Startseite » Iran » Starkes Erdbeben (M5.9) Khoy, Iran – Todesopfer und viele Verletzte

ShakeMap (Berechnete Intensität des Erdbebens in Iran):


Epizentrum, ShakeMap und historische Erdbeben der Region auf interaktiver Karte anzeigen

Was ist passiert:

Zum dritten Mal innerhalb weniger Monate hat ein starkes Erdbeben die Stadt Khoy im Nordwesten des Iran getroffen. Stärker als zuvor und näher am Zentrum der Großstadt, so die vorläufigen Auswertungen des iranischen Erdbebendienstes. Magnitude 5.9, eine Herdtiefe von nur sieben Kilometern und ein Epizentrum am Nordwestrand der Stadt soll das Erdbeben gehabt haben. Anders als die vorherigen Beben, jeweils Magnitude 5.4, östlich der Stadt, besteht somit nun höchstes Schadenspotential direkt in Khoy. Die Erschütterungen umfassten neben dem Nordwesten des Iran auch angrenzende Gebiete der Türkei, Armeniens und Aserbaidschans. Selbst dort könnten diesmal kleinere Schäden auftreten.

Im Oktober beschädigte das erste Beben in den Dörfern um Khoy mehr als 5000 Gebäude. Vor allem durch Panik wurden mehr als 1200 Menschen verletzt, die meisten in Khoy.
Vergangene Woche das zweite Beben. Dieses blieb bei geringeren Auswirkungen, da die zuvor beschädigten Gebäude bereits zum Großteil wieder aufgebaut und verstärkt wurden. Dennoch wurden 252 Menschen verletzt. Auch hier wieder überwiegend durch Panik.

Update 20:04 Uhr
Erste Nachrichtenmeldungen aus Khoy sprechen von einer relativ hohen Anzahl an zerstörten Gebäuden. Auch in Sozialen Netzwerken meldeten sich einige Nutzer, die von großer Zerstörung in Khoy und umliegenden Orten sprechen.

Update 22 Uhr
In Khoy sind zahlreiche Gebäude eingestürzt oder schwer beschädigt worden. Dies bestätigte der Katastrophenschutz am Abend. Hunderte Rettungskräfte aus der Region West Aserbaidschan und auch aus umliegenden Gebieten wurden nach Khoy entsandt. Es wird damit gerechnet, dass tausende Menschen auf Unterstützung angewiesen sind.

In weiten Teilen der Stadt fiel der Strom aus. Nach ersten Meldungen wurden bei dem Erdbeben zwei Menschen getötet und mindestens 122 verletzt. In Sporthallen und Schulen wurden Notunterkünfte eingerichtet. Zudem werden zwei Feldkrankenhäuser aufgebaut, um die vermutlich noch zunehmende Zahl an Verletzten zu behandeln.

Update 11:45 Uhr
Die Auswirkungen des Erdbebens werden nach Tagesanbruch sichtbar. Der Katastrophenschutz meldet, dass insgesamt 70 Dörfer und Städte im Großraum Khoy vom Erdbeben beschädigt worden. In vielen der Dörfer wurde ein Großteil der Häuser schwer beschädigt. Insgesamt, so die aktuellen Schätzungen, sollen mindestens 16.000 Gebäude betroffen sein. Für zehntausende Menschen in der Region werden Notunterkünfte und Hilfsgüter bereit gestellt.

Die Opferzahl des Erdbebens ist unterdessen auf drei gestiegen. Zudem gibt es mehr als 800 Verletzte. Zur Behandlung der Verletzten wurden neben mobilen Krankenhäuser auf Krankenbusse sowie Sanitäter aus benachbarten Regionen nach Khoy geschickt. Einige Verletzte wurden in Krankenhäuser nach Täbris oder Urmia ausgeflogen.

Wie viele Menschen durch das Beben obdachlos wurden, ist noch unklar. Durch die Kälte und andauernde Nachbeben ist die Situation schwierig. Gleichzeitig verängstigen Gerüchte über einen angeblichen Nuklearanschlag Israels, der das Erdbeben ausgelöst haben soll, viele Menschen. Über diese Gerüchte und die Hintergründe der Erdbebensequenz haben wir hier ausführlich geschrieben.

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Betroffene Städte, Orte

Stadt Land Intensität (EMS-98) Bewohner Entfernung Epizentrum (km) Beschreibung
Khowy IR 8.6 175400 6.3 schwere Schäden
Qarah Ẕīā’ od Dīn IR 6.6 31900 35.2 leichte Schäden
Salmās IR 6.4 81600 45.2 leichte Schäden
Tazakend AZ 5.7 0 78.4 stark spürbar, geringe Schäden
Showţ IR 5.6 0 70.8 stark spürbar, geringe Schäden
Nakhchivan AZ 5.5 64800 81.8 stark spürbar, geringe Schäden
Marand IR 5.4 124200 78.3 stark spürbar, geringe Schäden
Orūmīyeh IR 4.9 577300 116.2 deutlich spürbar
Tabriz IR 4.5 1424600 134.2 deutlich spürbar
Iğdır TR 4.5 75700 165.4 deutlich spürbar

Seismogramme


Wie jeder mit einem eigenen Seismometer zur Erdbebenregistrierung beitragen kann: Mehr dazu hier.

Aktuelle Erdbebenaktivität nahe Khowy:

In den vergangenen 30 Tagen wurden in Khoy, Iran (Kartenausschnitt) 24 Erdbeben über Magnitude 3.0 registriert. Damit war die Erdbebenaktivität im vergangenen Monat dort deutlich höher als im langjährigen Vergleich (über 20 Prozent Abweichung).

Zusammenfassung der Erdbebendaten:

Wie verhalte ich mich im Falle eines schweren Erdbebens?

FAQ: Wie entstehen Erdbeben? Wo kommen sie vor? Wann sind Erdbeben gefährlich?

Erdbebenmessung im Wohnzimmer: Professionelle Seismometer für Experten und Laien (Gesponsert)

Allgemeine Informationen zu diesem Erdbeben:

Uhrzeit / Time (CET): 28. Januar, 19:14

Magnitude: 5.9

Tiefe: 7 km

Spürbar / Felt: ja / yes

Schäden erwartet / Damage expected: ja / yes

Opfer erwartet / Casualties expected: möglich / possible

Ursprung / Origin: tektonisch

Tsunami: --

Quellen (Erdbebendienste) zu allen Erdbebendaten / List of global earthquake surveys

See also: The most complete compilation of earthquake losses and casualties: Earthquake Impact Database

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    Erdbebendaten: IRSC

    Statistik:

    Seit 1960 gab es in der Region etwa 9 Erdbeben, die stärker waren als Magnitude 5.9. Durchschnittlich gibt es in dem Teil von Iran (nahe Khowy) 0.17 Erdbeben der Stärke 5.9 oder höher pro Jahr. Damit ist die Erdbebenaktivität in der Region normalerweise hoch und Beben dieser Stärke haben eine durchschnittliche Wiederkehrperiode von etwa 5.9 Jahren (71 Monaten).

    Übersicht der stärksten Erdbeben im Kartenausschnitt* (Iran und Umgebung)

    Datum Magnitude Tiefe (km)
    23.10.2011 7.3 10
    11.8.2012 6.4 10
    22.6.2002 6.3 14
    11.8.2012 6.3 10
    23.2.2020 6.0 10
    9.7.1998 6.0 33
    8.3.2010 5.9 10
    7.11.2019 5.9 10
    14.6.2020 5.9 5
    23.10.2011 5.7 12

    *Daten: USGS-Katalog (ab Magnitude 5, seit 1960)
    Hinweis: Der Erdbebenkatalog enthält neben natürlichen auch induzierten Erdbeben. Dazu zählen zum Teil auch Sprengungen und Explosionen. Somit sind einzelne „falsche“ Erdbeben in der Darstellung möglich. Auch die Magnitudenangabe einzelner Erdbeben kann aufgrund von Katalogunterschieden variieren.