines Hauses ein. Über weitere Schäden ist noch nicht bekannt.
Des morceaux de pierre venant sans doute d’une cheminée sont tombés en centre-ville de #Niort. Les abords sont bouclés #seisme #DeuxSèvres pic.twitter.com/yNO8uJmLst
— France Bleu Poitou (@Bleu_Poitou) June 16, 2023
Update 19:31 Uhr: Magnitude auf 5.3 korrigiert
Die Universität Straßburg hat das Erdbeben nach manueller Überprüfung der Daten auf Magnitude 5.3 korrigiert. Damit ist es noch immer eines der stärksten der letzten Jahrzehnte. Wir haben die Intensitätsberechnung (ShakeMap) oben entsprechend angepasst.
Update 19:40 Uhr: Weitere Schäden, Zugverkehr unterbrochen
Französische Medien berichten unter Berufung auf die lokale Feuerwehr, dass es im Departement Deux-Sèvres zu zahlreichen Sachschäden gekommen ist. Vor allem Schäden an Schornsteinen wurden bisher gemeldet. Zudem kam es im Schienenverkehr zu Einschränkungen, unter anderem auf der Strecke Paris-Bordeaux.
Update 20:30 Uhr: Schwere Gebäudeschäden, eine Verletzte
Aus der betroffenen Region werden zunehmend größere Schäden gemeldet. So wurden im Dorf La Laigne unmittelbar westlich des Epizentrums mehrere Dächer schwer beschädigt. Der Bürgermeister des Ortes spricht in französischen Medien von teilweisen Einstürzen. An vielen anderen Orten bildeten sich zudem Risse in den Wänden vieler Häuser. In Mauzé-sur-le-Mignon wurde zudem eine Person verletzt. Mehr als 1100 Haushalte sind in der Region Charente-Maritime zudem ohne Strom, da durch das Erdbeben auch Hochspannungsleitungen beschädigt wurden.
Update 21:15 Uhr: Gebäudeeinstürze in Courçon
Ein weiterer schwer vom Erdbeben betroffener Ort ist das Dorf Courçon. Hier wurden nach Angaben französischer Medien einige Gebäude zerstört. Auch die Kirche des Ortes soll schwere Schäden erlitten haben.
Die Feuerwehr ist vielerorts weiterhin im Einsatz, um Schadensstellen zu sichern. Einen genauen Überblick, wie viele Gebäude insgesamt betroffen sind, gibt es im Moment noch nicht. Es scheinen jedoch hunderte Häuser betroffen zu sein.
Update 17. Juni, 4:44 Uhr: Bisher stärkstes Nachbeben
Trotz bisher vermeintlich geringer Nachbebenaktivität hat am frühen Morgen ein relativ kräftiges Nachbeben die Region erschüttert. Vorläufige Auswertungen ermittelten eine Magnitude 4.4. Damit liegt es im oberen Bereich dessen, was statistisch zu erwarten ist. Die Erschütterungen wurden in der Region weit verspürt. Rund um das Epizentrum könnte es vereinzelt zu weiteren leichten Schäden führen.
Update 09:10 Uhr:
Den neuesten Stand des Erdbebens sowie die geologischen Hintergründe und Ursachen des Erdbebens haben wir in diesem Artikel ausführlich zusammengefasst.
Am Morgen gab es immer mehr Meldungen über Schäden. In der am meisten betroffenen Region spricht die Feuerwehr inzwischen von mehr als 1000 beschädigten Gebäuden, wovon dutzende als potentiell unbewohnbar gelten. Mehr als 500 Menschen mussten ihre Häuser verlassen, darunter viele Einwohner des Dorfes La Laigne, wo alle Gebäude Schäden erlitten.
[irp]
Zeugenmeldungen
Les Minimes / La Rochelle
16.06.2023. 18h40 environ
Dauer ca. 4 Sekunden.
Starkes Grollen wie bei einem heftigen Gewitter.
Hängelampen im Wohnzimmer pendelten leicht.
Menschen im Wohnhaus gingen auf ihre Balkone, um sich kurz auszutauschen. Sonst keine offensichtlichen Schäden: Wasser- und Stromversorgung funktionieren. (Intensität IV)
Les Huttes, Saint Denis d’Oléron
16. Juni 2023, ca. 18:40 Uhr
Kurze, heftige Erschütterungen, der Fliesenboden in unserem Haus bebte spürbar, Geschirr in Schränken klirrte laut hörbar. (Intensität IV)
Betroffene Städte, Orte
Stadt | Land | Intensität (EMS-98) | Bewohner | Entfernung Epizentrum (km) | Beschreibung |
---|---|---|---|---|---|
Saint-Hilaire-la-Palud | FR | 7.1 | 1400 | 6.1 | mäßige Schäden |
Mauzé-sur-le-Mignon | FR | 7.1 | 2500 | 5.0 | mäßige Schäden |
Saint-Georges-du-Bois | FR | 7.0 | 1600 | 7.6 | mäßige Schäden |
Courçon | FR | 6.9 | 1200 | 7.4 | leichte Schäden |
Saint-Sauveur-d’Aunis | FR | 6.7 | 1500 | 12.2 | leichte Schäden |
Niort | FR | 5.9 | 54700 | 24.4 | stark spürbar, geringe Schäden |
La Rochelle | FR | 5.7 | 76800 | 33.0 | stark spürbar, geringe Schäden |
La Roche-sur-Yon | FR | 4.6 | 59400 | 74.1 | deutlich spürbar |
Poitiers | FR | 4.2 | 86000 | 92.4 | deutlich spürbar |
Cholet | FR | 4.1 | 53200 | 95.1 | deutlich spürbar |
Aktuelle Erdbebenaktivität nahe Courçon:
In den vergangenen 30 Tagen wurden in Courçon (Kartenausschnitt) 3 Erdbeben über Magnitude 2.1 registriert. Damit war die Erdbebenaktivität im vergangenen Monat dort geringfügig niedriger als im langjährigen Vergleich (weniger als 20 Prozent Abweichung).
Zusammenfassung der Erdbebendaten:
Wie verhalte ich mich im Falle eines schweren Erdbebens?
FAQ: Wie entstehen Erdbeben? Wo kommen sie vor? Wann sind Erdbeben gefährlich?
Erdbebenmessung im Wohnzimmer: Professionelle Seismometer für Experten und Laien (Gesponsert)
Allgemeine Informationen zu diesem Erdbeben:
Uhrzeit / Time (CET): 16.06.2023, 18:38 Uhr
Magnitude: 5.5
Tiefe: 10 km
Spürbar / Felt: ja
Schäden erwartet / Damage expected: --
Opfer erwartet / Casualties expected: --
Ursprung / Origin: tektonisch
Tsunami: --
Quellen (Erdbebendienste) zu allen Erdbebendaten / List of global earthquake surveys
See also: The most complete compilation of earthquake losses and casualties: Earthquake Impact Database
Hast du dieses Erdbeben gespürt? Bitte teile deine Beobachtung (Formular einblenden)
Erdbebendaten: GFZ
Statistik:
Seit 1960 gab es in der Region etwa 32 Erdbeben, die stärker waren als Magnitude 4.0. Durchschnittlich gibt es in dem Teil von Frankreich (nahe Courçon) 0.55 Erdbeben der Stärke 4.0 oder höher pro Jahr. Damit ist die Erdbebenaktivität in der Region normalerweise moderat und Beben der Stärke 5.5 haben eine durchschnittliche Wiederkehrperiode von mehr als 50 Jahren.
Übersicht der stärksten Erdbeben im Kartenausschnitt
Datum | Magnitude | Tiefe (km) |
---|---|---|
18.4.2005 | 5.2 | 10 |
8.6.2001 | 5.0 | 12 |
7.10.1976 | 4.8 | 33 |
13.3.1993 | 4.6 | 10 |
21.11.2013 | 4.5 | 4 |
20.3.2019 | 4.5 | 10 |
22.6.2005 | 4.3 | 10 |
12.1.1997 | 4.3 | 10 |
24.8.2006 | 4.3 | 5 |
2.5.2016 | 4.2 | 2 |
*Daten: USGS-Katalog (seit 1960)
Hinweis: Der Erdbebenkatalog enthält neben natürlichen auch induzierten Erdbeben. Dazu zählen zum Teil auch Sprengungen und Explosionen. Somit sind einzelne „falsche“ Erdbeben in der Darstellung möglich. Auch die Magnitudenangabe einzelner Erdbeben kann aufgrund von Katalogunterschieden variieren.