Historische Erdbeben in Deutschland vom 11. bis zum 15. Jahrhundert

1080 – Speyer (RLP)

Die teilweise Zerstörung und Neukonstruktion des Speyerer Doms im Jahr 1081 wird nach neueren Studien mit einem großen Erdbeben in Verbindung gebracht. Entsprechende archäologische Untersuchungen identifizierten Schäden an den ältesten Bereichen der Kirche, die typisch für ein Erdbeben sind. Historische Überlieferungen sind sehr lückenhaft. Ein stark in Mainz verspürtes Beben im Dezember 1080 könnte bei einem Epizentrum nahe Speyer ursächlich sein. Magnitude wohl über 6.

1088 – Meißen (SN)
Beben spürbar bis Hessen, angeblich schwere Schäden in Meißen und Umgebung

Ca. 1200 – Polen
Starkes Erdbeben im Süden Niederschlesiens (Štěpančíková 2009)

1223 – Starkes Erdbeben zwischen Köln und Düren (NRW)

Ein starkes Beben mit Epizentrum bei Erftstadt beschädigte viele Gebäude rund um Köln. Es ist eines der stärksten bekannten Erdbeben in historischer Zeit in unmittelbarer Nähe der heutigen Millionenstadt und erreichte wohl etwa Magnitude 5. Das Epizentrum lag vermutlich am Erftsprung, einer Störung, die in vorhistorischer Zeit Beben bis Magnitude 7 hervorgebracht hat.

Szenario: Intensitätsberechnung des starken Erdbebens bei Köln im Jahr 1223.

1289 – Oberrhein, Hunsrück?
Schäden aus verschiedenen Bereichen des Elsass (Frankreich) werden überliefert, vor allem in Straßburg. Vermutlich auch Schäden in Deutschland. Dieses Erdbeben ist kaum erforscht. Überlieferungen sind teils widersprüchlich und stammen aus einem großen Gebiet, sodass ein Epizentrum kaum abgeschätzt werden kann.

1295 – Churwalden (Schweiz)
Das Churwaldener Erdbeben in der Ostschweiz im Jahr 1295 gilt nach dem Basel-Erdbeben 1356 als das stärkste schweizerische Erdbeben in historischer Zeit. Es verwüstete Orte in vielen umliegenden Alpentälern, löste teils massive Bergstürze aus und zerstörte zahlreiche Burgen. Noch rund um den Bodensee kam es zu Schäden, Erschütterungen waren bis weit nach Deutschland hinein zu spüren. Neueste Studien schätzen das Beben auf Magnitude 6.2.

Das Churwalden-Szenario gilt als eines der potentiell schadensreichsten Ereignisse in der Schweiz und ist entsprechend intensiv wissenschaftlich untersucht. Sollte sich das Churwalden-Erdbeben in naher Zukunft wiederholen, wären finanzielle Verluste im zweistelligen Milliardenbereich wahrscheinlich. Große Gefahr für Siedlungen geht vor allem durch Erdrutsche aus, die nur schwer kalkulierbar sind. Unter Umständen drohen auch Tsunamis in umliegenden Seen. 

1323 – Lüneburg (NI)
Ein Erdbeben in der Lüneburger Heide, evtl. mit Gebäudeschäden.

1326 – Gera (TH)
Ein moderates Erdbeben war vor allem im Raum Gera deutlich spürbar. Dort soll es zu Schäden gekommen sein. Erschütterungen waren bis Polen zu spüren. Die Magnitude lag zwischen 4 und 5.

1348 – Katastrophales Erdbeben in Norditalien

Ein schweres Erdbeben, spürbar bis Sachsen, hat auch in weiten Teilen von Niederbayern und Franken zu Schäden geführt. Schwere Verwüstungen gab es im Süden von Österreich, sowie in der Epizentralregion in Italien, wo Tausende Menschen starben. Ebenso schwere Schäden in Slowenien und Kroatien.
Das Erdbeben wird auf Magnitude 6.8 geschätzt. Der genaue Ursprung des Bebens ist weiterhin Gegenstand der Forschung. Nach neuesten Erkenntnissen ist die Sella-Sava-Störung ursächlich.

Szenario: Berechnete Intensität (ShakeMap) für das Erdbeben in der Friaul-Region im Jahr 1348. Schwere Schäden in Italien, Österreich, Slowenien und Kroatien, schädliche Effekte auch in Deutschland.

1349 – Jülich (NRW)
Bei einem moderaten Erdbeben soll es schwere Schäden in Jülich gegeben haben.

Das große Baseler Erdbeben 1356

Ein schweres Erdbeben hat nicht nur weite Teile der Stadt Basel (Schweiz) zerstört, sondern auch an vielen Orten im Südwesten von Deutschland Gebäudeschäden verursacht. Von dutzenden bis hunderten Todesopfern im Raum Basel ist die Rede. Bis nach Frankfurt am Main soll es Schäden gegeben haben, vor allem betroffen war der südliche Oberrheingraben, einschließlich der angrenzenden Regionen Frankreichs.
Über Jahre folgten Nachbeben, die teils neue Schäden verursachten.
Das Erdbeben wird auf Magnitude 6.3 bis 6.6 geschätzt.

Das Baseler Erdbeben ist paläoseismologisch intensiv studiert. Die ursächliche Störung, die Basel-Reinach-Störung, verläuft in Nord-Süd-Richtung im Osten der Stadt. An ihr hat es seit dem frühen Holozän mehrfach ähnlich starke Erdbeben gegeben, woraus sich eine durchschnittliche Wiederholungsrate von rund 2000 Jahren ableiten lässt. 

Szenario des Basel-Erdbebens 1356
Das größte Erdbeben nördlich der Alpen in historischer Zeit hat in der schweizerischen Stadt Basel, aber auch in angrenzenden Gebieten Baden-Württembergs, schwere Schäden verursacht. Schädliche Intensitäten waren verbreitet vor allem entlang des Oberrheins und auch noch im Bodenseegebiet.

1357 – Elsass (F)
Erdbeben unbekannter Stärke am 9. Mai, das im gesamten Elsass verspürt und vor allem rund um Straßburg Gebäude beschädigt hat. Erschütterungen auch in Luxemburg, in der Pfalz und im Raum Mainz zu spüren. Überlieferungen überschneiden sich mit einem Erdbeben im Frankfurter Raum vier Tage zuvor. Es ist unklar, ob beide Berichte auf ein Ereignis mit unklarer Datierung zurückzuführen sind. 

1363 – Vogesen (F)
Ein starkes Erdbeben in den Vogesen hat auch auf Deutscher Seite des Rheins viele Schäden verursacht.

1366 – Eisenach (TH)
Vor allem in der Umgebung von Eisenach wurden bei diesem Erdbeben viele Kirchen beschädigt.

1382 – Ärmelkanal
Starkes Erdbeben (ca. Magnitude 5.5) im Ärmelkanal, das im Südosten Englands schwere Schäden verursachte. Schäden auch in Brügge, Lüttich und Maastricht. Spürbar in ganz Belgien sowie bis nach Paris und Köln.

1390 – Bad Reichenhall (BY)
Eines der größten bekannten Erdbeben am Hochstaufen, die wahrscheinlich auf Starkniederschläge zurückgehen. In Bad Reichenhall stark verspürt, keine Schäden bekannt. Magnitude wohl um 4.0. Es war Teil einer längeren Erdbebenserie, die von Oktober bis Dezember anhielt. Bereits 1389 wurden vermehrt Erdbeben verspürt.

1395 – Jülich (NRW)
Stark zu spüren war dieses Beben, dessen Epizentrum am Niederrhein lag, vor allem in Köln und Lüttich, ebenfalls in Teilen der Eifel und Dortmund.

1409 – Magdeburg (ST)
In der Magdeburger Börde hat ein moderates Erdbeben zu Gebäudeschäden geführt. Es ist das stärkste bekannte Erdbeben im Nordosten Deutschlands. Die Erschütterungen waren bis nach Leipzig und Lübeck zu spüren. Spürbare Nachbeben in den Folgejahren. 

1443 – Großes Erdbeben in der Slowakei

Historische als das Große Osteuropa-Erdbeben bekannt verwüstete ein Beben im Jahr 1443 weite Teile der Slowakei. Es ist das größte bekannte Beben des Landes. Noch in Krakau (Polen), Brünn (Tschechien) und Wien (Österreich) kam es zu Gebäudeschäden. Erschütterungen waren bis nach Sachsen und Bayern zu spüren. Die Magnitude lag bei etwa 5.9. 

1475 – Mannheim (BW)
Erdbeben verbreitet spürbar im nördlichen Oberrheingraben, Epizentrum vermutlich bei Mannheim. Magnitude ca. 4.2.

14 thoughts on “Historische Erdbeben in Deutschland

  1. das erdbeben 1976 in floraul in italien das stark auch in niederbaern zu spüren war wurde oben nicht erwähnt kann mich noch sehr gut daran erinner. das war ganz schön heftig

  2. Erdbeben Albstadt 18 .01 1978. Datum kann nicht stimmen. Ich kann mich an dieses Erdbeben noch genau erinnern( 50 km entfernt) Ich saß kurz vor 7 Uhr morgens mit meinem kleinen Bruder im Wohnzimmer und hörte Schallplatten – bei strahlendem Sonnenschein. Ich meine es war an Sonntag – der Sonntag an dem Papst Johannes Paul I in sein Amt eingeführt wurde.
    Gruß Wolfgang

  3. Das alles ist nicht gegen Italien. Ich wohne in den Marken und musste letzten Mittwoch miterleben was dort abgeht. Das sind Erdbenschwärme die seit dem Tag 2000 Nachbeben im Apennin erzeugten und die Gefahr von weiteren 7 ern und Seebeben in der Adria wächst.
    Am Sonntag 30.10.2016 ereignete sich ein weiteres Beben der Stärke 7,1 und 7 Uhr 40 morgens (offiziell 6,5). 40000 Obdachlose, 109 Gemeinden allein in den Marken betroffen. Alle Häuser haben Risse, viel sind einsturzgefährdet.

      1. Das stimmt so nicht. Zwar gehört die San Andreas Verwerfung (SAF) mit 1300 Kilometer länge zu den größeren, aber bei weitem nicht die längste. Die Alpine Fault (Neuseeland)und die Große Sumatra Störung haben den gleichen Mechanismus wie die SAF und sind mit 1400km und 1650-1900km länger. Noch einmal deutlich länger sind die Subduktionszonen in Chile (3000km) und Indonesien (5500km).

        An der SAF gab es seit 1900 nur ein Erdbeben über 7,0. Während es an der Salomonen-Subduktionszone (zwischen Honiara und Lata, rund 800km) 42 solcher Beben gab.
        Die unterschiedliche Aktivitätsintensität zeigt sich auch an der Slip Rate, also an der Geschwindigkeit, mit der die beiden Gesteinsblöcke aneinander vorbei gleiten. An der SAF beträgt diese 2 bis 3,5 cm pro Jahr. Hingegen hat die Weitin Fault in Papua Neuguinea eine Slip Rate von 13cm. An dieser gab es ein Erdbeben der Stärke 8,0 im Jahr 2000 und 7,7 in 2019.

  4. Die Erde ist ein wundervoller – schöner Planet. Der sich stetig verändert!
    Erdbeben, Vulkanausbrüche und damit verbundene Klimaveränderung, sind in seiner Geschichte, oft ein Thema gewesen.

    Wir sind nur Gast.

  5. guten Abend ,
    Ich bin überzeugt das es auch in Zukunft zu schwereren Beben in DE kommen kann,bis oder gar über Stärke 5…wir werden das vieleicht nicht mehr erleben aber möglicherweise unsere Nachfahren….
    Gruß,John

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