Magnitude 7.8 am Oberrheingraben?

Die Länge der Störung war auch der Hauptgrund, warum die Erdbebenkatastrophe in der Türkei und Syrien so verheerend war. Über eine Länge von 400 Kilometern brach die Ostanatolische Störung und verursachte auf einer Fläche halb so groß wie Deutschland starke Erschütterungen, die Gebäude einstürzen ließen und Menschen verschütteten. In Deutschland selbst gibt es auch eine Störungszone mit ähnlicher Länge: Der Oberrheingraben. Rund 300 Kilometer sind es von Frankfurt bis nach Basel. Eine Länge, die gemäß empirischer Daten ausreicht, um ein Beben im oberen Magnitude 7 Bereich auszulösen. Doch anders als in der Türkei, erfolgt der geologische Spannungsaufbau deutlich langsamer. Es müssten 100.000 Jahre vergehen, damit genug Spannung im Gestein ist, um eine solche Katastrophe auszulösen.

Dass es im Oberrheingraben tatsächlich zu solch starken Erdbeben kommt, ist aber sehr zweifelhaft. Forschende gehen bisher davon aus, dass durch die wechselhaften geologischen Bedingungen, die Krümmung und komplexe Segmentierung keine Chance besteht, dass sich ein Bruch durch den gesamten Graben zieht. Ein Graben, der aus tektonischer Sicht eigentlich kein Graben mehr ist. Der Bruchmechanismus entspricht eher dem einer Strike-Slip-Störung, analog zur San Andreas Störung oder auch der Ostanatolischen Störung.

Starke Segmentierung führt eher dazu, dass „kleinere“ Erdbeben jeweils einzelne Abschnitte des Grabens aufbrechen. Magnitude 7 gilt hier eher als wahrscheinliches Maximum, was auch durch paläoseismologische Untersuchungen (wie zum Beispiel in Karlsruhe) gestützt wird. Damit es doch zu Magnitude 7.8 wie in der Türkei kommt, müsste alles zusammen kommen, was zusammen kommen kann. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist verschwindend gering. Gut für die Region, denn ein solches Beben würde großflächige Verwüstungen anrichten. Zehntausende Wohnhäuser, dutzende große Industrieanlagen und Kraftwerke und sonstige kritische Infrastruktur wären im Katastrophengebiet betroffen. Wichtige Verkehrswege könnten durch Erdrutsche und Bodenverflüssigung zerstört werden. Es wäre eine Katastrophe, wie sie Europa seit Jahrhunderten nicht erlebt hat. Aber (zum Glück) eine Katastrophe, die nur in der Theorie denkbar ist.

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