Schon von den Römern stammten Aufzeichnungen über zerstörerische Erdbeben im heutigen Italien. Eine Zone hoher Erdbebenaktivität durchquert das Land von Nord nach Süd. Mit den Erdbeben von L’Aquila und Amatrice 2009 bzw. 2016 fallen die beiden tödlichsten Beben der letzten Jahrzehnte in Europa in diese Zone.

Aktuelle Beiträge zu Erdbeben in Italien

Die Apennin-Halbinsel gehört zum Teil zu den nördlichsten Ausläufern der Afrikanischen Platte. Mit der Auffaltung der Alpen im Norden Italiens macht sich die Kollisionszone mit der Eurasischen Platte. Auch das Apennin-Gebirge stammt aus einer ähnlichen Kollision, bei der Adriatische Mikroplatte unter die Eurasische Platte geschoben wurde. Inzwischen hat sich dieser Trend jedoch umgekehrt: Die Halbinsel wird in West-Ost-Richtung gedehnt. Die Nahtstelle verläuft genau durch den Kamm des Apennin-Gebirges, wo sich im Laufe der letzten Jahrmillionen zahlreiche Störungszonen gebildet haben.

Die meisten dieser Störungen sind relativ klein, selten länger als 20 Kilometer, durch ihre hohe Aktivität sind sie vielerorts als steile Kanten an den Hängen der Berge sichtbar. In Form starker Beben, meist zwischen Magnitude 6 und 7, rutscht das Gebirge auseinander. Kleine Erdbeben sind auf der gesamten Halbinsel sehr häufig und treten gelegentlich in Form von Erdbebenschwärmen auf. Die meist sehr traditionelle Bauweise im Hinterland Italiens macht die dortigen Dörfer sehr anfällig für Erdbeben. Hinzu kommt die geringe Tiefe der Beben, die zu hohen, zerstörerischen Intensitäten selbst bei relativ niedrigen Bebenstärken führt. Zwar nimmt die Erdbebenhäufigkeit in der Nähe der Küste tendenziell ab. Schwere Erdbeben sind aber überall in Italien möglich.

Erdbeben in Italien
Erdbeben (blaue Punkte) in Italien zwischen 2016 und 2019. Daten: emsc-csem.org. Aktive Vulkane sind mit roten Dreiecken gekennzeichnet.

In den östlichen Alpen, an der Grenze zu Österreich und Slowenien, ist die Alpenkollision zur Zeit weiter aktiv. Hier kam es in historischer Zeit mehrfach zu schweren Erdbeben. Weiter nach Westen nimmt die Erdbebenhäufigkeit entlang der Alpensüdseite ab. Ein weiteres Gebiet relativ hoher seismischer Aktivität, allerdings ohne bekannte schwere Beben in historischer Zeit, befindet sich in der Grenzregion zu Frankreich.
Die zwischen Alpen und Apennin liegende Poebene, die am dichtesten besiedelte Region Italiens, hat weniger Erdbeben. Doch wie in den Jahren 1117 und 2012 sind schwere Erdbeben auch hier nicht ausgeschlossen.

Eine weitere Kollisionszone befindet sich an der Spitze des „Stiefels“: An der kleinen Kalabrischen Subduktionszone taucht ein Teil der Afrikanischen Platte unter die Eurasische. Als einer der wenigen Subduktionszonen weltweit weist diese kaum bekannte starke Erdbeben auf. Anders auf dem kalabrischen Festland, wo die zuvor beschriebenen Dehnungsprozesse durch die Subduktion nochmals verstärkt werden.
Weiter westlich verläuft die Plattengrenze vor der Ostküste Siziliens weiter und geht vor der Nordküste in eine weitere, ebenfalls nur geringfügig aktive Subduktion über. Entlang dieser Übergangszone hat es in historischer Zeit mehrfach große Erdbeben gegeben. Es ist damit eine der erdbebengefährdetsten Regionen des Landes.

Nicht unerheblich ist auch die Erdbebenaktivität an Italiens Vulkanen: Durch magmatische Prozesse bildeten sich rund um Ätna, Ischia und Campi Flegrei viele kleine Störungszonen. Trotz eher geringer Stärke können Erdbeben dort hohe Intensitäten erreichen und sehr gefährlich werden.

Neueste Erdbeben in Italien

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Neueste Schadensbeben

Datum Region Stärke Todesopfer Verletzte Beschädigte Gebäude
16.04.2020 Emilia-Romagna 4.2 0 0 ca. 10
24.02.2020 Kalabrien 4.4 0 1 40
09.12.2019 Toskana 4.5 0 0 720
07.11.2019 Latium 4.4 0 0 ca. 5
07.10.2019 Kalabrien 4.0 0 0 2
Die letzten 5 Schadensbeben in Italien (Daten: Earthquake Impact Database)

Auswahl historischer Erdbebenkatastrophen in Italien

2017: Kampanien, Magnitude 4.0, 2 Tote
2016: Latium, Magnitude 6.0, 299 Tote
2009: Abruzzen, Magnitude 6.3, 309 Tote
1980: Kampanien, Magnitude 6.9, 4689 Tote
1976: Friuli, Magnitude 6.5, 978 Tote
1915: Abruzzen, Magnitude 7.0, 29.978 Tote
1908: Kalabrien, Magnitude 7.0, 78.000 Tote
1883: Kampanien, Magnitude 5.8, 2313 Tote
1783: Kalabrien, Magnitude 6.9, 30.000 Tote
1693: Sizilien, Magnitude 7.7, 60.000 Tote

Erdbebendienste in Italien

INGV