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Der „kleine Erdbebenschwarm“ in Hessen

Mühltal – Nieder-Ramstadt (18. Februar 2018)
Kurz vor 20:30 (ich schaute erst später auf die Uhr) ertönte ein leichter Knall, bei dem die großen Fensterscheiben des Wohnzimmers in dem ich mich aufhielt, leicht hörbar vibrierten. Der Knall und Vibration war vernehmbar, wenn auch in keiner Weise beängstigend,obgleich das TV lief. (Intensität II)

Mit einem Anstieg von 15 auf 35 Erdbeben im Vergleich zum Vorjahr nach Niedersachsen das Bundesland mit der höchsten relativen Zunahme. Nur sind es in Hessen keine menschlichen Aktivitäten, die ein vermehrtes Auftreten von Erdbeben begünstigen würden.
Es ist der Rheingau-Taunus-Kreis an der Grenze zu Rheinland-Pfalz, der durch einen immer wieder kurz auflebenden Erdbebenschwarm zu einem der erdbebenreichsten Landkreise der Bundesrepublik geworden ist. Insgesamt 22 Mal registrierte das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) Erdbeben mit Magnitude 1 oder höher, dazu viele Dutzend kleinere.

Die Aktivität im Rheingau-Taunus-Kreis fokussiert sich auf die Gemeinde Heidenrod sowie grenzübergreifend auch auf Teile von Rheinland-Pfalz. In Heidenrod begann die Aktivität am 13. Januar. Neun Tage später folgten die ersten beiden (und bis heute auch einzigen) spürbaren Beben: Mit Magnitude 2.3 und 2.5 traten sie binnen weniger Minuten auf und waren schwach in einem Umkreis von rund 10 Kilometern zu spüren (Intensität II). Die mittlere Tiefe des Schwarmes von rund 17 Kilometern verhinderte, dass die Beben stärker zu spüren waren.
Insgesamt 17 Beben über M1 brachte der Schwarm im Januar hervor. In den folgenden Monaten sollten es nur einzelne Beben werden, bis Ende November eine zweite Aktivitätsphase einsetzte, wobei es zwei Beben in Heidenrod und vier im benachbarten Rheinland-Pfalz gab.
Zum Auslöser des Erdbebenschwarmes ist nichts weiter bekannt. Die Erdbeben gehen wahrscheinlich auf normale tektonische Prozesse zurück. Auch in den Vorjahren hat es dort immer vereinzelte Erdbeben gegeben.

Ebenfalls in den Vorjahren häufig in den hessischen Erdbebenlisten vertreten ist der Raum Darmstadt. Nach dem großen Schwarm 2014 kam es dort immer wieder zu neuen Beben, so auch im Jahr 2018.
Zwei Erdbeben über Magnitude 1 ereigneten sich in diesem Jahr im Ort Mühltal. Beide waren, trotz geringer Magnitude, sehr deutlich zu spüren, wie man es von früheren Erdbeben kennt.
Zum ersten Beben am 18. Februar erhielten wir insgesamt 21 Zeugenmeldungen, obwohl es mit Stärke 1.2 als Mikrobeben eingestuft wird. Aus diesen Meldungen ergibt sich ein Schütterradius von nur fünf Kilometern, das nahegelegene Darmstadt war somit kaum betroffen, und eine Maximalintensität von II bis III. Bei diesem Beben hat vor allem die Uhrzeit (20.24 Uhr) dazu beigetragen, dass es trotz geringer Intensität deutlich verspürt worden ist.

Abb. 6: Isoseistenkarte des Erdbebens (M1.2) in Mühltal am 18. Februar 2018. (Daten: erdbebennews.de)

Ähnlich beim zweiten Erdbeben am 6. Juni, das mit Stärke 2.1 auch deutlich stärker war. Es war bis in den Süden von Darmstadt und damit in einem Umkreis von 8 km zu spüren. Als Maximalintensität ergibt sich III. Herdzeit war 19.36 Uhr.
Ein drittes Erdbeben bei Darmstadt (M1.7) ereignete sich am Morgen des 30. Dezembers in Weiterstadt. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Textes lagen zu diesem Beben keine Wahrnehmungsmeldungen vor.

Bei keinem der beiden Erdbeben traten Schäden auf, doch waren sie, besonders direkt am Epizentrum, eine Erinnerung an den vergangenen Schwarm.

Weitere Erdbeben mit bestätigten Wahrnehmungen haben sich in Hessen nicht ereignet. Erwähnenswert ist jedoch noch ein Erdbeben am 22. Juni in Nauheim, das mit Magnitude 1.9 und einer geringen Herdtiefe von 3 Kilometern möglicherweise vereinzelt zu spüren war, ebenso ein M1.7 bei Bad Nauheim am 5. Dezember. Am 1. Juni ereigneten sich außerdem zwei kleine Beben (M1.2 und 1.6) auf dem Gelände des Frankfurter Flughafens.

Die 10 stärksten Erdbeben in Hessen 2018

Datum Epizentrum Magnitude
22. Januar Heidenrod, Rheingau-Taunus-Kreis 2.5
22. Januar Heidenrod, Rheingau-Taunus-Kreis 2.3
6. Juni Mühltal, Darmstadt-Dieburg 2.1
28. Januar Heidenrod, Rheingau-Taunus-Kreis 1.9
22. Juni Nauheim, Groß-Gerau 1.9
26. Februar Heidenrod, Rheingau-Taunus-Kreis 1.8
30. Dezember Weiterstadt, Darmstadt-Dieburg 1.7
13. Januar Heidenrod, Rheingau-Taunus-Kreis 1.7
5. Dezember Bad Nauheim, Wetteraukreis 1.7
1. Juni Flughafen, Frankfurt am Main 1.6

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